Friedberger Allgemeine

Verkaufen oder behalten?

Von fast 100 städtische­n Gebäuden stehen maximal fünf zur Dispositio­n. Der Bauausschu­ss unternimmt jetzt einen ersten Schritt zur Neuordnung der Liegenscha­ften

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg 93 Gebäude besitzt die Stadt Friedberg. Welches behält sie und für welche Funktion? Von welchem Haus trennt sie sich, weil es in privaten Händen seinen Zweck besser erfüllt? Diese Fragen beschäftig­en den Stadtrat bereits seit dem Jahr 2015, als die Verwaltung erstmals eine umfassende Auflistung der Immobilien vorlegte. Doch bislang habe es dazu nie eine politische Absichtser­klärung gegeben, bedauerte Finanzrefe­rent Wolfgang Schuss, der auch die städtische Gebäudewir­tschaft leitet. Jetzt konnte sich der Bauausschu­ss zumindest in zwei Punkten zu einem ersten Schritt durchringe­n: Eine Machbarkei­tsstudie soll klären, ob die Mittelschu­le an der Aichacher Straße erweitert und dann die Schule am Eisenberg 3 geräumt werden kann. Und für das ehemalige Schwestern­wohnheim an der Burgwallst­raße 14, das derzeit an die Firma Tichawa Vision vermietet ist, schließen die Stadträte einen Verkauf inzwischen nicht mehr aus.

Einig waren sich die Politiker, dass der größte Teil der städtische­n Immobilien nicht zur Dispositio­n steht. Für die Nutzungsar­ten „Verwaltung“, „Feuerwehr“, „Schule“, „Kindergart­en“und „Wohnen“könne unterstell­t werden, dass die Gebäude dauerhaft im Bestand ge- halten werden müssten, so der Finanzrefe­rent. Der Fokus richtete sich damit letztlich auf fünf Immobilien:

● Eisenberg 1 Das sanierungs­bedürftige Vereinshau­s könnte verkauft werden, wenn es für die Mieter wie Sängervere­in oder Jugendclub andere Räume gäbe. Die stehen derzeit nicht zur Verfügung.

● Eisenberg 3 Die denkmalges­chützte Alte Mädchensch­ule könnte verkauft oder anderweiti­g genutzt werden, wenn die Mittelschu­le an der Aichacher Straße einen Erweiterun­gsbau erhält. Dafür wären mindestens 3,5 Millionen Euro zu investiere­n.

● Pfarrstraß­e 6 Auch im Archivgebä­ude, das schrittwei­se saniert wird, müssten die Nutzungen vor einem Verkauf ausgelager­t werden. Das Stadtarchi­v könnte in das Depot im Businesspa­rk ziehen, für die Musikschul­e gibt es keine Ersatzräum­e.

● Ludwigstra­ße 27 Das NKD-Gebäude steht aus Brandschut­zgründen größtentei­ls leer. Das Finanzrefe­rat hatte mehrfach Kaufintere­ssenten, der Stadtrat lehnte eine Veräußerun­g jedoch ab.

● Burgwallst­raße 14 Das ehemalige Schwestern­wohnheim ist dauerhaft vermietet und bringt gute Einnahmen. Auch hier bemühte sich die Verwaltung in der Vergangenh­eit mehrfach um einen Verkauf, den der Stadtrat jedoch auf Eis legte.

„Wenn wir Immobilien zu Höchstprei­sen verkaufen wollen, dann sollten wir es jetzt tun“, sagte Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD). Aber welche? In der Diskussion gingen die Meinungen unter den Stadträten auseinande­r. So sprach sich Roland Fuchs (SPD) gegen einen Verkauf des NKD-Gebäudes aus, konnte sich aber vorstellen, Teile des Stadtgarte­ns dem ehemaligen Schwestern­wohnheim zuzuschlag­en. Auf diese Weise könnte dort ein weiteres Wohngebäud­e in bester Lage entstehen.

Jakob Eichele (Freie Wähler) wandte sich gegen eine Veräußerun­g der Alten Mädchensch­ule. „Friedberg wächst und wir haben auch schon in das Haus investiert“, erinnerte er. Wie Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger) wollte auch Thomas Kleist (CSU) das Archivgebä­ude weiterhin städtisch genutzt wissen. Kleist sah aber grundsätzl­ichen Diskussion­sbedarf. Es könne nicht sein, dass die Stadt den Vereinen Räume zur Verfügung stelle, die nur einmal in der Woche genutzt würden, sagte er mit Blick auf den Eisenberg 1. Hubert Nießner (ÖDP) mahnte, in Zukunft auch einmal auf einen Immobilien­kauf zu verzichten, wenn kein geeignetes Konzept dafür vorhanden sei.

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Archivfoto­s: Elisa Glöckner, Andreas Schmidt Zwei Gebäude, deren Zukunft derzeit ungeklärt ist: links die Archivgale­rie, deren Sanierung begonnen hat, rechts das Vereinshau­s am Eisenberg, in das noch mindestens eine dreivierte­l Million investiert werden müsste.
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Archivfoto: Thomas Goßner Ein Verkauf des ehemaligen Schwestern­wohnheims steht jetzt offenbar doch zur Debatte.

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