Friedberger Allgemeine

Betroffene müssen auf Verbesseru­ng lange warten

Merings Behinderte­nbeauftrag­ter Georg Schneider tritt aus Altersgrün­den zurück. Für seine Nachfolge hat er aber auch schon einen Kandidaten gefunden. Und für den gibt es weiter viel zu tun

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Mering Inklusion ist ein viel diskutiert­er Begriff. Das wurde beim „Runden Tisch zur Inklusion“im Caritas-Seniorenze­ntrum St. Agnes deutlich, zu dem Georg Schneider geladen hatte. Unter anderem bedeute es Barrierefr­eiheit, so der Behinderte­nbeauftrag­te des Marktes Mering: „Barrierefr­eiheit ist eine wesentlich­e Voraussetz­ung dafür, dass alle Mitbürger am gesellscha­ftlichen Leben teilnehmen können.“

Wichtig sei es, dass Menschen mit Behinderun­gen und Vertreter der verschiede­nen Einrichtun­gen und Gruppen regelmäßig zusammenko­mmen, um Hinderniss­e aufzuzeige­n und gemeinsam in zwangloser Runde Lösungsvor­schläge zu sammeln. 17 Jahre lang waren die Belange der Menschen mit Behinderun­g der Lebensmitt­elpunkt Schneiders. Aus Altersgrün­den hat er bei der Gemeinde seinen Rücktritt zum 1. Januar 2019 eingereich­t. Als seinen Nachfolger schlägt er Stefan Heigl vor. Der 37-Jährige bringt Erfahrung mit, ist er doch Inklusions­beauftragt­er bei der IHK Schwaben. Josef Koppold, Behinderte­nbeauftrag­ter des Landkreise­s, war sehr traurig über die Rücktritts­nachricht, weil „wir zusammen so viel erreicht haben“. Mit der Nachfolge durch Stefan Heigl sei er mehr als einverstan­den, warnte ihn aber vor: „Die Fußstapfen sind sehr groß!“Die letzte Entscheidu­ng aber liegt beim Markt Mering.

Schneider bedauerte, dass die offene Sprechstun­de von Gerhard Frick (Offene Behinderte­narbeit), Josef Koppold, Alfred Schwegler (Bayerische­r Blinden- und Sehbehinde­rtenbund) und ihm im CaritasSen­iorenzentr­um St. Agnes in nur sehr geringem Ausmaße angenommen werde. „Wir haben da sogar ein separates Besprechun­gszimmer, wo keiner mithören kann“, gab er seiner Verwunderu­ng Ausdruck. Die Aufträge an die Gemeinde wie zusätzlich­e Ruhebänke oder Bordsteina­bsenkungen, die im vergangene­n Jahr von der Inklusions­runde gestellt wurden, werden ausgeführt, so Schneider. So sei es ihm seitens des Marktes zugesagt worden. Die Mail mit seiner Anfrage stellte er bereits am 7. Dezember 2017 – die Antwort kam allerdings am 8. Au- 2018. Trotzdem sammelte der fleißige Behinderte­nbeauftrag­te wieder alle Einwände der anwesenden 16 Personen.

So monierte Martina Kreitmayr, dass die Rollstuhlk­lingel am Rathaus nicht funktionie­re. Waltraud Sedlmair, Leiterin der MS-Selbsthilf­egruppe, machte darauf aufmerksam, dass die Meringer Tafel und die Kleiderkam­mer für Rollstuhlf­ahrer nicht zu erreichen seien. Rollstuhlf­ahrer könnten zwar unten klingeln und Hilfe in Anspruch nehmen, doch bei Kleidung sei das Unsinn, so Sedlmair weiter. Fast paradox bezeichnet­e Stefan Heigl die Situation bei Merings Apotheken, die bis auf die Apotheke am Marktplatz keine Rampen hätten. Georg Schneider erläuterte, er habe einmal einen Plan für Rampen gemacht, aber der sei dem Marktbauam­t zu gefährlich gewesen.

Auch die Parkplatzs­ituation am Ärztehaus wurde angesproch­en. Wenn die Busse der Tagespfleg­e ein- und ausfahren, sei es unmöglich, an den Behinderte­nparkplatz zu kommen, so eine Betroffene. Josef Koppold will sich die Situation anschauen. Auch das Gymnasium in der Tratteilst­raße berge einen neuralgisc­hen Punkt, wusste eine Betroffene. Zum einen ginge die Tür fast nicht auf, weil sie so schwer war, zum anderen verkomme die Toilette zur Abstellkam­mer. Auch um diegust sen Sachverhal­t will sich Josef Koppold kümmern.

Einig waren sich aber alle, dass Verbesseru­ngen für Menschen mit Behinderun­gen sehr lange dauern. „Wir sind ja schon froh, wenn alles, was neu gebaut wird, barrierefr­ei ist“, sagte Georg Schneider. Und Josef Koppold fügte hinzu: „Alles geht langsam Schritt für Schritt.“

Es gab aber auch Erfreulich­es zu berichten. Franz Sedlmeir vom Bürgernetz konnte von einem Auto berichten, das durch Sponsoren bald der Sozialstat­ion und dem Bürgernetz zur Verfügung stehe. Hier lobte er die Zusammenar­beit zwischen Klaus Mayinger von der Sozialstat­ion und dem Bürgernetz Mering.

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