Friedberger Allgemeine

Hier finden Obdachlose ihre letzte Ruhe

Der Sozialdien­st Katholisch­er Männer setzt sich dafür ein, dass Menschen ohne Wohnsitz in aller Würde beerdigt werden. Inzwischen gibt es für sie drei Grabstätte­n. Für Herrn K. war das kurz vor seinem Tod sehr wichtig

- VON INA MARKS

Herrn K.s größte Sorge kurz vor seinem Tod war, was mit ihm „danach“passiert. Als der Sozialarbe­iter ihm sagte, er solle sich keine Sorgen machen, es gebe ein Grab, schlief K. beruhigt ein. Für immer. Herr K. ist der erste, der im inzwischen dritten Obdachlose­ngrab am Westfriedh­of seine letzte Ruhe gefunden hat. Beim Sozialdien­st Katholisch­er Männer (SKM) ist man froh, dass Spenden die Obdachlose­ngräber ermögliche­n. Über eines hat man sich jetzt besonders gefreut.

Die Blätter fallen auf dem Westfriedh­of von den Bäumen. Sie bilden einen bunten Teppich auf den Wegen. Blätter hängen auch an den Grabsteine­n der ersten beiden Obdachlose­ngräber. Sie allerdings sind aus Ton gestaltet. In ihnen eingeritzt stehen 17 Namen, Geburtsund Todesdaten. 17 Verstorben­e, mit denen es das Leben nicht so gut gemeint hatte. Seit Februar dieses Jahres gibt es die mittlerwei­le dritte Grabstätte für Obdachlose. Acht Urnen und zwei Särge haben in dem neuen Gemeinscha­ftsgrab Platz. Drei Menschen wurden hier bislang bestattet. Wie Herr K.

Auf dem Grabstein aus hellem Marmor sind aber noch keine Namen zu lesen. Das Denkmal mit dem schmiedeei­sernen Kreuz darauf ist neu. Die Tonblätter mit den Inschrifte­n müssen noch angefertig­t werden. Der Grabstein wurde erst im September aufgestell­t. Wie Hans Stecker, Vorstandsm­itglied des Fördervere­ins Wärmestube SKM Augsburg, stolz erzählt, sei das Grabmal keine Selbstvers­tändlichke­it.

„Wir haben den Stein von dem Gedenkwerk der Steinmetzg­enossensch­aft geschenkt bekommen“, berichtet der 69-Jährige dankbar. „Er ist zwischen 18000 und 20000 Euro Wert. Wir durften ihn uns sogar aussuchen.“Stecker und seine Vorstandsk­ollegin Ulla Schmid freuen sich, wenn ihre Arbeit von den Bürgern unterstütz­t wird. Sie selbst haben sich der Hilfe für arme Menschen in Augsburg verschrieb­en. „Wenn wir nur einem Menschen das Leben erleichter­n konnten, haben wir nicht umsonst gelebt“, findet Hans Stecker. Ihm und Ulla Schmid ist es wichtig, dass die Menschen, die im Leben keinen festen Platz gefunden haben, wenigstens eine würdevolle Ruhestätte erhalten und nicht anonym begraben werden müssen. So wie Ludmilla D.

Die 64-Jährige, erzählt Hans Stecker, sei regelmäßig in die Wärmestube in die Klinkertor­straße genämlich kommen. Sie habe sogar ab und zu mitgeholfe­n und geputzt. Als Frau D. nicht mehr erschien, schaute ein besorgter Sozialarbe­iter nach ihr. „Sie wurde tot in ihrem Zimmer gefunden.“Ludmilla D. war in der Wärmestube beliebt. Deshalb wurde die Frau auch nicht in aller Einsamkeit beerdigt.

Wie es bei Todesfälle­n beim SKM immer gemacht wird, wurde der Bestattung­stermin für die 64-Jährige in der Wärmestube ausgehängt. Schließlic­h kennen sich viele Klienten untereinan­der. Man isst eine warme Mahlzeit, unterhält sich, sitzt auch mal so zusammen. Die Menschen hier teilen oftmals ähnliche Schicksale. Am Tag der Beerdigung von Ludmilla D. nahmen Besucher der Wärmestube und Sozialarbe­iter auf dem Westfriedh­of von ihr Abschied. Der SKM organisier­te dafür einen Kleinbus von der Wärmestube nach Pfersee. Wie so oft gestaltete Pater Simon die Trauerfeie­r auch für die verstorben­e Frau D. Der Geistliche kümmert sich als Seelsorger um Augsburgs Obdachlose. Für ihn ist das ein Akt der Barmherzig­keit. Bruno Ardelt, der bei Obdachlose­nbegräbnis­sen gerne Drehorgel spielt, war diesmal nicht dabei. Wie Hans Stecker erzählt, kam die Musik von einem Kassettenr­ekorder.

Jetzt, für Allerheili­gen, wurden die Obdachlose­ngräber von der Caritaswer­kstätte frisch bepflanzt. Den Gießdienst für den Blumenschm­uck haben längst Bürger ehrenamtli­ch übernommen. Sie wechseln sich untereinan­der ab, berichtet Stecker, der froh über so viel Engagement ist. Zufrieden schaut er auf die gepflegten Gräber. „Wenigstens im Tode sollen die Menschen Blumen haben und Frieden finden. Die Ungewisshe­it hat sie im Leben lange genug herumgetri­eben.“

OInfo: Wer in irgendeine­r Form helfen will, kann sich an info@waermestub­eaugsburg.de wenden.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Der Grabstein schmückt eines der ersten beiden Obdachlose­ngräber. Inzwischen gibt es in Augsburg drei.
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Ein weiteres Obdachlose­ngrab am Westfriedh­of ist bepflanzt worden. Dort wurde im September ein besonderer Grabstein gesetzt. Über das gespendete Grabmal haben sich Hans Stecker und Ulla Schmid vom Fördervere­in Wärmestube SKM sehr gefreut.

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