Wo es bei der Integration in Friedberg hakt
Seit 2013 zogen über 4000 Menschen aus dem Ausland ins Wittelsbacher Land. Für viele ist das Hauptproblem, eine Wohnung zu finden. Ein Workshop sucht Lösungswege
Friedberg Obwohl vieles ohne große Probleme schon prima klappt, bleibt bei der Integration von Flüchtlingen im Wittelsbacher Land noch einiges zu tun. Das ist das Fazit eines halbtägigen Workshops, zu dem sich in Friedberg 60 Teilnehmer in der Theresia-GerhardingerSchule trafen. Haupt- und Ehrenamtliche, Asylbewerber und interessierte Bürger diskutierten in thematisch geordneten Gruppen über die Situation und suchten mögliche Lösungen für Probleme. Organisiert wurde die Veranstaltung von Ulrike Proeller und Stephanie Posch vom städtischen Büro für Asyl und Integration.
Professionelle Unterstützung hatte sich die Stadtverwaltung mit Ralf Kapfberger geholt, Führungskräftetrainer aus Regensburg. Als Moderator leitete er das „Weltcafé“mit acht Gruppen, die einen umfassenden Blick auf den Lebensalltag von Flüchtlingen werfen sollten. Dazu gehören unter anderem Religion und Kultur, Wohnen, Arbeit, Freizeit und Familie, Schule und Kindergarten sowie Erwachsenenbildung. Simone Losinger, Leiterin der Asylstelle des Landkreises, sagte: „Dazu hat sich in den vergangenen fünf Jahren im Landkreis schon sehr viel getan.“Seit 2013 seien über 4000 Menschen aus dem Ausland ins Wittelsbacher Land zugezogen. Die Zahl der Fehlbeleger, die zum Auszug aus den Asylunterkünften verpflichtet wären, aber keine Wohnung finden, lag Mitte dieses Jahres bei 354 Personen.
Der 25-jährige Ahmad aus Syrien hatte Glück: Er war im Juli 2015 nach Friedberg gekommen und macht derzeit eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann. Dank seiner guten Deutschkenntnisse moderier- te er den Workshop zum Thema „Arbeit und Ausbildung“. Einer von vielen praktischen Tipps für die Teilnehmer: Nach einer Bewerbung sollen sie beim Unternehmen telefonisch nachhaken und bei einer Absage nach den Gründen fragen.
„Eine tolle Möglichkeit, um sich auszutauschen und näher kennenzulernen“, lobten Kiymet und Daniel Michels aus Friedberg die Veranstaltung. Wie alle Teilnehmer konnten sie im Lauf des Nachmittags mehrere besuchen und sich darüber informieren, was in Sachen Integration in Friedberg schon ganz gut läuft und was nicht. Trotz vieler Ideen und Vorschläge gibt es aber keine Patentlösung für manche Schwierigkeiten, etwa wenn eine siebenköpfige Familie aus Derching eine neue Bleibe sucht oder Kinder davon überfordert sind, dass sie in einer fremden Umgebung eine neue Sprache lernen und nach der Schule bis zum Abend noch Nachhilfeunterricht nehmen müssen.
Für Flüchtlinge und ihre Anliegen ist Sozialpädagogin Kathrin Stachon vom Caritasverband eine wichtige Ansprechpartnerin. Sie hat ihr Büro seit einigen Monaten im Friedberger Bahnhof und kümmert sich unter anderem um die Beratung und Weitervermittlung bei rechtlichen Fragen, die Unterstützung bei bürokratischen und behördlichen Angelegenheiten sowie die Bereitstellung von Sachgütern. „Neulich kamen in zwei Stunden 29 Leute in die Sprechstunde“, schildert sie, wie notwendig die Asylsozialberatung ist. In enger Kooperation mit der Ausländerbehörde, Ärzten, Bürgermeistern, Pfarreien und ehrenamtlichen Helfern soll sowohl vor Ort in den Unterkünften als auch durch regelmäßige Sprechzeiten im Caritasbüro die Möglichkeit geboten werden, dass sowohl die Asylbewerber selbst als auch die zahlreichen Helfer und andere Kooperationspartner eine zuverlässige Anlaufstelle haben.
Nach den Gruppengesprächen fassten Simone Losinger und Zweiter Bürgermeister Richard Scharold die unterschiedlichen Ideen und Verbesserungsvorschläge zusammen. Nach wie vor ist die Suche nach günstigen Wohnungen ein Riesenproblem, wie auch der aktuelle Integrationsbericht des Landkreises feststellt. Deshalb stand dieses Thema bereits im Vorjahr im Mittelpunkt einer Dienstversammlung der Bürgermeister.
Mit den Ergebnissen aus den Workshops wollen sich kommendes Jahr die Mitglieder des Friedberger Integrationsbeirats befassen und entscheiden, welche der Vorschläge umgesetzt werden oder für welche der angesprochenen Probleme man Lösungen erarbeitet.