Fledermäuse zum Zuschauen
Auf Gut Morhard wird eine Auffangstation gebaut, die dritte in Bayern. Dort können zukünftig die kleinen Tiere beobachtet werden und Aktionen informieren über die nachtaktiven Säugetiere
Königsbrunn Nach München und Nürnberg wird es bald auch in Königsbrunn eine Auffangstation für Fledermäuse geben – die dritte in ganz Bayern. Geplant ist ein Gehege für kranke und verletzte Tiere, ausgestattet mit Kameras und Monitoren, damit Besucher die fliegenden Säugetiere beobachten oder bei der Fütterung von Babyfledermäusen zuschauen können. Die Tiere werden zum Beispiel aus der schon bestehenden Intensivpflege des Vereins Fledermausschutz Augsburg kommen. Die Bauarbeiten haben schon begonnen.
Hilfe für geschwächte Fledermäuse gibt es in der Region eigentlich schon lange. Die Besonderheit ist nun, dass dies mit einem Bildungsprojekt verknüpft wird. Das soll über das Leben der Fledermäuse und ihren Lebensraum informieren.
Eingefädelt hat das Naturschützer Günther Groß, unterstützt von Bezirksrat Manfred Buhl und Kulturbüro-Leiterin Ursula Off-Melcher. Mit im Boot ist natürlich auch das Tierparadies Gut Morhard. Sabina Gaßner, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins, betont die Besonderheit: „Das Fledermausprojekt ist brandneu und eine Kooperation von Naturmuseum Königsbrunn, der Fledermaushilfe Augsburg und dem Tierschutzverein.“
Standort der Station ist das Tierparadies Gut Morhard. Ab 2019 soll ein umfangreiches Bildungsprogramm hinzukommen. Und hier kommt Günther Groß ins Spiel. Dem Leiter des Naturmuseums ist Umweltbildung ein großes Anliegen. Zukünftige Bildungsarbeit wird die Ebene der „leblosen Exponate“verlassen, wie er sagt: „Durch die Tierbeobachtung werden die Menschen besser informiert und sensibilisiert.“Geplant sind unter Abendtouren mit Fledermausdetektor und Beobachtungstermine via Kamera. Tagsüber gibt es Videomaterial von den nächtlichen Aktivitäten in dem Fledermausgehege. Ergänzt wird das Ganze durch Vorträge und Filme, Kreativangebote wie beispielsweise das Bauen von Fledermauskästen und Nachtinsektenhilfen, Fledermausgeschichten für die Kleinen oder Fledermauserlebnistage in den Ferien. Die Ideen von Günther Groß haben eine große Bandbreite. Wichtig sei, Bewusstsein zu schaffen für die Tiere und ihre Lebensräume: Wo und wie lebt die Fledermaus? Was kann man für Fledermäuse tun? Zur Zeit werden viele alte Gebäude abgerissen, in denen Fledermäuse nisten, gibt der Naturschützer zu bedenken. Für sein neues Umweltbildungsprogramm braucht Groß finanzielle Unterstützung, insbesondere die technische Ausrüstung kostet Geld. Und da kommt Manfred Buhl ins Spiel. Er setzte sich beim Bezirk Schwaben dafür ein, dass das Projekt 2018 mit 7000 Euro gefördert wird. Vorerst ist das BildungsProjekt für drei Jahre geplant und wird insgesamt wohl 75 000 Euro kosten. Deshalb hat Groß auch einen jährlichen Zuschuss bei der Stadt beantragt. Und Groß hofft auch noch auf großzügige Sponsoanderem ren, die die Aktion unterstützen. Das Gebäude baut der Tierschutzverein auf Gut Morhard. Das ideale Umfeld zum Wiederauswildern der aufgenommenen Tiere stellt die Natur im Süden von Königsbrunn selbst zur Verfügung. Und die Verantwortung für die Pflege und Betreuung der Tiere übernimmt der Verein Fledermausschutz Augsburg. Die ehrenamtlichen Naturschützer des Vereins beraten auch Bürger, die unerwarteten Hausbesuch von Fledermäusen erhalten.
Und was hat das Kulturbüro mit der ganzen Sache zu tun? Der offizielle Titel von Kulturbüro-Leiterin Off-Melcher lautet „Kultur- und Bildungsmanagerin“. Da passt das Thema Umweltbildung wunderbar in ihr Ressort. Sie sieht ihre Aufgabe in der Vernetzung der einzelnen Protagonisten und Kooperationen zu fördern. Die ersten Schritte in der Aktion, die „Ein Herz für Fledermäuse“heißt, bildet der Aufbau der Infrastruktur in Königsbrunn. Das Gebäude soll bis Ende des Jahres fertig werden, informiert Gaßner. Und allen, die jetzt schon neugierig auf die neuen Bewohner im Tierparadies sind, gibt sie zu bedenken: „Die Fledermäuse begeben sich jetzt bald in Winterruhe, bis zum Frühling passiert also in der zukünftigen Station nicht allzu viel.“