Ein Wahrzeichen feiert Jubiläum
Vor 50 Jahren wurde der Wasserturm von Haberskirch errichtet. Noch heute erfüllt das weithin sichtbare Bauwerk eine wichtige Rolle und hat sogar eine neue Aufgabe bekommen
Haberskirch Um die Jahrhundertwende hatte es in Haberskirch – neben ganz wenigen, rein privaten – nur zwei öffentliche Gemeindebrunnen gegeben. Doch 60 Jahre später hatten alle damaligen Haushalte des 200 Einwohner zählenden Ortes fließendes Wasser, das bereits von der heutigen Trinkwassergewinnung in Stätzling kam. Das alteingesessene Haberskircher Ehepaar Golling vermutet, dass es aus zwei leicht nachvollziehbaren Gründen schließlich zum Bau des Wasserturms gekommen war: „Zum einen, weil die Anschlüsse immer mehr wurden, und zum anderen wegen des benötigten Druckes.“Der Bau des bereits mehrere Jahre vorher geplanten Wasserturms erfolgte jedenfalls 1968/69 noch unter dem damaligen Zweckverband Stätzlinger Gruppe, welcher die Trinkwasserversorgung von Stätzling, Wulfertshausen, Haberskirch und Derching innehatte. Erst Jahre später wurden ja diese vier Stadtteile nach Friedberg eingemeindet.
„Leider existiert inzwischen wahrscheinlich kein einziges Bild mehr vom Bau des Wasserturms, obwohl ich damals alles fotografisch dokumentiert habe“, bedauerte der in Haberskirch aufgewachsene In- genieur Franz Lindermayr (1930 bis 2013). Er, der sich später im benachbarten Derching niederließ und dort ein Bauunternehmen gründete, war auch der Erbauer des ausgeklügelten runden Wasserturms, der seinerzeit mittels einer sogenannten Ziehschalung immer weiter hochgezogen worden war.
Ganz allgemein gilt ja: Jeder Wasserturm besitzt einen Hochbehälter zur Speicherung des Wassers. Mit diesem wird neben der Bereithaltung einer ausreichenden Wassermenge auch für einen gleichmäßigen Druck im angeschlossenen Wassernetz gesorgt. Für einen ausreichenden Druck müssen alle Abnehmer tiefer als der Hochbehälter liegen. Der südwestlich der Ortschaft gelegene Wasserturm hat ein Speichervolumen von 150 Kubikmeter, der sich im obersten Viertel mächtigen Bauwerks befindet, und ist als „Druckvorhaltung“für die Hochzonen von Stätzling, Wulfertshausen, Haberskirch und Derching notwendig.
„Das Trinkwasser für diese Versorgungszone wird aus dem Brunnen südlich der Sportanlage des FC Stätzling gewonnen“, berichtet Bernhard Mögele von den Friedberger Stadtwerken. Mittels einer Pumpe wird das Wasser aus einer Tiefe von 130 Metern gefördert und dann zum (etwas höher gelegenen) Wasserwerk Am Kirchenfeld in Stätzling gepumpt. Das Tiefenwasser muss dort mit Sauerstoff angereichert und gefiltert werden. Nach dieser Aufbereitung wird es aus dem Stätzlinger Wasserwerk in den 500 Kubikmeter fassenden Hochbehälter neben dem Wasserturm in Haberskirch befördert. Von hier aus werden die Tiefzone – also die im Lechtal gelegenen Ortsbereiche – versorgt und der Wasserturm Haberskirch befüllt. Insgesamt beträgt der Höhenunterschied zwischen Ebene und Leite rund 40 Meter.
Neben seiner ureigensten Funktion, nämlich der Trinkwasserversorgung, spielt der Wasserturm mit einer Höhe von exakt 36,90 Metern auch für den Rundfunk, vor allem aber für die moderne private Kommunikationstechnik, eine immer wichtigere Rolle. Und dennoch schlug ein Bericht unserer Zeitung am 14. Juni 2014 zumindest bei einem Großteil der betroffenen Anwohner ein wie eine Bombe. Schon die Bildunterschrift lautete nämlich: „Dicht bestückt mit Mobilfunkantennen ist der Wasserturm bei Haberskirch. Jetzt will die Telekom gleich daneben einen fast doppelt so hohen Gittermast errichten lassen.“Geplant war dieser nur 65 Meter entfernt. Recht heftigen Protest gab es in der Folge nicht nur wegen der Landschaftsverschandelung, sondern insbesondere wegen der befürchteten Gesundheitsgefährdung.
Doch es sollte zum Glück ganz anders kommen; denn zwei Jahre später war der Mobilfunkmast von heute auf morgen ganz plötzlich vom Tisch. Aber warum? Die Telekom verzichtet auf den Neubau eines eigenen Antennenmasts und übernahm die mit der Fusion mit O2 nicht mehr benötigten Antennenplätze von E-Plus auf dem Habersdes kircher Wasserturm. Aufatmen? Das Problem der umstrittenen Strahlenbelastung steht jedenfalls nach wie vor im Raum. Bernhard Mögele von den Stadtwerken nennt die Betreiber der Antennen, die sich aktuell auf dem Haberskircher Wasserturm befinden. Dies sind im Moment: Bayerischer Rundfunk, Telefonica (O2), Telekom, Vodafone und Funkstelle für Katastrophenschutz.
Dass auch schon einmal dreiste Diebe am beziehungsweise neben dem Wasserturm zugange waren, erfuhren die Haberskircher Ende Juli 2017. Das 50 Quadratmeter große Pultdach des Trinkwasserhochbehälters direkt neben dem Turm war bis zu jenem Zeitpunkt mit Kupferbahnen geschützt. Unbekannte demontierten schließlich das gesamte Metall. Das Diebesgut müsste mit einem größeren Fahrzeug abtransportiert worden sein, so die Polizei. Die Stadtwerke Friedberg gaben den Diebstahlschaden mit rund 6000 Euro an. Nicht einmal die in der Gegend häufig anzutreffenden „Gassigeher“hatten irgendetwas Auffälliges bemerkt.
In etwa zwei, drei Jahren ist eine größere Außensanierung des Haberskircher Wasserturms geplant. Damit dürfte wohl das Bauwerk seine zentrale Aufgabe in den kommenden 50 Jahren weiterhin so zuverlässig wie bisher erfüllen. Vielleicht wäre dann aber auch an eine farbliche Verschönerung zu denken, um den weit sichtbaren Turm optisch etwas attraktiver wirken zu lassen.