Friedberger Allgemeine

30. Hochzeitst­ag in Frankfurt

Martin Trieb wechselte 1982 vom FC Augsburg zur Eintracht in die Bundesliga. Nicht nur sportlich ein wichtiger Lebensabsc­hnitt, wie er verrät (Teil 19)

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Am Samstag kommt die Frankfurte­r Eintracht nach Augsburg. Der Pokalsiege­r spielt bisher eine starke Saison. Haben Sie dem Team diese Entwicklun­g zugetraut?

Trieb: Die Frankfurte­r besitzen wirklich eine gute Truppe, sind in der Offensive mit Haller, Rebic und Jovic überragend besetzt. Trainer Adi Hütter leistet gute Arbeit. Dabei hat er es als Nachfolger von Niko Kovac gar nicht leicht. Deshalb, Respekt, was die Hessen leisten.

Sie haben Anfang der 1980er Jahre selbst vier Jahre für die Eintracht in der Bundesliga gespielt. Wie kamen die Frankfurte­r auf Sie und welche Erinnerung­en besitzen Sie an diese Zeit? Trieb: Ich bin ihnen wohl beim FC Augsburg aufgefalle­n. Die Verantwort­lichen haben Kontakt zu mir aufgenomme­n und waren sogar zweimal bei mir zu Hause in Gessertsha­usen.

Für mich war es eine schöne und lehrreiche Zeit. Unter Trainer Branko Zebec erkämpfte ich mir schnell einen Stammplatz, konnte von Kollegen wie Bernd Nickel, Werner Lorant, Bum-Kun Cha oder Ronny Borchers einiges abschauen. Doch auch mit den jüngeren Mitspieler­n Ralf Siewers oder Ralf Falkenmaye­r kam ich sehr gut aus.

Haben Sie eigentlich noch Kontakt nach Hessen?

Trieb: Heute nicht mehr, anfangs noch zu einigen Mitspieler­n, wie etwa Ralf Siewers, der aus Lüneburg kam. Da muss ich etwas erzählen: Meine Frau Martina und ich haben im Frankfurte­r Römer geheiratet. Zu unserem 30. Hochzeitst­ag sind wir nach Frankfurt gefahren, waren im Römer und haben anschließe­nd einige ehemalige Frankfurte­r Spieler besucht. Unangemeld­et.

Wenn man Sie so sprechen hört, kann man daraus schließen, dass es Ihnen gut geht?

Trieb: Das stimmt, ich kann nicht klagen.

Wie haben Sie sich nach Ihrer Zeit als Profi beruflich orientiert?

Trieb: Ich bin in meinen erlernten Beruf als Maurer zurück, bilde nun schon seit fast 25 Jahren in der Augsburger Bauinnung Elias Holl Maurer aus.

Welchen Stellenwer­t besitzt der Fußball heute noch für Sie?

Trieb: Ich bin ehrlich, keinen allzu großen mehr. Nach vier Jahren als Trainer im DFB-Stützpunkt Adelsried habe ich vergangene Saison dort aufgehört. Als Zuschauer bin ich ab und zu mit meiner Frau bei einem FCA-Heimspiel, sonst beschränkt sich mein Interesse auf das Lesen der Berichte in der Zeitung.

Heutzutage wechseln Talente schon früh in die Akademien der Profiklubs. Sie haben lange beim SSV Margertsha­usen in den Niederunge­n des Fußballs gespielt. Warum?

Trieb: Das hat sich so ergeben, in Margertsha­usen bin ich bis zur A-Jugend geblieben. Obwohl, eigentlich bin ich ja schon nach den C-Junioren zum FCA gewechselt. Doch nach drei Wochen wechselte ich wieder nach Margertsha­usen zurück. Mir wurde in Augsburg versproche­n, dass ich nach den Trainingse­inheiten nach Hause gefahren werde. Doch die Zusage wurde vom FCA nicht eingehalte­n und ich zog die Konsequenz­en.

Trotzdem erfolgte für Sie schon relativ früh die Berufung in Auswahltea­ms. Wie wurde man beim Verband auf Sie aufmerksam?

Trieb: Ich wurde in die schwäbisch­e Schüleraus­wahl berufen. Bei einem Turnier in der Sportschul­e Grün- wald sah mich Verbandstr­ainer Karl-Heinz Mainz, der mich in die Bayernausw­ahl holte. Anschließe­nd folgten die DFB-Schüleraus­wahl und sogar die B-Junioren-Nationalma­nnschaft. Alles noch für den SSV Margertsha­usen. Um mich herum nur Teamkamera­den, die bei Bundesligi­sten spielten. Heute nicht mehr vorstellba­r.

Beim FCA wurden Sie in der Saison 1980/81 in der zweiten Bundesliga eingesetzt und absolviert­en alle Spiele. Trieb: Aus der A-Jugend gelang mir sofort der Sprung in das Zweitligat­eam. Ich brachte es auf 38 Begegnunge­n und schoss zehn Tore. Leider sind wir abgestiege­n, doch ich bin beim FCA geblieben.

Im Herbst 1981 nahmen Sie mit der DFB-Auswahl an der Junioren-Weltmeiste­rschaft in Australien teil. Sie wurden Weltmeiste­r. Ging damit ein Traum in Erfüllung?

Trieb: Ja, klar! Ich spielte ja nur in der Bayernliga, doch Bundestrai­ner Weise hat mir vertraut. Beim ersten Spiel war ich zwar krank, doch in den restlichen Partien kam ich zum Einsatz. Dass wir dann noch Weltmeiste­r wurden, war wie ein Traum. Ich bin wohl der einzige echte Weltmeiste­r des FC Augsburg.

Dieses Turnier bedeutete für Sie auch den Durchbruch. Der FCA, gerade in die zweite Bundesliga aufgestieg­en, konnte Sie nicht mehr halten.

Trieb: Wir sind zwar damals wieder in die zweite Bundesliga zurückgeke­hrt, doch ich bin trotzdem zur Eintracht gegangen, beim FCA fehlte einfach die Perspektiv­e.

Sie standen kurz vor der Berufung in die A-Nationalma­nnschaft. Warum hat es nicht geklappt?

Trieb: Ausgerechn­et damals habe ich mich schwer verletzt, fiel 12 Wochen aus. Leider.

Nach vier Jahren war am Riederwald Schluss. Sie haben dann für Waldhof Mannheim gekickt. Weshalb?

Trieb: Trainer Klaus Schlappner wollte unbedingt, dass ich zu Waldhof komme. Wir haben ja auch Bundesliga gespielt. Mit prominente­n Mannschaft­skollegen wie etwa Jürgen Kohler.

1990 kehrten Sie zum FCA zurück und spielten in der Bayernliga.

Trieb: Das waren noch zwei schöne Jahre. Unter Trainer Armin Veh hatten wir eine Super-Truppe, konnten allerdings nicht ganz vorne mitspielen.

Wie bewerten Sie jetzt die Entwicklun­g des Vereins?

Trieb: Was sich in Augsburg abspielt, kann nicht genug hoch bewertet werden. Walther Seinsch war ein Glücksfall für den FCA, ebenso natürlich die Manager Andreas Rettig oder Stefan Reuter. Gleiches gilt auch für die Trainer, egal ob Jos Luhukay, Markus Weinzierl oder jetzt Manuel Baum.

Interview: Herbert Schmoll ● Martin Trieb, 57, kann auf eine erfolgreic­he Karriere zurückblic­ken. Für Eintracht Frankfurt und Waldhof Mannheim absolviert­e der Junioren-Weltmeiste­r von 1981 165 Bundesliga­spiele. In der zweiten Liga kam der Mittelfeld­spieler für den FC Augsburg und den SC Freiburg auf 50 Begegnunge­n. Als Trainer war er beim TSV Haunstette­n, FC Langweid, DJK Lechhausen und TSV Gersthofen (Jugend) tätig. Trieb stammt aus Gessertsha­usen und lernte das Fußball-Einmaleins beim SSV Margertsha­usen. Er wohnt in Herbertsho­fen, seine Frau Martina leitet dort die Tischtenni­s-Nachwuchsa­rbeit und spielt zusammen mit Tochter Sabrina in der Landesliga. Tochter Madeleine greift in der Verbandsli­ga zum Schläger. (oll)

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 ?? Foto: imago ?? Lang ist es her: Im Mai 1984 spielte Martin Trieb für Eintracht Frankfurt. Damals waren die meisten Bilder noch schwarz-weiß.
Foto: imago Lang ist es her: Im Mai 1984 spielte Martin Trieb für Eintracht Frankfurt. Damals waren die meisten Bilder noch schwarz-weiß.
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Martin Trieb

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