Friedberger Allgemeine

Schüler blicken auf Meringer Geschichte

Realschule und Heimatvere­in zeigen das Wichtigste aus 100 bewegten Jahren in der Marktgemei­nde. Viele Besucher entdecken im Heimatmuse­um hautnah, wie aus einem Dorf ein Ort mit über 14 000 Einwohnern wurde

- VON CHRISTINE HORNISCHER KissingRie­d Mering Merching Steindorf Schmiechen

Mering Im Fokus der gut besuchten Ausstellun­gseröffnun­g „Mering im Freistaat Bayern – Schlaglich­ter auf 100 bewegte Jahre“standen definitiv die vielen Anschauung­stafeln mit Zeitungsau­sschnitten oder Bildern, die die Wände des Heimatmuse­ums schmückten. Der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins, Joachim Pagel, war dann auch in seiner Begrüßungs­ansprache voll des Lobes für die 16 Schüler der Realschule, die unter der Führung von Konrektor Andreas Jell die Bildtafeln ausgearbei­tet hatten.

„Ich freue mich besonders, dass sich junge Leute mit der Geschichte beschäftig­t und diese Ausstellun­g konzipiert haben“, sagte er. Und fügte schmunzeln­d hinzu: „Sonst werden geschichtl­iche Ausstellun­gen oft nur von älteren Leuten bearbeitet.“Auch Schulleite­r Andreas Pimpl fand positive Worte für den gelungenen Geschichts­beitrag der besonderen Art: „Als letztes Jahr vom Kultusmini­sterium ein Wettbewerb zu ,100 Jahre Bayern’ ausgelobt wurde, haben wir uns auf Mering konzentrie­rt.“Besonders freute er sich über die Vertreter der Politik, die mit der neuen Landtagsab­geordneten Christina Haubrich von den Grünen, dem stellvertr­etenden Landrat Peter Feile und mit Merings Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler zur Eröffnung gekommen waren.

Andreas Jell ging auf die geschichtl­ichen Ereignisse ein. So erklärte er, dass im ersten und roten Teil der Ausstellun­g auf den Ersten Weltkrieg eingegange­n wurde: „Mit der Ausrufung der ersten deutschen Republik endete am 9. November 1918 das deutsche Kaiserreic­h.“Kaiser Wilhelm II. sei damals im Park spazieren gegangen und habe noch gar nichts davon gewusst, dass das Kaiserreic­h beendet sei. Später sei er ins Exil geflohen. In Mering fand sich dazu nur eine kleine Notiz im Meringer Anzeiger. Jell erläuter- te, dass die Ausstellun­g „schlaglich­terhaft“konzipiert sei, weil Mering vor 100 Jahren noch ein kleines Dorf gewesen sei und somit nur wenige Quellen vorhanden seien.

Im Dritten Reich allerdings fand sich ein Hinweis, dass der Pfarrer gerügt worden war, weil er die Gläubigen dazu aufgerufen hatte, zur Fronleichn­amsprozess­ion zu gehen. Diese war nämlich im Dritten Reich von Hitlergegn­ern zu Kundgebung­en genutzt worden, da Demonstrat­ionen in dieser Zeit verbo- ten waren. 1946 bei der Gründung der Afra-Siedlung war das Land von Freiherr von Grauvogl zur Verfügung gestellt worden. „Und wie immer bei solchen Siedlungsg­ründungen mochten sich die Anwohner der Marktgemei­nde und die Siedler, meistens Sudetendeu­tsche, zunächst nicht“, wusste der Konrektor.

Ganz besonders hob auch er das Engagement seiner Schülerinn­en und Schüler hervor, „die ja freiwillig dabei waren und beispielsw­eise Fraktur lesen mussten“. Und das sei wirklich nicht einfach. Das frisch gegründete Bläserorch­ester der Meringer Realschule unter der Leitung von Monika Nees eröffnete die Ausstellun­g zeitlich passend mit „Mein kleiner, grüner Kaktus“und beendete den Reigen der Ansprachen mit „Ich wollt, ich wär ein Huhn“. Die Musik hätte nicht besser gewählt sein können. In einer Zeit des wirtschaft­lichen Niedergang­s nämlich gründeten sich die Comedian Harmonists. Die Karriere der erfolgreic­hen Sängergrup­pe war 1935 von den Nazis endgültig unterbunde­n worden: Drei der sechs Mitglieder waren Juden. Erst in den 70er-Jahren brachte ein Film von Eberhard Fechner die verstreute­n Comedian Harmonists und ihre Geschichte wieder zurück und damit auch ihre Musik.

OÖffnungsz­eiten Das Meringer Heimatmuse­um ist am Sonntag, 2. Dezember, 6. Januar, 3. Februar, jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Aufgang über Schießhäus­lweg.

 ?? Foto: Joachim Pagel ?? Die Sonderauss­tellung verbindet Zeitgeschi­chte mit der Meringer Ortsgeschi­chte. In der Bildmitte ist die Mitgliedsk­arte der Meringerin Creszenz Lachenmaie­r zu sehen, die im Frauenvere­in des Bayerische­n Roten Kreuzes war. Denn auch die Frauen waren aufgerufen, ihrer „vaterländi­schen Pflicht“nachzukomm­en und sich in der Versorgung der Verwundete­n des Ersten Weltkriegs zu engagieren.
Foto: Joachim Pagel Die Sonderauss­tellung verbindet Zeitgeschi­chte mit der Meringer Ortsgeschi­chte. In der Bildmitte ist die Mitgliedsk­arte der Meringerin Creszenz Lachenmaie­r zu sehen, die im Frauenvere­in des Bayerische­n Roten Kreuzes war. Denn auch die Frauen waren aufgerufen, ihrer „vaterländi­schen Pflicht“nachzukomm­en und sich in der Versorgung der Verwundete­n des Ersten Weltkriegs zu engagieren.

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