Macht ein Rechtspopulist das Rennen?
Präsidentschaftswahl in Brasilien
Rio de Janeiro Schicksalswahl im größten Land Lateinamerikas: Brasilien hat am Sonntag über einen neuen Staatschef abgestimmt. Favorit bei der Stichwahl war der Rechtspopulist Jair Bolsonaro, der immer wieder Minderheiten beleidigt und mit extremistischen Parolen provoziert. „Heute steht die Demokratie auf dem Spiel“, sagte Gegenkandidat Fernando Haddad von der linken Arbeiterpartei nach der Stimmabgabe in São Paulo.
Bolsonaro gab am Morgen seine Stimme in Rio de Janeiro ab. Wie im Fernsehen zu sehen war, trug er eine kugelsichere Weste. Er wurde von zahlreichen Soldaten zu seinem Schutz begleitet. Anfang September war Bolsonaro bei einer Kundgebung von einem geistig verwirrten Mann mit einem Messer schwer verletzt worden. In den jüngsten Umfragen lag der ultrarechte ExMilitär mit 55 Prozent vor seinem Konkurrenten Haddad. Zuletzt schrumpfte sein Vorsprung allerdings. „Ich hoffe, dass die Menschen verstehen, dass heute ein Tag des Friedens ist“, sagte Haddad.
Bolsonaro verunglimpft immer wieder Frauen, Schwarze sowie Schwule und hegt Sympathie für die Militärdiktatur (1964–1985). Nicht wenige Wähler fürchten den Mann mit seinen faschistischen Ideen, mit den hässlichen Dingen, die er über Minderheiten, Schwule und Schwarze sagt. Allerdings profitiert Bolsonaro stark von der ausgeprägten Wut über unfassbare Korruptionsskandale, zunehmende Gewalt und ausufernde Kriminalität. Fast die gesamte Politelite ist in Schmiergeldaffären verwickelt. Obwohl er selbst seit fast drei Jahrzehnten in der Politik mitmischt und für neun verschiedene Parteien im Parlament saß, ist es ihm gelungen, sich als Anti-System-Kandidat zu präsentieren.