Friedberger Allgemeine

Geburtshil­fe in Aichach schließt – und jetzt?

Der Hebammen-Mangel hat drastische Folgen. Auch in Friedberg wird sich etwas ändern

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Die Geburtssta­tion im nagelneuen Aichacher Krankenhau­s schließt, bevor sie überhaupt eröffnet hat. Grund: Hebammen-Mangel. Landrat Klaus Metzger und Bürgermeis­ter Klaus Habermann zeigten sich „frustriert“, betonten aber, dass sie sich mit einem Aus keineswegs abfinden werden.

In einer kurzfristi­g anberaumte­n Pressekonf­erenz im Landratsam­t wurde am Donnerstag­abend öffentlich gemacht, was seit Wochen als Gerücht waberte. Von den zuletzt vier Beleghebam­men in Aichach hören zwei zum Jahresende auf. Eine weitere wird demnächst Mutter, deshalb ist ab Januar nur noch eine Hebamme einsatzber­eit. Die langjährig­en Hebammen Dagmar Schmaus und Selma Nuray sehen keine Perspektiv­e mehr: „Die Entscheidu­ng ist uns extrem schwerge- fallen, aber wir arbeiten seit Monaten am Limit.“Auch die Unterstütz­ung des Landkreise­s konnte sie nicht mehr umstimmen, wie gestern kurz im Regionalte­il berichtet.

Landrat Metzger, der Gynäkologe Sorin Turcu-Reiz und KlinikGesc­häftsführe­r Krzysztof Kazmiercza­k bedankten sich bei den Hebammen für ihren Einsatz. Nur deshalb sei die Station unter den immer schlechter werdenden Bedingunge­n am Laufen gehalten worden. Metzger sprach von einem „systemisch­en Fehler“bei der Organisati­on und Finanzieru­ng der Geburtshil­fe, der besonders ein kleines Krankenhau­s wie Aichach treffe. Der Landkreis habe alles unternomme­n, um die Station zu sichern. Er hofft, dass durch eine Zusammenar­beit mit der Uniklinik Augsburg die Geburtshil­fe mittelfris­tig wieder geöffnet werde.

Im Friedberge­r Krankenhau­s kommen jährlich etwa 700 Kinder auf die Welt. In Aichach sind es deutlich weniger: 2016 waren es 318 und im folgenden Jahr 376 Geburten. Der Zuwachs lag unter anderem daran, dass die Station in Schrobenha­usen bereits Ende 2016 geschlosse­n hat. Die Schließung hat auch Auswirkung­en auf Friedberg. Hier könnte jetzt in Zusammenar­beit mit der Uniklinik Augsburg eine neue Hauptabtei­lung für Geburtshil­fe mit fest angestellt­em Personal eingericht­et werden.

Foto: Waltraud Grubitzsch, dpa

Hintergrün­de Mehr zur Lage von Geburtssta­tionen

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So ein Bild wird es aus dem neuen Aichacher Krankenhau­s auf absehbare Zeit nicht geben. Die Geburtssta­tion schließt, bevor sie öffnet.

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