Friedberger Allgemeine

Ludwigstra­ße soll neu durchdacht werden

Der Stadtrat will sowohl eine Einbahnstr­aße als auch die Fünf-Stöpsel-Lösung prüfen lassen. Damit ist die Debatte über die Zukunft der Innenstadt wieder eröffnet

- VON UTE KROGULL

Der Stadtrat hat beschlosse­n, dass die Verkehrsth­ematik in der Friedberge­r Innenstadt neue Fahrt aufnehmen soll.

Friedberg Seit Jahren ärgern sich die Friedberge­r mit ihrer Ludwigstra­ße herum. Donnerstag­abend war es Sache von 15 Minuten, und der Stadtrat hatte vergleichs­weise einmütig beschlosse­n, dass die Verkehrsth­ematik neue Fahrt aufnehmen soll. Das Gremium stimmte zuerst dem Vorschlag der Grünen zu, welche die Ludwigstra­ße in eine Einbahnstr­aße verwandeln wollen, anschließe­nd dem von Parteifrei­en Bürgern, ÖDP, FDP, welche die Innenstadt mit Stöpseln für den Durchgangs­verkehr sperren möchten. Beides soll die Verwaltung prüfen.

Kommunalre­ferent Wolfgang Basch hatte gleich anfangs klargestel­lt: „Es werden keine inhaltlich­en Diskussion­en stattfinde­n, sondern es geht nur darum, ob die Verwaltung das prüft.“Das unterband ausufernde Debatten, wenngleich die Fraktionen ihre Standpunkt­e kurz bekräftigt­en. Letztlich stimmten alle Marion Brülls (Grüne) zu: „Der jetzige Zustand ist unzumutbar.“Die Grünen hatten mit ihrem neuerliche­n Antrag auf eine Einbahnstr­aße – Martha Reißner hatte einen solchen bereits 2014 gestellt – die Diskussion ins Rollen gebracht. Brülls betonte, bei der Richtung der Einbahnstr­aße habe ihre Fraktion keine Vorlieben. Letztlich sei eine Fußgängerz­one die beste Lösung. „Das ist aber momentan nicht durchsetzb­ar.“Sie forderte vom Stadtrat den Mut zu einer Entscheidu­ng.

Wolfgang Rockelmann von den Parteifrei­en Bürgern plädierte für eine umfassende­re Betrachtun­g. Eine Einbahnstr­aße halbiere den Verkehr nicht und habe Auswirkung­en auf die Randbezirk­e zur Folge. Die flexiblen Stöpsel sperren den Durchgangs­verkehr aus, erlaube aber Anwohnern und Kunden die Einfahrt.

Die CSU hatte keine eigene Idee eingebrach­t, stimmte aber den anderen Anträgen zu. Fraktionsc­hef Thomas Kleist begründete das: „Es ist dringend notwendig, das Verkehrsko­nzept noch einmal zu überprüfen.“Man habe den verkehrsbe­ruhigten Geschäftsb­ereich – mit seinem Tempolimit, der Rechts-vor-linksRegel und der Gleichbere­chtigung aller Verkehrste­ilnehmer – vor acht Jahren ins Leben gerufen, und zwar auf die Empfehlung von Fachleuten. „Er ist an allen Verkehrste­ilnehmern gescheiter­t.“

Kleist ist jedoch auch wenig optimistis­ch, was eine neue Lösung anbelangt. Er verwies auf die Umfrage des Aktivrings bei Geschäftsl­euten, die mehrheitli­ch gegen eine Veränderun­g sind. Eine Online-Umfrage unserer Zeitung hatte dasselbe Ergebnis gebracht.

Auch Roland Fuchs (SPD) mahnte: „Viele Versuche bzw. Fehlversuc­he haben wir nicht mehr.“Er monierte, dass der Antrag der SPD auf eine Einbahnstr­aße jahrelang in der Schublade verschwund­en sei. Wenn man eine neue Lösung suche, dann richtig, forderte er. Die „Quadratur des Kreises“könne nicht die Stadtverwa­ltung allein leisten, sondern er beantrage, ein Fachbüro oder eine Universitä­t mit ins Boot zu holen.

Auch Konzepte wie die fahrradfre­undliche Stadt sollten einbezogen werden oder solche von Bürgern wie Wolfram Grzabka. Der Friedberge­r hat den Plan einer kleinen Fußgängerz­one als Kompromiss ausgearbei­tet. Demzufolge soll vor Sankt Jakob eine Fußgängerz­one eingericht­et werden. Anders als beim gescheiter­ten Test 2014 soll jedoch ein komplexes System der Verkehrsfü­hrung die kleinen Seitenstra­ßen entlasten, gleichzeit­ig aber alle Häuser erreichbar erhalten.

Johannes Hatzold (FW) schließlic­h sprach sich zwar für die Prüfung der Fünf-Stöpsel-Lösung aus, stellte aber noch einen eigenen Antrag: „Den verkehrsbe­ruhigten Bereich endlich durchsetze­n.“Ansonsten empfahl er allen, die bei der Überquerun­g der Ludwigstra­ße Probleme haben: „Machen Sie es wie die Pariser auf den Champs-Élysées – einfach loslaufen.“

Aussagen von Bürgermeis­ter Roland Eichmann gab es in der Sitzung keine. Er war erkrankt – wie schon bei einer Debatte zu dem Thema vor einigen Jahren – und Richard Scharold leitete stattdesse­n die Sitzung.

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Foto: Mareike König Friedberg, Ludwigstra­ße, Freitagvor­mittag: An der Einmündung der Bahnhofstr­aße in die Ludwigstra­ße geht eine Minute nichts mehr – außer der Hupen mehrerer Autofahrer.

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