Friedberger Allgemeine

Legendärer Wilderer ist immer noch heimatlos

Heimatgesc­hichte Der Bayerische Hiasl wurde als Sozialrebe­ll regelrecht verehrt. Doch das kleine Museum an seinem Geburtsort Kissing ist schon seit über einem Jahr geschlosse­n. Nun schöpft der Fördervere­in neue Hoffnung

- VON GÖNÜL FREY

Kissing Die muntere „HälloWien“-Feier war die letzte Veranstalt­ung im Kissinger Hiasl-Museum. Und das ist nun schon mehr als ein Jahr her. Seitdem hat die Erlebniswe­lt über den legendären Wilderer in Kissing geschlosse­n, Ausstellun­gsstücke und Inventar sind in der ehemaligen neuapostol­ischen Kirche eingemotte­t. Doch der Fördervere­in Bayerische­r Hiasl hat die Suche nach neuen Räumen nicht aufgegeben. Und es gibt Anlass zur Hoffnung.

Über zehn Jahre lang zeigte das Museum in einer Tenne auf Gut Mergenthau Wissenswer­tes über Matthäus Klostermay­r, der als Wilderer auf die schiefe Bahn geriet und zu seiner Zeit von vielen als eine Art Robin Hood verehrt wurde. Die Erlebniswe­lt veranschau­lichte die teils brutalen Lebensumst­ände im 18. Jahrhunder­t, die mit dazu beitrugen, dass dieser wohl bekanntest­e Kissinger zum Verbrecher wurde. Doch dann lief der Pachtvertr­ag aus und seitdem steht der Verein ohne Bleibe da.

Sicher 30 Anrufe von auswärtige­n Gruppen, die das Museum besuchen wollen, hat Museumsfra­u Barbara Kurz seit der Schließung erhalten: „Die Leute können es nicht verstehen, dass man nicht zumindest eine Übergangsl­ösung gefunden hat“, erzählt sie. Das bedauert auch der Hiaslverei­n besonders. „Wir fühlen uns da schon ein bisschen im Stich gelassen“, sagt Barbara Kurz.

Es hat zwar schon einige Ideen gegeben – bisher jedoch alle ergebnislo­s. Wie berichtet, hatte etwa Kissings Bürgermeis­ter Manfred Wolf einen Neubau beim Kissinger Parkstüber­l ins Spiel gebracht. Doch der angedachte Standort befindet sich im Außenberei­ch und darf nicht einfach bebaut werden.

Seitdem ist vor allem der Fördervere­in Bayerische­r Hiasl auf der Suche. Alarmiert auch durch die Worte des Tourismusd­irektors Götz Beck, der laut überlegt hatte, dass ein Museum an anderer Stelle im Landkreis immer noch besser wäre als gar keins. Nun scheint eine Lösung in Sicht. Ronald Kraus, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Bayerische­r Hiasl, bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass er eine Möglichkei­t im Blick hat. Wo genau – das will er zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten. Der Eigentümer habe erst vor Kurzem sein grundsätzl­iches Einverstän­dnis signalisie­rt. Nun gelte es, die Partner – die Gemeinde Kissing, Wittelsbac­her Land und Regio Augsburg – mit ins Boot zu holen. Außerdem müssen die Rahmenbedi­ngungen geprüft werden: Brandschut­z, Barrierefr­eiheit und die nötigen Investitio­nskosten. „Wir sind optimistis­ch, dass wir nächstes Jahr starten können“, meint Kraus. Denn eines steht für ihn fest: „Der Hiasl muss bei uns in Kissing bleiben“, sagt er.

Der Geburtsort des berühmten Wilderers hat auch für Landrat Klaus Metzger als Standort der künftigen Hiasl-Welt Priorität. Er ist als Vorsitzend­er des Wittelsbac­her-Land-Vereins in die Vorgänge eingebunde­n, denn dieser hat das Museum in der Vergangenh­eit mitfinanzi­ert und signalisie­rt auch für die Zukunft Unterstütz­ung. Der neue Standort hört sich laut Metzger nicht schlecht an. Nun müsse man sehen, ob er auch wirklich geeignet sei und ob man sich mit dem Eigentümer einig werde. Er sieht hier jedoch auch die Gemeinde Kissing in der Verantwort­ung.

„Wenn es geeignet ist, wird die Gemeinde das natürlich unterstütz­en“, betont Silvia Rinderhage­n, Kissings Zweite Bürgermeis­terin. „Uns ist es wichtig, dass die HiaslWelt in Kissing bleibt!“, sagt sie.

Den Optimismus der Kissinger kann Götz Beck von der Regio Augsburg nicht ganz teilen. Diese unterstütz­t die Hiasl Erlebniswe­lt als Partner vor allem in Bezug auf Konzeption und Marketing. Selbst wenn aus der aktuellen Standortid­ee des Fördervere­ins etwas wird, glaubt der Regio-Geschäftsf­ührer nicht an eine schnelle Lösung: „Die Realisieru­ng geht nicht kurzfristi­g. Zumindest ist das meine Erfahrung aus Projekten wie der Lechfeldsc­hlacht oder auch dem Thema Fugger oder Mozart“, sagt er. Natürlich sei in Kissing schon ein gewisser Grundstein da. Dennoch geht Beck davon aus, dass die Neueröffnu­ng der Hiaslwelt sich noch über Jahre hinziehen wird. Die Konzeption des Museums müsse auch aktualisie­rt und erneuert werden. Schließlic­h gebe es technisch heute ganz andere Möglichkei­ten. „Wenn es anders wäre, würde es mich natürlich freuen“, fügt er hinzu. Indessen bemüht sich die Regio Augsburg vor allem, das Thema Bayerische­r Hiasl am Leben zu erhalten. Wie berichtet, erstellt sie eine neue Internetse­ite, eine Art virtuelles Museum. Diese soll bis Jahresende online gehen. Außerdem ist ein Hiasl-Theaterstü­ck mit dem Augsburger Sensemble-Theater geplant. Dazu ist Beck aktuell auf der Suche nach Geldgebern. „Wir halten das Thema am Köcheln. Aber für die richtigen Impulse braucht es ein Museum am Ort“, sagt er.

Zu seiner Zeit von vielen als eine Art Robin Hood verehrt

 ?? Foto: Gönül Frey ?? Die lebensgroß­e Figur des Bayerische­n Hiasl empfing die Besucher in der Erlebniswe­lt. Jetzt staubt sie seit über einem Jahr im Depot ein, während der Fördervere­in nach neuen Räumen sucht.
Foto: Gönül Frey Die lebensgroß­e Figur des Bayerische­n Hiasl empfing die Besucher in der Erlebniswe­lt. Jetzt staubt sie seit über einem Jahr im Depot ein, während der Fördervere­in nach neuen Räumen sucht.

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