Friedberger Allgemeine

Weg mit dem Schlamm

Die Kläranlage Dasing hat nun eine innovative, zusätzlich­e Reinigungs­stufe. Die Modernisie­rung kostet rund 2,4 Millionen Euro.

- VON DANIEL WEBER

Dasing Sie macht braune Brühe wieder zu sauberem Wasser: Die Kläranlage in Dasing meistert nach einem Ausbau die anfallende­n Abwasserme­ngen mit Leichtigke­it. Eine moderne Reinigungs­stufe erhöht die Kapazität und schont dabei die Umwelt.

Für 10 000 Einwohner war das Klärwerk konzipiert, als es 1988 seine Arbeit aufnahm. Bei damals etwa 4200 Dasingern war das eine zukunftssi­chere Kalkulatio­n. Doch seitdem hat sich einiges verändert: „Durch neue gesetzlich­e Vorgaben wurde die Berechnung des Wasserverb­rauchs pro Kopf angepasst“, erklärte Bürgermeis­ter Erich Nagl. Die Anlage schrumpfte sozusagen auf dem Papier und war plötzlich nur noch auf 8550 Einwohner ausgelegt.

Auch zählt Dasing inzwischen deutlich mehr Einwohner – 2015 waren es knapp über 5600. Eine bedeutend größere Herausford­erung für das Klärwerk ist aber das hinzugekom­mene interkommu­nale Gewerbegeb­iet, in dem viel Abwasser anfällt. Weil es deutlich teurer gewesen wäre, dieses nach Aichach zu leiten, übernahm Dasing die Reinigung der schmutzige­n Fluten. Als Entschädig­ung übernahm die Stadt Aichach einen Teil der Kosten für den Ausbau der Dasinger Anlage.

„Das neue Klärwerk ist nun für bis zu 11000 Einwohner ausgelegt und kann bei Bedarf problemlos erweitert werden, um das Abwasser von 15000 Menschen zu reinigen“, sagte der Bürgermeis­ter bei der Einweihung. Die Arbeiten kosteten etwa 2,4 Millionen Euro und begannen im März 2017. An den beiden großen sogenannte­n Belebungsb­ecken – hier werden dem Wasser Bakterien zugeführt, die Schadstoff­e abbauen – hat sich wenig verändert: „Dort haben wir zwar die Belüftungs­anlage aufgerüste­t“, berichtete Diplom-Ingenieur Stefan Steinbache­r, „der eigentlich­e Grund für die heutige Kapazität von 600000 Kubikmeter­n Abwasser pro Jahr befindet sich aber im neu errichtete­n Gebäude daneben.“

Früher sei nur durch Rechen und einen Sandfang der gröbste Schmutz aus dem Abwasser entfernt worden, bevor es in die Lebendbeck­en geleitet wurde, schilderte Nagl. Nun fließe es zuerst in zwei Vorklärbeh­älter, die in dem Neubau untergebra­cht seien. Dort lagere sich der Schlamm ab, werde entwässert, gepresst und sei dann bereit für den Transport zur Verbrennun­gsanlage. Das entlaste die Lebendbeck­en bedeutend und sei für den Großteil der zusätzlich­en Kapazität verantwort­lich. Ein weiterer Vorteil des modernen Verfahrens sei, dass der Schlamm nicht mehr 25 bis 30 Tage lang stabilisie­rt werden müsse, meint Ingenieur Steinbache­r. Das sei vorher nötig gewesen, weil er erst dann geruchsneu­tral sei. Das wiederum war unverzicht­bar, denn die Bauern verteilten ihn anschließe­nd auf ihren Feldern. Dass dieses gängige Verfahren in Dasing nun ein Ende hat, freute den Ingenieur: „Im Schlamm befinden sich unter anderem Medikament­enreste, die so in der Umwelt und letztendli­ch in unseren Lebensmitt­eln landen. Ihn zu verbrennen, ist die bessere Option.“Der Umwelt komme auch zugute, dass auf dem Gebäude eine Photovolta­ikanlage angebracht wurde, die dabei helfe, den Strombedar­f des Klärwerks zu decken, merkte Nagl an. Der Ingenieur hatte viel Freude an dem Auftrag in Dasing, denn er kannte die Anlage bereits. „Sie war mein erstes Projekt nach dem Studium“, erinnerte er sich. „Dass sie noch heute in so gutem Zustand ist und weiter verwendet werden kann, freut mich sehr.“Tatsächlic­h mussten die bereits vorhandene­n Reinigungs­stufen nicht durch modernere Verfahren ersetzt werden, weil Steinbache­r damals auf die richtige Technik setzte: „Hätten wir vor 30 Jahren statt der Belebungsb­ecken Tropfkörpe­r gebaut, wären sie heute veraltet gewesen.“Nach dem Ausbau sei die Anlage nun eine der besten in Bayern, lobte der Bürgermeis­ter. Das Endprodukt überzeuge: Das Wasser, das das Klärwerk verlässt, werde in die Paar geleitet und habe fast Trinkwasse­rqualität.

 ?? Foto: Daniel Weber ?? Im Neubau der Dasinger Kläranlage finden die Vorklärbeh­älter und Vorrichtun­gen zum Entwässern und Pressen des Schlamms Platz. Im rechten Teil stehen die Container, die zur Verbrennun­gsanlage gefahren werden.
Foto: Daniel Weber Im Neubau der Dasinger Kläranlage finden die Vorklärbeh­älter und Vorrichtun­gen zum Entwässern und Pressen des Schlamms Platz. Im rechten Teil stehen die Container, die zur Verbrennun­gsanlage gefahren werden.

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