Verkaufen oder behalten?
Von fast 100 städtischen Gebäuden stehen maximal fünf zur Disposition. Der Bauausschuss unternimmt jetzt einen ersten Schritt zur Neuordnung der Liegenschaften
Friedberg 93 Gebäude besitzt die Stadt Friedberg. Welches behält sie und für welche Funktion? Von welchem Haus trennt sie sich, weil es in privaten Händen seinen Zweck besser erfüllt? Diese Fragen beschäftigen den Stadtrat bereits seit dem Jahr 2015, als die Verwaltung erstmals eine umfassende Auflistung der Immobilien vorlegte. Doch bislang habe es dazu nie eine politische Absichtserklärung gegeben, bedauerte Finanzreferent Wolfgang Schuss, der auch die städtische Gebäudewirtschaft leitet. Jetzt konnte sich der Bauausschuss zumindest in zwei Punkten zu einem ersten Schritt durchringen: Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob die Mittelschule an der Aichacher Straße erweitert und dann die Schule am Eisenberg 3 geräumt werden kann. Und für das ehemalige Schwesternwohnheim an der Burgwallstraße 14, das derzeit an die Firma Tichawa Vision vermietet ist, schließen die Stadträte einen Verkauf inzwischen nicht mehr aus.
Einig waren sich die Politiker, dass der größte Teil der städtischen Immobilien nicht zur Disposition steht. Für die Nutzungsarten „Verwaltung“, „Feuerwehr“, „Schule“, „Kindergarten“und „Wohnen“könne unterstellt werden, dass die Gebäude dauerhaft im Bestand ge- halten werden müssten, so der Finanzreferent. Der Fokus richtete sich damit letztlich auf fünf Immobilien:
● Eisenberg 1 Das sanierungsbedürftige Vereinshaus könnte verkauft werden, wenn es für die Mieter wie Sängerverein oder Jugendclub andere Räume gäbe. Die stehen derzeit nicht zur Verfügung.
● Eisenberg 3 Die denkmalgeschützte Alte Mädchenschule könnte verkauft oder anderweitig genutzt werden, wenn die Mittelschule an der Aichacher Straße einen Erweiterungsbau erhält. Dafür wären mindestens 3,5 Millionen Euro zu investieren.
● Pfarrstraße 6 Auch im Archivgebäude, das schrittweise saniert wird, müssten die Nutzungen vor einem Verkauf ausgelagert werden. Das Stadtarchiv könnte in das Depot im Businesspark ziehen, für die Musikschule gibt es keine Ersatzräume.
● Ludwigstraße 27 Das NKD-Gebäude steht aus Brandschutzgründen größtenteils leer. Das Finanzreferat hatte mehrfach Kaufinteressenten, der Stadtrat lehnte eine Veräußerung jedoch ab.
● Burgwallstraße 14 Das ehemalige Schwesternwohnheim ist dauerhaft vermietet und bringt gute Einnahmen. Auch hier bemühte sich die Verwaltung in der Vergangenheit mehrfach um einen Verkauf, den der Stadtrat jedoch auf Eis legte.
„Wenn wir Immobilien zu Höchstpreisen verkaufen wollen, dann sollten wir es jetzt tun“, sagte Bürgermeister Roland Eichmann (SPD). Aber welche? In der Diskussion gingen die Meinungen unter den Stadträten auseinander. So sprach sich Roland Fuchs (SPD) gegen einen Verkauf des NKD-Gebäudes aus, konnte sich aber vorstellen, Teile des Stadtgartens dem ehemaligen Schwesternwohnheim zuzuschlagen. Auf diese Weise könnte dort ein weiteres Wohngebäude in bester Lage entstehen.
Jakob Eichele (Freie Wähler) wandte sich gegen eine Veräußerung der Alten Mädchenschule. „Friedberg wächst und wir haben auch schon in das Haus investiert“, erinnerte er. Wie Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) wollte auch Thomas Kleist (CSU) das Archivgebäude weiterhin städtisch genutzt wissen. Kleist sah aber grundsätzlichen Diskussionsbedarf. Es könne nicht sein, dass die Stadt den Vereinen Räume zur Verfügung stelle, die nur einmal in der Woche genutzt würden, sagte er mit Blick auf den Eisenberg 1. Hubert Nießner (ÖDP) mahnte, in Zukunft auch einmal auf einen Immobilienkauf zu verzichten, wenn kein geeignetes Konzept dafür vorhanden sei.