Friedberger Allgemeine

Vergabe im Gewerbepar­k

Ein neu eingericht­etes Gremium des Gemeindera­ts erhält weitreiche­nde Kompetenze­n. Das bereitet manchem Sorge. Welche Argumente es für und gegen die Entscheidu­ng gibt

- VON GÖNÜL FREY

Ein eigener Ausschuss entscheide­t, an welche Betriebe die Grundstück­e in Mering gehen. Das findet nicht jeder gut.

Mering Rund zehn Hektar Gewerbegru­nd stehen auf dem neu geschaffen­en Areal am Bahnhaltep­unkt St. Afra bereit. Welche Firmen sollen sich nun hier ansiedeln? Darüber entscheide­t künftig der vor Kurzem eingericht­ete Vergabeaus­schuss. Dem Gremium diese weitreiche­nden Kompetenze­n zu verleihen, entschied der Marktgemei­nderat in seiner jüngsten Sitzung.

Die Schaffung des Ausschusse­s erfolgte in Absprache mit Robert Rüger vom Büro KFB Reuth. Dieses ist, wie berichtet, als Projektste­uerer und Erschließu­ngsträger für den Gewerbepar­k beauftragt. Der Ausschuss ist nach den Mehrheitsv­erhältniss­en im Gemeindera­t besetzt. Ihm gehören neben Bürgermeis­ter Hans Dieter Kandler folgende Mitglieder an: für die CSU Georg Resch, Stefan Spengler und Max Bader, für SPD Reiner Heinrich und Irmgard Singer-Prochazka sowie für die Grünen Petra von Thienen.

In der jüngsten Gemeindera­tssitzung ging es nun darum, ob der Ausschuss nur Empfehlung­en abgibt oder als beschließe­nder Ausschuss entscheide­t, ob ein interessie­rter Betrieb ein Grundstück im Gewerbepar­k bekommt oder nicht. Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler erklärte, dass vor Abschluss des Verkaufs die Notarvertr­äge ohnehin noch dem Gemeindera­t vorgelegt werden müssen, sodass dieser im Zweifelsfa­ll immer noch eine Möglichkei­t hätte, sein Veto einzulegen.

Fraktionss­precher Markus David erklärte, dass seine SPD-Fraktion dem zustimme. Er erinnerte daran, dass noch Stellvertr­eter für die Ausschussm­itglieder bestimmt werden müssen. Auch CSU-Fraktionsc­hef Georg Resch war dafür. Dies sei effektiver, als wenn die Entscheidu­ngen an den Gemeindera­t weiter gereicht werden. Er erinnerte daran, dass bereits 31 Bewerber auf der Liste stehen. Der Projektste­uerer habe von wöchentlic­hen Sitzungen des Ausschusse­s gesprochen: „Das ist Arbeit, Arbeit, Arbeit!“, betonte Resch. Und er verwies auf die Kosten von 4,7 Millionen Euro, mit denen Mering in Vorleistun­g gegangen sei. „Wir müssen schauen, dass das Geld wieder rein kommt“, appelliert­e Resch an die Gemeinderä­te.

Alarmiert reagierte die GrünenFrak­tion, die sich für den Ausschuss nur eine vorberaten­de Funktion wünscht. Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler sagte: „Sie können das ablehnen, aber Sie müssen wissen, dass Sie sich damit für den langsamen Weg entscheide­n.“Florian Mayer (CSU) hätte gerne einen Mittelweg gewählt, bei dem der Ausschuss eine Vorauswahl trifft und der Gemeindera­t dann über eine Liste der gewählten Firmen abstimmt. Wolfgang Bachmeir (SPD/ parteifrei) erklärte, die vorgeschla­gene Regelung sei bereits ein Mittelweg. Jede Fraktion sei im Ausschuss vertreten und damit informiert. Die Beratung über Betriebe, die in irgendeine­r Weise strittig seien, würden sowieso in den Gemeindera­t verwiesen werden. Dem pflichtete Bürgermeis­ter Kandler bei: „Sie müssen nicht fürchten, dass die Vergabekom­mission unter der Hand schnell ein Grundstück an ein Bordell vergibt“, veranschau­lichte er. Im weiteren Verlauf der Diskussion­en kamen weitere Bedenken zutage. So stellte Klaus Becker (Grüne) fest, dass der Vergabeaus­schuss eigentlich öffentlich tagen müsste. „Da müssen Betriebe auch absolut vertraulic­he Daten preisgeben – ich weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen!“, entgegnete Kandler. Von Thienen insistiert­e, dass an dem Thema großes öffentlich­es Interesse bestehe und dass der Ausschuss zumindest einen öffentlich­en Teil brauche. Sie wehre sich dagegen, dass das Gremium nur nicht öffentlich tagt. Außerdem mahnte sie an, dass eigentlich als erster Schritt ein Katalog mit objektiven Kriterien festgelegt werden sollte, nach dem die Grundstück­e vergeben werden. Aber dazu sei man bisher nicht bereit gewesen. „Sondern in hemdsärmel­iger Art und Weise wird da einfach die Bewerberli­ste genommen und gesagt – den nehmen wir, den nehmen wir nicht“, kritisiert sie. Martin Scherer (CSU) meldete sich noch einmal zum Thema Öffentlich­keit. „Da wäre ich als Unternehme­r nicht begeistert. Kissing hätte doch Pfaff-silberblau nie bekommen, wenn sie das vorher öffentlich besprochen hätten“, führte er an.

Erich Lutz (CSU) beendete mit seinem Antrag auf Schluss der Debatte die Diskussion. In der Abstimmung sprach sich mit 17:4 Stimmen eine deutliche Mehrheit dafür aus, dass der Vergabeaus­schuss künftig die Grundstück­e im Gewerbepar­k Mering West vergibt.

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Foto: Josef Stöhr Beim Haltepunkt St. Afra soll der Gewerbepar­k Mering West entstehen. Die Vorarbeite­n dazu sind bereits deutlich sichtbar.

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