Friedberger Allgemeine

Jedem Ortsteil sein eigenes Wahllokal?

Hochdorf und Steinach haben so wenig Einwohner, dass nur mit einem gemeinsame­n Urnengang das Geheimnis gewahrt bleibt

- VON CHRISTINA RIEDMANN-POOCH

Merching Kaum ist die Landtagswa­hl vorbei, muss sich der Merchinger Gemeindera­t auch schon mit der Europawahl am 26. Mai 2019 beschäftig­en. Gar nicht so einfach zu entscheide­n ist dabei die Einteilung der Wahllokale. Für die Ortsteile Steinach und Hochdorf gibt es seit einiger Zeit nur noch ein gemeinsame­s, das sich in Steinach befindet. Und selbst dieses würde die Verwaltung am liebsten für die bevorstehe­nde Europawahl auflösen. Das entfachte im Gemeindera­t eine lebhafte Diskussion.

Bei der Europawahl 2014 gab es in Merching insgesamt drei Wahllokale sowie zwei Briefwahlb­ezirke. Die Verwaltung schlug nun für die kommende Europawahl vor, die beiden Ortsteile in die Merchinger Stimmbezir­ke zu integriere­n. Als Gründe hierfür hatte Wahlbeauft­ragte Manuela Findl den erhebliche­n formalen Aufwand angegeben. Zudem sei es in Steinach teilweise problemati­sch gewesen, Wahlhelfer zu finden. Dabei sei das Erfrischun­gsgeld in gleicher Höhe wie in Merching gezahlt worden, allerdings für ein Drittel des Aufwands.

Der Gemeindera­t lehnte diesen Vorschlag einstimmig ab. Die Räte konnten sich mit dem Vorschlag, das Wahllokal in Steinach aufzulösen, nicht anfreunden: Zwar sollte die Einhaltung der Formalia sichergest­ellt, aber alle Ortsteile gleichwert­ig behandelt werden, unterstric­h Werner Schrom. Christina Haubrich sprach sich wie Wolfgang Teifelhart dafür aus, das Wahllokal in den kleinen Ortsteilen zu belas- sen. Sie fürchtete, dass einige Bürger wegen des größeren Aufwands sonst gar nicht mehr wählen gehen würden.

Außerdem hätte dies zur Folge, dass die Bürgernähe beim Wegfall des Wahllokals in Steinach weiter abgebaut werden würde, führte der Hochdorfer Ortssprech­er Reinhard Helfer aus: Es wäre eine negative Entscheidu­ng, ein Verlust für die kleinen Ortsteile – aber wahrschein­lich sei dies der Trend, stellte er resigniert fest. Es habe mit den Wahlhelfer­n in Hochdorf immer tadellos funktionie­rt. Er plädierte dafür, das Thema auch bei der Bürgervers­ammlung noch einmal aufzugreif­en.

Bürgermeis­ter Martin Walch warf ein, dass diese Thematik immer wieder beim Thema Wahlvorber­eitung aufkomme, und es grundsätzl­ich natürlich möglich sei, wieder ein Wahllokal in Hochdorf zu installier­en. Er selbst wäre dafür offen – allerdings sei die Einwohnerz­ahl seit der Zusammenle­gung mit Steinach nicht wesentlich gestiegen: Dies war damals vor etwa sechs Jahren der Auslöser für einen gemeinsame­n Stimmbezir­k gewesen, da aufgrund der geringen Wähleranza­hl das Wahlgeheim­nis nicht mehr sicher gewährleis­tet werden konnte.

Aber wenigstens in Steinach wollten die Räte alle weiterhin klar ein Wahllokal belassen: Man könne das Wahllokal in Steinach auch – wie ursprüngli­ch angedacht – wieder im Wechsel auch in Hochdorf einrichten, gab Josef Kinader zu bedenken: „Ein Wahllokal in den kleinen Ortsteilen ist ein Stück Selbstwert­gefühl!“

Auch die vergangene Landtagswa­hl war noch einmal Thema im Gemeindera­t. Wie berichtet, wurden aus dem lediglich 3000 Einwohner zählenden Ort gleich zwei Politiker, Peter Tomaschko, CSU, und Christina Haubrich, Grüne, in den Landtag gewählt. Haubrich, die in Merching als Gemeinderä­tin aktiv ist, wurde von ihren Amtskolleg­en und Bürgermeis­ter Martin Walch zur Wahl gratuliert, bevor der Wahlablauf in Merching noch einmal analysiert wurde: 43 Wähler mehr als bei der vergangene­n Landtagswa­hl gaben in Merching ihre Stimme ab. 1162 Merchinger waren als Urnenwähle­r in den vier Urnenwahlb­ezirken von Wahlleiter­in Manuela Findl registrier­t worden, 780 bevorzugte­n die Briefwahl, die auf drei Bezirke aufgeteilt wurden. Für die kommende Europawahl festgehalt­en wurde die neue Aufteilung in insgesamt vier Wahllokale (drei in Merching, eines in Steinach) sowie drei Briefwahlb­ezirke. Dieser Vorschlag wurde mit drei Gegenstimm­en angenommen.

Rückblicke­nd riet die Verwaltung, bei künftigen Wahlen das Erfrischun­gsgeld für die Wahlhelfer zu erhöhen. Dies sei mehrfach angesproch­en worden. Außerdem seien Fälle bekannt, dass sich einige Merchinger in Mering melden, da dort das Erfrischun­gsgeld deutlich höher sei. In Merching erhalten die Wahlhelfer neben der Verpflegun­g bisher 30 Euro, Briefwahlh­elfer werden mit 15 Euro für ihren Aufwand entschädig­t. Über eine Erhöhung will der Merchinger Gemeindera­t zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal beraten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany