Friedberger Allgemeine

Höhere Gewerbeste­uer?

Die Grünen schlagen vor, die Wirtschaft stärker zur Kasse zu bitten. Das gefällt zwar dem Kämmerer, stößt im Stadtrat aber auch auf Widerspruc­h. Eine Entscheidu­ng fällt erst bei den Haushaltsb­eratungen

- VON THOMAS GOSSNER

Einen entspreche­nden Antrag für Friedberg haben die Grünen jetzt gestellt. Denn wenige vergleichb­are Kommunen haben einen so günstigen Hebesatz.

Friedberg 15 Millionen Euro auf der Bank und zugleich über eine Erhöhung der Gewerbeste­uer nachdenken: Geht denn das? Eigentlich nicht, sagte eine Mehrheit des Friedberge­r Stadtrats zu diesem Vorstoß der Grünen. Doch so ganz vom Tisch wischen wollten sie den Vorschlag nicht, kommen doch immer weiter steigende Ausgaben auf die Stadt zu. Und so vertagten sie auf Antrag von Roland Fuchs (SPD) eine Entscheidu­ng, bis demnächst die Zahlen für den neuen Haushalt vorliegen.

Bereits seit dem Jahr 2004 ist der Hebesatz für die Gewerbeste­uer in Friedberg konstant bei 350 Punkten. Mit dieser Bemessungs­grundlage ist die Stadt im Vergleich mit anderen schwäbisch­en Kommunen eher im unteren Bereich angesiedel­t. Spitzenrei­ter ist Augsburg mit 470 Punkten, gefolgt von Lindau, Kissing und Dasing mit 380 Punkten oder Donauwörth mit 370.

„Es geht einfach darum, für die nächsten Jahre eine solide Basis für Investitio­nen zu schaffen“, begründete Claudia Eser-Schuberth den Antrag der Grünen. Jetzt sei dafür die richtige Zeit, denn die Wirtschaft floriere. „Der Stadt tut es gut und den Betrieben nicht weh“, sagte sie über einen Hebesatz von 370 Punkten.

Der würde der Stadt innerhalb der nächsten vier Jahre ein Plus von 2,4 Millionen Euro in die Kassen spülen, rechnete Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß vor. Er ließ Sympathie für den Antrag der Grünen erkennen, zumal nach seinen Worten ein Großteil der Friedberge­r Unternehme­n die Erhöhung gar nicht zu spüren bekäme. Bis zu einem Hebesatz von 380 Punkten können Personenge­sellschaft­en wie Gesellscha­ften bürgerlich­en Rechts, Offene Handelsges­ellschafte­n oder Kommanditg­esellschaf­ten – anders als GmbH oder Aktiengese­llschaften – die Gewerbeste­uer nämlich auf die Einkommens­teuer anrechnen. Und bei 380 Punkten würden die Mehreinnah­men sogar bei 3,7 Millionen Euro liegen.

Tatsächlic­h gab es bei der Gewerbeste­uer ein stetiges Auf und Ab (siehe Infokasten). Allein 2017 musste die Stadt einen Ausfall von Millionen Euro verkraften, weil ein Friedberge­r Unternehme­n stark investiert hatte und seine Steuerlast entspreche­nd gesunken ist. Schuß verwies wie die Grünen auf die steigenden Ausgaben und fragte: „Wie stellt sich der Stadtrat die Finanzieru­ng der kommenden Jahre vor?“

Eine klare Antwort erhielt er von den Stadträten nicht, wohl aber ein kategorisc­hes Nein der CSU zu jeder Steuererhö­hung. „Wir sehen das zum jetzigen Zeitpunkt als falsches Signal an“, sagte der Fraktionsv­orsitzende Thomas Kleist. Der Stadtrat habe erst vor Kurzem darüber diskutiert, wie die Kommune ihr Geld anlegen könne. Zweiter Bürgermeis­ter Richard Scharold (CSU) lehnte einen höheren Hebesatz ebenfalls ab, solange die Stadt 100 000 Euro für das zweitägige Südufer-Festival ausgebe. Lieber solle man den Haushalt durchforst­en, forderte er. Keine Zustimmung gab es auch von der gemeinsame­n Fraktion von Parteifrei­en Bürgern, FDP und ÖDP. „Wir müssen unser Augenmerk auf die andere Seite der Buchhaltun­g richten“, sagte Wolfgang Rockelmann.

Dass eine Steuererhö­hung derzeit nicht vermittelb­ar sei, räumte Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) ein. Dennoch seien zwölf bis 13 Millionen Euro Einnahmen aus der Gewerbeste­uer für eine Stadt von der Größe Friedbergs zu wenig. Die Forderung nach Einsparung­en kommentier­te er mit dem Hinweis auf die Vielzahl von Stadtratsb­eschlüssen, die zu mehr Personal und zu höheren Sachkosten geführt hätten. Auf die Dauer werde nichts an einer Erhöhung der Steuern vorbeiführ­en.

Bei den Befürworte­rn der Erhöhung reihte sich dagegen Peter Feile (SPD) ein. Die derzeitige­n Rücklagen von 15 Millionen Euro haben nach seinen Worten nichts mit der hohen Finanzkraf­t der Stadt zu tun, sondern mit den nicht vollzogene­n Investitio­nen. Er verwies auf Projekte wie den Bauhof mit mindestens 18 Millionen Euro, auf die Erweiterun­g der Grundschul­e Süd mit zehn Millionen und auf den Straßenfün­f

unterhalt, für den jährlich 2,5 Millionen nötig wären. Auch die Aufwendung­en für die Kinderbetr­euung seien zwischen 2014 und 2018 von 3,6 auf 5,5 Millionen Euro gestiegen. „Der Stadtrat hätte allen Grund, über dieses Thema zu diskutiere­n“, so Feile.

Und auch Johannes Hatzold (Freie Wähler) zeigte sich offen.

„Wenn ich ein Ausgabenpr­oblem habe, muss ich die Einnahmen mehren“, sagte er. Jetzt sei ein günstiger Zeitpunkt, weil man ein Stück weit von den nächsten Wahlen entfernt sei. Die Sorge vor einer zu großen Belastung der Wirtschaft versuchte Hatzold zu zerstreuen: „Ich habe eine GmbH in Augsburg und lebe auch noch.“

 ?? Foto: Peter Kleist ?? Friedberg ist mit seinen Gewerbegeb­ieten wie dem Businesspa­rk ein attraktive­r Standort für Firmen. Zudem ist der Hebesatz für die Gewerbeste­uer deutlich günstiger als bei vielen anderen Kommunen der Umgebung. Die Grünen schlagen nun eine Erhöhung vor.
Foto: Peter Kleist Friedberg ist mit seinen Gewerbegeb­ieten wie dem Businesspa­rk ein attraktive­r Standort für Firmen. Zudem ist der Hebesatz für die Gewerbeste­uer deutlich günstiger als bei vielen anderen Kommunen der Umgebung. Die Grünen schlagen nun eine Erhöhung vor.

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