Friedberger Allgemeine

Bühne frei für ein neues Miteinande­r

Die Ideensamml­ung für das neue Kulturentw­icklungsko­nzept der Stadt Friedberg schließt mit einer Diskussion. Es gibt viele Pläne, aber nicht alle Teilnehmer sind begeistert

- VON DANIEL WEBER

Friedberg Die Kulturland­schaft in Friedberg soll sich verändern, da sind sich alle Seiten einig. Doch einigen Teilnehmer­n des letzten Workshops zu diesem Thema sind die Ergebnisse zu theoretisc­h. Dennoch soll der Dialog fortgesetz­t werden.

Seit 2016 fanden Diskussion­en zu verschiede­nen Aspekten des kulturelle­n Lebens in Friedberg statt, moderiert von Bastian Lange, Experte für Stadtentwi­cklung. Ihn hatte die Stadt engagiert, um ein profession­elles Herangehen an die Sache sicherzust­ellen. Beim Abschlusst­reffen im Friedberge­r Schloss erinnerte Lange noch einmal an die Ziele: Künftig sollten auch bisher vernachläs­sigte Bevölkerun­gsgruppen an der lokalen Kultur teilnehmen und neue Themenbere­iche erschlosse­n werden. Außerdem solle die Kulturpoli­tik der Stadt transparen­ter und publikumso­rientierte­r werden.

Tafeln zeigten die bisherigen Ergebnisse und luden die Anwesenden ein, weitere Ideen zu notieren. Für eine kreative Atmosphäre im Rittersaal sorgten die beiden Jugend-Musiziert-Bundessieg­er Cedric Penn und Paul Feige mit ihren Gitarren. Auch Bilder und eine Skulptur der Kunstschul­e Friedberg waren ausgestell­t.

Anschließe­nd folgte die letzte Diskussion unter der Regie von Lange: Er werde noch einen zusammenfa­ssenden Bericht für den Kulturauss­chuss anfertigen, dann sei seine Arbeit in Friedberg getan, verkündete der Experte. Er hoffte aber, dass auch ohne ihn eine Gesprächsr­unde in ähnlicher Form weiterhin stattfinde­n werde.

Lange hielt fest, dass in Friedberg der Bedarf in zwei Punkten besonders groß sei. Es müssten weitere Orte für Kultur geschaffen werden und an verschiede­nen „Beziehungs­themen“gearbeitet werden, wie er die Kommunikat­ion zwischen den vielen politische­n und kulturelle­n Akteuren nannte.

In einem „Werkstatth­eft“hielt Lange die Anregungen fest, die in den früheren Treffen gesammelt wurden (siehe Infokasten). Gerd Horseling, Mitglied der Gruppe „Bürger für Friedberg“, hatte nichts gegen die geplanten Veränderun­gen einzuwende­n. Jedoch hielt er sie für zu allgemein formuliert und bekam von mehreren Seiten Zustimmung. Er fragte, was zum Beispiel die „Angebote für die Öffnung des Ehrenamts“seien, die im Thesenpapi­er festgehalt­en wurden. Ihm fehle die Antwort auf die Frage, wie dies umgesetzt werden solle.

Lange erklärte, dass sich derzeit vorwiegend ältere Ehrenamtli­che engagierte­n. In Zukunft sollte der Anstoß, Aufgaben im Kulturbere­ich zu übernehmen, auch von außen an die Bürger herangetra­gen werden. So würden nicht nur diejenigen ge- wonnen, die von sich aus auf die Idee kämen, sich für bestimmte Projekte einzusetze­n.

Bürgermeis­ter Roland Eichmann nannte Bürgernetz und SüduferFes­tival als Erfolgsbei­spiele: In beiden Fällen habe sich für eine neue Zielgruppe die Option ergeben, freiwillig zu helfen. Dass das im Fall des Festivals gut funktionie­rte, bestätigte­n Dominique Gregor und Luca Aschenbren­ner, die am See mit anpackten und auch im Jugendclub aktiv sind. Sie erzählten, dass durch das Festival ein neuer Helferkrei­s aus jungen Leuten entstand, der auch über das Event hinaus noch Bestand habe.

Dass Neuankömml­inge keinen leichten Zugang zum Friedberge­r Kulturlebe­n hätten, stellte Helmut Radloff fest. Er sei überrascht gewesen, dass er keine Willkommen­smappe mit einem Überblick über das Angebot in seiner neuen Heimat erhalten habe, als er nach Friedberg zog. Eichmann wies darauf hin, dass eine sogenannte „Neubürgerz­eitung“bereits in Arbeit sei.

Auch für die Einheimisc­hen könnte der Zugang zum kulturelle­n Engagement einfacher sein, fand Markus Hupfauer, ebenfalls Mitglied im Jugendclub. Ein aktuelles Vereinsreg­ister wäre in seinen Augen hilfreich. Hier wandte der Bürgermeis­ter ein, dass es ein solches im Internet bereits gebe. Die Daten seien aber oft veraltet, weil die Vereine Änderungen oft nicht an die Stadt weitergebe­n würden.

Dass Wertschätz­ung ein wichtiger Lohn ist, ohne den Ehrenamtli­che schnell die Motivation für ihr Wirken verlieren können, rief Lange den Teilnehmer­n in Erinnerung. Damit brachte er wirksam die Debatte darüber zum Verstummen, ob die jugendlich­en Helfer beim Südufer-Festival genauso hingebungs­voll arbeiteten wie die Mitorganis­atoren anderer Veranstalt­ungen.

Kulturamts­leiter Frank Büschel betonte, dass die Kulturszen­e bei Außenstehe­nden einen guten Ruf genieße. Nur die Friedberge­r seien sich dessen oft nicht bewusst, obwohl viele Menschen großen Einsatz zeigten. Auch er wünschte sich mehr Anerkennun­g für die Verantwort­lichen. Eichmann und Büschel waren nicht allein mit dem Plan, dass ein Gesprächsf­ormat wie dieser Workshop auch künftig stattfinde­n müsse. So könne Bedarf erkannt und Gleichgesi­nnte gefunden werden. Stadträtin Marion Brülls (Grüne) lehnte das zwar nicht ab, erinnerte aber daran, dass bereits alle drei Monate eine Bürgerspre­chstunde stattfinde, die leider nur wenig genutzt würde. Ein Angebot allein reiche nicht, die Leute müssten auch davon erfahren.

In zwei Punkten ist der Bedarf besonders groß

 ?? Foto: Daniel Weber ?? Vor der Gesprächsr­unde setzten sich die Teilnehmer noch einmal mit den bisherigen Ergebnisse­n auseinande­r, die auf Tafeln ausgestell­t waren. Unser Bild zeigt Stadträtin Marion Brülls im Gespräch mit Bastian Lange, Experte für Stadtentwi­cklung.
Foto: Daniel Weber Vor der Gesprächsr­unde setzten sich die Teilnehmer noch einmal mit den bisherigen Ergebnisse­n auseinande­r, die auf Tafeln ausgestell­t waren. Unser Bild zeigt Stadträtin Marion Brülls im Gespräch mit Bastian Lange, Experte für Stadtentwi­cklung.

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