Paketdienst-Mitarbeiter lässt Geschmeide verschwinden
Er stahl Päckchen, die an Juweliere adressiert waren. Beute im Wert von 20000 Euro
Augsburg/Gersthofen Die Versuchung war zu groß: Ein 39 Jahre alter Mitarbeiter eines Paketdienstes aus Gersthofen ließ 23 kleine Päckchen mit Preziosen verschwinden, die Schmuckgroßhändler an Juweliere in Augsburg und in weiteren Städten der Region geschickt hatten. Die Ketten, Anhänger, Ohrstecker und vor allem zahlreiche Trauringe im Gesamtwert von 20000 Euro versilberte der Dieb bei mehreren gewerbsmäßigen Goldankäufern in Augsburg.
Der in früheren Jahren bereits erheblich vorbestrafte Mann wurde jetzt von einem Schöffengericht unter Vorsitz von Roland Fink zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Der Hauptgrund für die milde Beurteilung der Richter: Erst sein ausführliches Geständnis schon vor der Polizei hatte die umfangreiche Anklage ermöglicht.
Der Angeklagte (Verteidiger: Jörg Seubert), der mit 1200 Euro Lohn eine Familie ernähren und Schulden abzahlen musste, war bei dem Paketdienst in der Verteilung der Sendungen für die einzelnen Ausfahrer beschäftigt. Anfang November 2016 fiel ihm ein bereits aufgerissener Umschlag in die Hände, in der sich diverse Ketten befanden. Er steckte die Preziosen schnell in die Hosentasche.
Das war der Beginn einer ganzen Serie von Diebstählen, die sich bis Ende April 2017 hinzog. Er griff zu, wenn sich in den Umschlägen Schmuck ertasten ließ. Oder wenn es sich um Sendungen handelte, die an Juweliere gerichtet waren. Sechsmal suchte er Goldankäufer in Augsburg auf und verscherbelte die Beute zum Goldpreis. „Ich musste nur meinen Ausweis zeigen und unterschreiben, dass die Sachen mein Eigentum sind“, erklärte der Angeklagte, wie leicht es ihm gemacht worden war. Dass es sich bei den Schmuckstücken um zahlreiche gravierte Trauringe handelte, hätte die Aufkäufer nicht interessiert.
Dass etliche Sendungen nicht ausgeliefert worden waren, fiel bei Routinekontrollen des Paketdienstes auf. Ein Mitarbeiter des betriebsinternen Sicherheitsdienstes konnte den Kreis der verdächtigen Angestellten aufgrund von Dienstplänen und Anwesenheitskarten eingrenzen. Im Zusammenspiel mit der Gersthofer Polizei blieb der Verdacht schließlich bei dem Angeklagten hängen.
Um ihn zu überführen, wurde eine Videokamera an seinem Arbeitsplatz installiert. Mit Erfolg. Als er wieder einmal Schmuck aus einem Umschlag in die Hosentasche steckte, schnappte die Falle zu. Der 39-Jährige gestand sofort insgesamt 23 solcher Diebstähle, die man ihm wahrscheinlich nur schwer hätte nachweisen können.
Bei einer Wohnungsdurchsuchung gab er ein Versteck unter einer Sockelleiste in der Küche preis, wo sich noch einige geklaute Ringe befanden. Bei der Urteilsfindung machte es sich das Schöffengericht nicht leicht. Der Angeklagte war vor vielen Jahren bereits wegen zahlreicher Diebstähle zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, von denen er fünf Jahre absaß. Nachdem er seinen Job beim Paketdienst verloren hatte, suchte er sich sofort eine neue Arbeitsstelle, zahlt seitdem seine Schulden ab und lebt in einer festen Beziehung.
Das Gericht folgte denn auch dem Plädoyer von Verteidiger Seubert, der – anders als die Staatsanwaltschaft – eine Bewährungsstrafe für seinen Mandanten gefordert hatte. Der Verurteilte muss als Auflage 160 Sozialstunden ableisten und 20000 Euro Wertersatz (die Schadenssumme) bezahlen.
Beim Goldankauf wurde es dem Dieb leicht gemacht