Fujitsu-Schließung: Wie ein „Schlag ins Gesicht“
Nach der Ankündigung, das Werk zu schließen, ringen Parteien und Organisationen um Lösungen
Die Ankündigung von Fujitsu, das Augsburger Werk mit insgesamt 1800 Arbeitsplätzen zu schließen, ruft auch bei den politischen Parteien Bestürzung hervor.
Der CSU-Fraktionsvorsitzende Bernd Kränzle sagte in einer ersten Reaktion, die Partei sei „schockiert“. Jetzt müsse alles daran gesetzt werden, in den nächsten zwei Jahren tragfähige, sozial-verträgliche Lösungen zu erarbeiten. Die CSU-Fraktion wie die Stadt gingen davon aus, dass die vorhandenen Werkzeuge wie Interessensausgleich, Sozialplan und Transfergesellschaft in den Verhandlungen diskutiert würden. Er sei dankbar, dass sich der Oberbürgermeister und Wirtschaftsreferentin Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) entschlossen zeigten, gemeinsam mit der Industrieund Handelskammer, der Handwerkskammer und der Agentur für Arbeit diesen Prozess zu unterstützen, so Kränzle weiter.
Augsburgs SPD-Vorsitzende Ulrike Bahr sprach von einem „Schlag ins Gesicht“für die Beschäftigten und den Wirtschaftsstandort Augsburg. „Wir stehen an der Seite der betroffenen Beschäftigten und werden den Kampf für den Standorterhalt unterstützen“, versprach sie. Die Partei fordere Fujitsu auf, die Entscheidung zurückzunehmen und seiner politischen, sozial strukturellen und wirtschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. „Die Firma hat als Arbeitgeber arbeitsplatzerhaltende Maßnahmen und ein Zukunftskonzept vorzulegen“, so Bahr. Parteifreundin Margarete Heinrich, Vorsitzende der SPDFraktion im Stadtrat, nannte es ein fatales Signal an den Wirtschaftsraum Augsburg, wenn nach dem Wegbrechen der Textilindustrie nun auch die anderen großen Industrieunternehmen ihrer Verantwortung für die gesamte Region nicht gerecht würden. Die SPD und die anderen politischen Akteure seien jetzt gefordert.
Die Grünen-Fraktionschefin Marina Wild sagte, man müsse darüber nachdenken, wie die Stadt mit dem Umbau des Industriestandorts umgehen wolle. Hier sei auch der Freistaat gefordert. „Es werden immer wieder attraktive Unternehmen in München angesiedelt, die auch Augsburg gut zu Gesicht stünden“, so Wild. Augsburg brauche dauerhaft leistungsfähige Unternehmen mit attraktiven Arbeitsplätzen. Für die Fujitsu-Mitarbeiter hoffe sie, dass die Allianz für Arbeit ihnen helfen könne.
Für Die Linke meldete sich die Sprecherin für Arbeit und stellvertretende Vorsitzende der Partei, Susanne Ferschl, zu Wort. Es sei klar, dass sich Fujitsu nicht so einfach aus der Verantwortung für die Mitarbeiter stehlen könne. „Die Beschäftigten haben über Jahre hinweg den Gewinn erwirtschaftet, nun steht ihnen ein fairer Umgang zu, forderte die Politikerin. „Die Forderung der Gewerkschaft IG Metall, den Standort und alle Arbeitsplätze zu erhalten, unterstütze ich und sichere den Beschäftigten meine Solidarität und Unterstützung zu.“
Der DGB kritisierte die FujitsuFührung. Augsburgs Kreisvorsitzende und schwäbische Regionsgeschäftsführerin Silke Klos-Pöllinger sagte: „Ich bin geschockt, dass knapp ein Jahr nach der Hiobsbotschaft von der Schließung des Ledvance-Werkes jetzt ein weiterer großer Arbeitgeber angekündigt hat, seine Pforten in Augsburg zu schließen.“Wieder müssten die Beschäftigten ausbaden, dass die Unternehmensleitung nicht in der Lage sei, mit nachhaltigen Zukunftskonzepten Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. Es müssten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um das Schlimmste zu verhindern, und für die Betroffenen Perspektiven zu schaffen.
Auch im Online-Auftritt unserer Zeitung diskutieren die Menschen über das Thema. „Das Gleiche steht den Mitarbeitern von Kuka auch noch bevor“, prophezeit ein Leser. „Was die Japaner anbelangt, so sind sie nicht interessiert am Standort Augsburg, die Hauptsache war, dass sie unsere Steuergelder und EUGelder kassiert haben“, so der Leser weiter. Ein anderer Leser schreibt: „Der Aufschwung geht ungebrochen weiter. Aber es gibt keine neuen Arbeitslosen, sondern nur neue Arbeitsuchende. Finde den Fehler!“