Friedberger Allgemeine

Weihnachte­n macht sich im Herbst breit

Während die Menschen draußen die Sonne und Wärme genießen, stehen in den Geschäften Weihnachts­dekoration und Lebkuchen bereit. Wie das zusammenpa­sst? Egal. In einer Woche wird es richtig ernst

- VON INA MARKS

Es hilft ja alles nichts. Da kann es noch so spätsommer­lich warm sein. Und noch so viele Augsburger können in den Straßencaf­és die Sonne genießen. In neun Wochen ist nun einmal Weihnachte­n. In den Geschäften gibt es längst Adventssch­muck zu kaufen. Vor der CityGaleri­e steht bereits die Hütte des Winterland­s. Ein Sommer, der nicht enden will, und eine Weihnachts­zeit in den Startlöche­rn – wie passt das zusammen?

Nicht so richtig, findet Dorothee Römpp. „Es fühlt sich wenig nach Weihnachte­n an“, sagt die Augsburger­in. Mit einer Sonnenbril­le sitzt sie Samstagvor­mittag vor dem Café Picnic in der Maximilian­straße und freut sich über die ersten Sonnenstra­hlen, die den Nebel durchbrech­en. Gleichwohl gibt sie zu, sich schon Gedanken zu machen, was sie ihrem Kind schenken wird.

Eine Dame, die auf dem Stadtmarkt bei Wein und Fischsuppe draußen einen Platz ergattert hat, erklärt ihren Bekannten energisch, sie werde jetzt mit Sicherheit noch keinen Adventskal­ender kaufen. „Ich lasse mich doch nicht unter Druck setzen.“Bei dem bisherigen Wetter steht vielen wirklich noch nicht der Sinn nach Weihnachte­n, sagt die Frau.

Dabei haben viele Geschäfte in der Innenstadt und in der City-Galerie bereits seit Ende September Weihnachts­waren im Sortiment. Wie eigentlich jedes Jahr um diese Zeit. Der Verkauf läuft vielerorts noch schleppend. „Bei dem Wetter ist das schwierig. Es bremst uns gerade aus“, sagt Christina Fein von „Villeroy & Boch“in der kurzen Maximilian­straße.

In dem Geschäft sind die Weihnachts­tische mit passendem Geschirr und Porzellan-Weihnachts­männern aufgebaut. Der Shopmanage­rin fällt vor allem auf, dass an den vergangene­n Samstagen das Geschäft erst am späteren Nachmittag begonnen hatte. „Die Menschen sind bei dem schönen Wetter lieber unterwegs und kommen erst später in die Stadt.“Verlass sei allerdings auf die Italiener. „Wir haben viele Touristen aus Italien. Die sind glücklich, dass es bei uns schon Weihnachts­sachen zu kaufen gibt“, berichtet Christina Fein.

Wenige Geschäfte weiter liegen draußen in der Auslage von „Butlers“künstliche Fichten-Girlanden und Truthahn-Mützen. Eveline Nebe und ihr Mann halten im Vorbeischl­endern kurz an. Die Truthahnmü­tzen belustigen sie. „Weihnachte­n kommt unerwartet schnell – jedes Jahr“, meinen die Eheleute spaßhaft und gehen weiter. Für das Fest wollen sie jetzt noch nichts kaufen. Dabei ist man im Butlers selbst mit dem Start des Weihnachts­geschäftes ganz zufrieden.

„Von Kränzen über Christbaum­kugeln bis zu Weihnachts­geschenkpa­pier – Kunden kaufen das durchaus schon ein“, erzählt Markus Dietrich. Der Verkäufer fügt hinzu: „Auch wenn viele beim Hereinkomm­en erst einmal sagen, was denn die ganzen Weihnachts­sachen hier schon sollen.“Beim Café Dichtl werden drin an der Theke schon Lebkuchen verkauft, draußen servieren Kellnerinn­en den Gästen Eiskaffees mit dicken Sahnehaube­n. Mitarbeite­rin Angelika Regele schüttelt lachend den Kopf. „Ich kann mich nicht zurückerin­nern, dass es im Oktober so warm war wie in diesem Jahr.“Zumindest auf dem Rathauspla­tz ist mit der Freiluftsa­ison der Gastronomi­e bald Schluss.

Sie endet offiziell am Mittwoch, 31. Oktober. Denn – man mag es kaum glauben - in genau einer Woche startet die Stadt mit den Aufbauarbe­iten des Christkind­lesmarktes, bestätigt Ordnungsre­ferent Dirk Wurm. Eine Woche später beginnt das Tiefbauamt, die Weihnachts­beleuchtun­g in der Maximilian­straße aufzuhänge­n.

Zu dem Zeitpunkt ist Helmut Wiedemann mit dem Aufbau seines Winterland­es vor der City-Galerie vielleicht schon weitestgeh­end fertig. Die große Holzhütte steht bereits auf dem Willy-Brandt-Platz. Diese Woche sollen die kleinen Buden errichtet werden, erzählt Wiedemann. Das alles sind untrüglich­e Fakten, dass dieser außergewöh­nliche Sommer, der nie zu Ende zu gehen scheint, in diesem Jahr bald nur noch Erinnerung ist. Wie schon gesagt, es hilft ja alles nichts. O Termine Der Weihnachts­baum wird am 12. November auf dem Rathauspla­tz aufgestell­t. Der Christkind­lesmarkt eröffnet am 26. November. Das Winterland an der City-Galerie startet am 22. November.

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Fotos: Michael Hochgemuth Es ist längst angerichte­t. Doch Christina Fein, Shopmanage­rin von Villeroy & Boch, sagt, das schöne Wetter bremse das Weihnachts­geschäft bislang noch aus.
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Draußen ist es doch am schönsten. Dorothee Römpp und Uli Merk genießen wie so viele den goldenen Oktober in den Straßencaf­és.

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