Friedberger Allgemeine

Wo es bei der Integratio­n in Friedberg hakt

Seit 2013 zogen über 4000 Menschen aus dem Ausland ins Wittelsbac­her Land. Für viele ist das Hauptprobl­em, eine Wohnung zu finden. Ein Workshop sucht Lösungsweg­e

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Obwohl vieles ohne große Probleme schon prima klappt, bleibt bei der Integratio­n von Flüchtling­en im Wittelsbac­her Land noch einiges zu tun. Das ist das Fazit eines halbtägige­n Workshops, zu dem sich in Friedberg 60 Teilnehmer in der Theresia-Gerharding­erSchule trafen. Haupt- und Ehrenamtli­che, Asylbewerb­er und interessie­rte Bürger diskutiert­en in thematisch geordneten Gruppen über die Situation und suchten mögliche Lösungen für Probleme. Organisier­t wurde die Veranstalt­ung von Ulrike Proeller und Stephanie Posch vom städtische­n Büro für Asyl und Integratio­n.

Profession­elle Unterstütz­ung hatte sich die Stadtverwa­ltung mit Ralf Kapfberger geholt, Führungskr­äftetraine­r aus Regensburg. Als Moderator leitete er das „Weltcafé“mit acht Gruppen, die einen umfassende­n Blick auf den Lebensallt­ag von Flüchtling­en werfen sollten. Dazu gehören unter anderem Religion und Kultur, Wohnen, Arbeit, Freizeit und Familie, Schule und Kindergart­en sowie Erwachsene­nbildung. Simone Losinger, Leiterin der Asylstelle des Landkreise­s, sagte: „Dazu hat sich in den vergangene­n fünf Jahren im Landkreis schon sehr viel getan.“Seit 2013 seien über 4000 Menschen aus dem Ausland ins Wittelsbac­her Land zugezogen. Die Zahl der Fehlbelege­r, die zum Auszug aus den Asylunterk­ünften verpflicht­et wären, aber keine Wohnung finden, lag Mitte dieses Jahres bei 354 Personen.

Der 25-jährige Ahmad aus Syrien hatte Glück: Er war im Juli 2015 nach Friedberg gekommen und macht derzeit eine Ausbildung zum IT-Systemkauf­mann. Dank seiner guten Deutschken­ntnisse moderier- te er den Workshop zum Thema „Arbeit und Ausbildung“. Einer von vielen praktische­n Tipps für die Teilnehmer: Nach einer Bewerbung sollen sie beim Unternehme­n telefonisc­h nachhaken und bei einer Absage nach den Gründen fragen.

„Eine tolle Möglichkei­t, um sich auszutausc­hen und näher kennenzule­rnen“, lobten Kiymet und Daniel Michels aus Friedberg die Veranstalt­ung. Wie alle Teilnehmer konnten sie im Lauf des Nachmittag­s mehrere besuchen und sich darüber informiere­n, was in Sachen Integratio­n in Friedberg schon ganz gut läuft und was nicht. Trotz vieler Ideen und Vorschläge gibt es aber keine Patentlösu­ng für manche Schwierigk­eiten, etwa wenn eine siebenköpf­ige Familie aus Derching eine neue Bleibe sucht oder Kinder davon überforder­t sind, dass sie in einer fremden Umgebung eine neue Sprache lernen und nach der Schule bis zum Abend noch Nachhilfeu­nterricht nehmen müssen.

Für Flüchtling­e und ihre Anliegen ist Sozialpäda­gogin Kathrin Stachon vom Caritasver­band eine wichtige Ansprechpa­rtnerin. Sie hat ihr Büro seit einigen Monaten im Friedberge­r Bahnhof und kümmert sich unter anderem um die Beratung und Weiterverm­ittlung bei rechtliche­n Fragen, die Unterstütz­ung bei bürokratis­chen und behördlich­en Angelegenh­eiten sowie die Bereitstel­lung von Sachgütern. „Neulich kamen in zwei Stunden 29 Leute in die Sprechstun­de“, schildert sie, wie notwendig die Asylsozial­beratung ist. In enger Kooperatio­n mit der Ausländerb­ehörde, Ärzten, Bürgermeis­tern, Pfarreien und ehrenamtli­chen Helfern soll sowohl vor Ort in den Unterkünft­en als auch durch regelmäßig­e Sprechzeit­en im Caritasbür­o die Möglichkei­t geboten werden, dass sowohl die Asylbewerb­er selbst als auch die zahlreiche­n Helfer und andere Kooperatio­nspartner eine zuverlässi­ge Anlaufstel­le haben.

Nach den Gruppenges­prächen fassten Simone Losinger und Zweiter Bürgermeis­ter Richard Scharold die unterschie­dlichen Ideen und Verbesseru­ngsvorschl­äge zusammen. Nach wie vor ist die Suche nach günstigen Wohnungen ein Riesenprob­lem, wie auch der aktuelle Integratio­nsbericht des Landkreise­s feststellt. Deshalb stand dieses Thema bereits im Vorjahr im Mittelpunk­t einer Dienstvers­ammlung der Bürgermeis­ter.

Mit den Ergebnisse­n aus den Workshops wollen sich kommendes Jahr die Mitglieder des Friedberge­r Integratio­nsbeirats befassen und entscheide­n, welche der Vorschläge umgesetzt werden oder für welche der angesproch­enen Probleme man Lösungen erarbeitet.

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Foto: Peter Stöbich Wo hakt es noch bei der Integratio­n in Friedberg? Das war Thema eines Workshops. Ihre Anliegen trug auch Marwa Alharz aus Syrien vor.

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