Wie Menschen mit Behinderung das Leben sehen
Beim Casting für einen Kurzfilm sitzt auch Herr Braun in der Jury
Aichach-Friedberg Fabian ist sehr aufgeregt. Man sieht ihm förmlich an, wie groß seine Freude ist. Heute ist das Casting der Offenen Behindertenarbeit (OBA). In der Jury wird unter anderem Comedian Herr Braun von Hitradio RT.1 sitzen. „Ich freu’ mich so – hoffentlich werde ich ausgewählt“, sagt Fabian und strahlt. Fabian hat Spasmus und ist überall mit seinem elektrischen Stehrolli anzutreffen, wo etwas geboten ist. So geht es auch heute für ihn zum Casting.
Die Idee dahinter: Die Träger der 15 OBAs in Augsburg und den Landkreisen Augsburg-Land und Aichach-Friedberg im Netzwerk OBA möchten mit einem Kurzfilm aufmerksam machen auf die Details, die alle Menschen verbindet. Teilweise tut der Film das aus Sicht der Behinderten, Gehörlosigkeit zum Beispiel wird simuliert durch die Veränderung des Tons, eine Sehbehinderung durch ein verändertes Bild. Simone Falkenstein-Ruppert von der OBA beim Roten Kreuz Augsburg sagt: „Dabei wollen wir aber in keiner Weise Mitleid oder andere negative Gefühle erwecken, sondern vielmehr zeigen, was uns alle verbindet, und es nur die Art und Weise ist, wie wir bestimmte Dinge meistern oder angehen.“
Seit 2009 hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, Inklusion auf allen gesellschaftlichen Ebenen voranzubringen. Inklusion bedeutet: Jeder Mensch erhält die Möglichkeit, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen - und zwar von Anfang an und unabhängig von individuellen Fähigkeiten, körperlicher oder geistiger Behinderung, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter. Zur Realisierung einer inklusiven Gesellschaft ist jedoch ein gesamtgesellschaftlicher Veränderungsprozess notwendig, der auch einen Bewusstseinswandel aller Menschen beinhaltet. Dazu gehört auch ein Wertewandel. Nur dann kann wahre Inklusion gelingen. Der Imagefilm der OBAs will das verdeutlichen und zum Nachdenken anregen. Annette Müller von der Lebenshilfe in Aichach erklärt: „Mit unserem Kampagnenfilm heben wir anhand von Alltagssituationen Gemeinsamkeiten hervor, um zum Weiterdenken anzuregen.“
Am Schluss des Filmes treffen sich alle, Behinderte und Nicht-Behinderte, im Curt-Frenzel-Stadion bei den Augsburger Panthern (AEV) und genießen gemeinsam den Feierabend. Herr Braun und das Team des AEV stehen hinter dieser Idee und haben von der ersten Minute an ihre Unterstützung zugesichert. „Dieses schöne Projekt möchten wir aus dem Bauch heraus sehr gerne unterstützen“, so Leonardo Conti vom AEV. Beim Casting zeigt sich sehr schnell, dass auch Herr Braun von Hitradio RT.1 Feuer und Flamme ist. Als sich Dominic (Downsyndrom) sichtlich schwertut mit der ihm gestellten Aufgabe, springt Herr Braun kurzerhand nach vorne auf die Bühne und hilft Dominic, in dem er eine Szene vorspielt. Im Anschluss an das Casting gab es sogar noch Autogramme auf die Hand – „die wasche ich jetzt nie wieder“, freut sich Rebecca.
Eine inklusive Gesellschaft erkennt die Vielfalt der Menschen als Stärke an. Und genau das ist es, wofür sich die OBAs einsetzen. Diesmal gelingt ihnen das zusammen mit den Filmemachern Marcus Lange und Tobias Atzkern. Die beiden Medienmacher haben die Filmidee entwickelt und das Drehbuch geschrieben.
Tipps und Tricks für das Casting gibt die Schauspielerin Martina Sedlmeier, die auch die Castingteilnehmer bei ihren Aufgaben mit viel Herzblut unterstützt. Alle Beteiligten des Castings sind rein ehrenamtlich „im Einsatz“. Trotzdem kostet der Film viel Geld. Sabine Holstein von der OBA der Lebenshilfe in Augsburg sagt: „Wir freuen uns daher sehr über die finanzielle Hilfe durch die Aktion Mensch.“Für weitere Unterstützung des Projekts ist das Netzwerk der OBA natürlich auch weiterhin sehr dankbar.
» Informationen auf der Internetseite www.oba-netzwerk.de