Bühne frei für ein neues Miteinander
Die Ideensammlung für das neue Kulturentwicklungskonzept der Stadt Friedberg schließt mit einer Diskussion. Es gibt viele Pläne, aber nicht alle Teilnehmer sind begeistert
Friedberg Die Kulturlandschaft in Friedberg soll sich verändern, da sind sich alle Seiten einig. Doch einigen Teilnehmern des letzten Workshops zu diesem Thema sind die Ergebnisse zu theoretisch. Dennoch soll der Dialog fortgesetzt werden.
Seit 2016 fanden Diskussionen zu verschiedenen Aspekten des kulturellen Lebens in Friedberg statt, moderiert von Bastian Lange, Experte für Stadtentwicklung. Ihn hatte die Stadt engagiert, um ein professionelles Herangehen an die Sache sicherzustellen. Beim Abschlusstreffen im Friedberger Schloss erinnerte Lange noch einmal an die Ziele: Künftig sollten auch bisher vernachlässigte Bevölkerungsgruppen an der lokalen Kultur teilnehmen und neue Themenbereiche erschlossen werden. Außerdem solle die Kulturpolitik der Stadt transparenter und publikumsorientierter werden.
Tafeln zeigten die bisherigen Ergebnisse und luden die Anwesenden ein, weitere Ideen zu notieren. Für eine kreative Atmosphäre im Rittersaal sorgten die beiden Jugend-Musiziert-Bundessieger Cedric Penn und Paul Feige mit ihren Gitarren. Auch Bilder und eine Skulptur der Kunstschule Friedberg waren ausgestellt.
Anschließend folgte die letzte Diskussion unter der Regie von Lange: Er werde noch einen zusammenfassenden Bericht für den Kulturausschuss anfertigen, dann sei seine Arbeit in Friedberg getan, verkündete der Experte. Er hoffte aber, dass auch ohne ihn eine Gesprächsrunde in ähnlicher Form weiterhin stattfinden werde.
Lange hielt fest, dass in Friedberg der Bedarf in zwei Punkten besonders groß sei. Es müssten weitere Orte für Kultur geschaffen werden und an verschiedenen „Beziehungsthemen“gearbeitet werden, wie er die Kommunikation zwischen den vielen politischen und kulturellen Akteuren nannte.
In einem „Werkstattheft“hielt Lange die Anregungen fest, die in den früheren Treffen gesammelt wurden (siehe Infokasten). Gerd Horseling, Mitglied der Gruppe „Bürger für Friedberg“, hatte nichts gegen die geplanten Veränderungen einzuwenden. Jedoch hielt er sie für zu allgemein formuliert und bekam von mehreren Seiten Zustimmung. Er fragte, was zum Beispiel die „Angebote für die Öffnung des Ehrenamts“seien, die im Thesenpapier festgehalten wurden. Ihm fehle die Antwort auf die Frage, wie dies umgesetzt werden solle.
Lange erklärte, dass sich derzeit vorwiegend ältere Ehrenamtliche engagierten. In Zukunft sollte der Anstoß, Aufgaben im Kulturbereich zu übernehmen, auch von außen an die Bürger herangetragen werden. So würden nicht nur diejenigen ge- wonnen, die von sich aus auf die Idee kämen, sich für bestimmte Projekte einzusetzen.
Bürgermeister Roland Eichmann nannte Bürgernetz und SüduferFestival als Erfolgsbeispiele: In beiden Fällen habe sich für eine neue Zielgruppe die Option ergeben, freiwillig zu helfen. Dass das im Fall des Festivals gut funktionierte, bestätigten Dominique Gregor und Luca Aschenbrenner, die am See mit anpackten und auch im Jugendclub aktiv sind. Sie erzählten, dass durch das Festival ein neuer Helferkreis aus jungen Leuten entstand, der auch über das Event hinaus noch Bestand habe.
Dass Neuankömmlinge keinen leichten Zugang zum Friedberger Kulturleben hätten, stellte Helmut Radloff fest. Er sei überrascht gewesen, dass er keine Willkommensmappe mit einem Überblick über das Angebot in seiner neuen Heimat erhalten habe, als er nach Friedberg zog. Eichmann wies darauf hin, dass eine sogenannte „Neubürgerzeitung“bereits in Arbeit sei.
Auch für die Einheimischen könnte der Zugang zum kulturellen Engagement einfacher sein, fand Markus Hupfauer, ebenfalls Mitglied im Jugendclub. Ein aktuelles Vereinsregister wäre in seinen Augen hilfreich. Hier wandte der Bürgermeister ein, dass es ein solches im Internet bereits gebe. Die Daten seien aber oft veraltet, weil die Vereine Änderungen oft nicht an die Stadt weitergeben würden.
Dass Wertschätzung ein wichtiger Lohn ist, ohne den Ehrenamtliche schnell die Motivation für ihr Wirken verlieren können, rief Lange den Teilnehmern in Erinnerung. Damit brachte er wirksam die Debatte darüber zum Verstummen, ob die jugendlichen Helfer beim Südufer-Festival genauso hingebungsvoll arbeiteten wie die Mitorganisatoren anderer Veranstaltungen.
Kulturamtsleiter Frank Büschel betonte, dass die Kulturszene bei Außenstehenden einen guten Ruf genieße. Nur die Friedberger seien sich dessen oft nicht bewusst, obwohl viele Menschen großen Einsatz zeigten. Auch er wünschte sich mehr Anerkennung für die Verantwortlichen. Eichmann und Büschel waren nicht allein mit dem Plan, dass ein Gesprächsformat wie dieser Workshop auch künftig stattfinden müsse. So könne Bedarf erkannt und Gleichgesinnte gefunden werden. Stadträtin Marion Brülls (Grüne) lehnte das zwar nicht ab, erinnerte aber daran, dass bereits alle drei Monate eine Bürgersprechstunde stattfinde, die leider nur wenig genutzt würde. Ein Angebot allein reiche nicht, die Leute müssten auch davon erfahren.
In zwei Punkten ist der Bedarf besonders groß