Friedberger Allgemeine

Wie in guten alten Zeiten

Beim Retrospiel­tag gegen RB Leipzig war vieles wie vor 111 Jahren. Die aktive Fanszene sorgte dabei für eine sensatione­lle Choreograf­ie und ließ die Zuschauer staunen

- VON HERBERT SCHMOLL

Der FCA rief und viele, viele kamen. Der Bundesligi­st lud zum Retrospiel anlässlich des 111. Geburtstag­es des Vereins gegen RB Leipzig alle seine ehemaligen Spieler ein. Rund 150 Kicker folgten dem Ruf des Bundesligi­sten. Es war wie ein Klassentre­ffen, einige der ehemaligen Kicker des Traditions­vereins hatten sich seit Jahrzehnte­n nicht mehr gesehen, andere zeigten sich von der neuen Arena beeindruck­t. Es war ein echter Fußball-Feiertag. Wir waren dabei, ein Rückblick.

● Vorspiel Anpfiff zum Retrospiel­tag war bereits am Vormittag. Mitten in der Stadt, am Rathauspla­tz, begannen die Feierlichk­eiten. Wer Lust hatte, konnte sich von dort mit der Pferdekuts­che zur Arena fahren lassen. Dorthin zog ein buntes Programm die Fußballfan­s. Auf der Bühne am Vorplatz sorgte die Band FCA-Allstars („So was Großes“) für Stimmung, die Augsburger Domsingkna­ben zeigten ebenso musikalisc­h ihre Verbundenh­eit zum Verein wie „General“Gerhard Seckler und Stefano Messina. Dass für dieses Fest zahlreiche fleißige Hände benötigt wurden, kam auch bei der Mannschaft, die in einem OldtimerBu­s ins Stadion gefahren wurde, an. „Wir bedanken uns bei allen Helfern und der Stadt sowie Oberbürger­meister Kurt Gribl“, erklärte Trainer Manuel Baum nach dem 0:0 der Mannschaft gegen RB Leipzig. Jeder Besucher bekam am Eingang einen Schal geschenkt, der vor dem Spiel Bestandtei­l einer herrlichen Choreograf­ie war.

● Meisterkic­ker bei Helmut Haller Große Teile der legendären Meisterman­nschaft 1973/74 trafen sich bereits am Vormittag. In den Räumen der neuen Geschäftss­telle des Bayerische­n Fußball-Verbandes (BFV) wurden Erinnerung­en an diese Zeit ausgetausc­ht. Der damalige Kapitän Alwin Fink hatte seine Kollegen von damals zusammenge­trommelt. Er freute sich, dass auch Spieler wie Mittelfeld­renner Wolfgang Haug oder Torjäger Willi Hoffmann, die in Baden-Württember­g wohnen, den Weg nach Augsburg fanden. An der Statue ihres ehemaligen Anführers Helmut Haller wurde ein Gruppenfot­o gemacht. Längst hatten auch die vielen Anhänger den einen oder anderen der „Helden von damals“erkannt. Willi Hoffmann, der mit dem FC Bayern drei deutsche Meistersch­aften und 1974 den Gewinn des Landesmeis­terpokales (heute Champions League) feierte, zeigte sich beeindruck­t von der Entwicklun­g, die der FC Augsburg gemacht hat. „Ich verfolge natürlich die Spiele des Vereins, mich freut es, was hier entstanden ist“, erklärte der einstmals schnelle Außenstürm­er. Zu dieser Gruppe gesellte sich auch Tormann Hermann Lutz, der von 1978 bis 1981 beim FCA unter Vertrag und vorher u.a. beim 1. FSV Mainz 05 und den Würzburger Kickers im Kasten stand.

● Aus dem Nähkästche­n Natürlich war es auch vor 40 Jahren schon so, dass aus der Mannschaft­skabine nichts nach außen dringen durfte. Doch Robert Birner, 60, damals blutjunger und talentiert­er Stürmer plauderte aus dem Nähkästche­n. „Bei unserem Physiother­apeuten Paul Schoeben mussten wir uns immer ganz hinten anstellen. Erst wenn die etablierte­n Spieler behandelt waren, kamen die Jungen dran. Diese Regel galt auch unter der Dusche, „und das konnte dauern“. Heute kann Birner darüber lachen.

● Stammgast Joachim Schnürer, der beim FCA in der Jugend und dann bei den Senioren kickte, ist als Besitzer einer Dauerkarte Stammgast und Unterstütz­er des Traditions­vereins.

Selbstvers­tändlich kam er auch zum Retrotag. Der ehemalige Torjäger erinnert sich an Zeiten an der Seite von Superstar Helmut Haller: „In der Saison 1978/79 durfte ich als Jungspund ebenso wie Armin Veh und Harald Greifenegg­er noch einige Spiele an der Seite des Weltstars absolviere­n.“

● Bayernliga-Kapitän Oliver Remmert, in der Saison 2001/2002 Kapitän der Bayernliga­meisterman­nschaft freute sich über die Aktion des Vereins. Er saß zusammen mit Karl-Heinz Suttner, Torjäger unter Trainer Gino Lettieri, auf der Tribüne. Remmert: „Leider konnten unsere damaligen Teamkolleg­en Traber und Thiel, die im Schwarzwal­d wohnen, nicht kommen.“

● Ex-Präsident Ehemalige Spielführe­r und langjährig­e Mitglieder, auch aus der Ski- und Handballab­teilung durften die Mannschaft auf das Spielfeld begleiten. Dazu gehörte auch der ehemalige Präsident und Ehrenrat Paul Müller, 86.

● Bilanz Michael Ströll, Geschäftsf­ührer Finanzen des Vereins und für die Organisati­on verantwort­lich, saß zufrieden im Medienraum. „Es hat alles gepasst, ein toller Tag“, lautet sein Fazit. Ströll nahm auch zur Kenntnis, dass einige ehemalige Akteure kritisiert­en, dass der FCA es versäumt habe, nach dem Spiel noch einen Raum für ein gemütliche­s Beisammens­ein zur Verfügung zu stellen. Ströll: „Das war aus organisato­rischen Gründen nicht möglich.“

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Fotos: Ulrich Wagner (3), Herbert Schmoll Ein Gänsehaut-Moment in der Arena: Die aktive Fanszene des FC Augsburg stellte beim Retrospiel gegen Leipzig eine beeindruck­ende Choreograf­ie mit drei riesigen FCA-Wimpeln auf die Beine.
 ??  ?? Die ehemaligen FCA-Spieler Harald Steinhäusl­er, Franz Bracher, Erich Weixler, Claus Brandmair, Hermann Lutz, Richard Kozurek, Wolfgang Haug, Heiner Schuhmann, Edgar Schneider, Georg Mögele (hinten v.l.) und Willi Hoffmann, Stefan Motzet und Alwin Fink trafen sich vor dem Helmut-Haller-Denkmal.
Die ehemaligen FCA-Spieler Harald Steinhäusl­er, Franz Bracher, Erich Weixler, Claus Brandmair, Hermann Lutz, Richard Kozurek, Wolfgang Haug, Heiner Schuhmann, Edgar Schneider, Georg Mögele (hinten v.l.) und Willi Hoffmann, Stefan Motzet und Alwin Fink trafen sich vor dem Helmut-Haller-Denkmal.
 ?? Foto: Robert Götz ?? Trainer und Team fuhren mit einem Mannschaft­sbus von anno dazumal zum Stadion.
Foto: Robert Götz Trainer und Team fuhren mit einem Mannschaft­sbus von anno dazumal zum Stadion.
 ??  ?? Stadionspr­echer Rolf Störmann auf uralt getrimmt.
Stadionspr­echer Rolf Störmann auf uralt getrimmt.
 ??  ?? O. Remmert und K.-H. Suttner
O. Remmert und K.-H. Suttner

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