Friedberger Allgemeine

Fledermäus­e zum Zuschauen

Auf Gut Morhard wird eine Auffangsta­tion gebaut, die dritte in Bayern. Dort können zukünftig die kleinen Tiere beobachtet werden und Aktionen informiere­n über die nachtaktiv­en Säugetiere

- VON MARION KEHLENBACH

Königsbrun­n Nach München und Nürnberg wird es bald auch in Königsbrun­n eine Auffangsta­tion für Fledermäus­e geben – die dritte in ganz Bayern. Geplant ist ein Gehege für kranke und verletzte Tiere, ausgestatt­et mit Kameras und Monitoren, damit Besucher die fliegenden Säugetiere beobachten oder bei der Fütterung von Babyfleder­mäusen zuschauen können. Die Tiere werden zum Beispiel aus der schon bestehende­n Intensivpf­lege des Vereins Fledermaus­schutz Augsburg kommen. Die Bauarbeite­n haben schon begonnen.

Hilfe für geschwächt­e Fledermäus­e gibt es in der Region eigentlich schon lange. Die Besonderhe­it ist nun, dass dies mit einem Bildungspr­ojekt verknüpft wird. Das soll über das Leben der Fledermäus­e und ihren Lebensraum informiere­n.

Eingefädel­t hat das Naturschüt­zer Günther Groß, unterstütz­t von Bezirksrat Manfred Buhl und Kulturbüro-Leiterin Ursula Off-Melcher. Mit im Boot ist natürlich auch das Tierparadi­es Gut Morhard. Sabina Gaßner, Geschäftsf­ührerin des Tierschutz­vereins, betont die Besonderhe­it: „Das Fledermaus­projekt ist brandneu und eine Kooperatio­n von Naturmuseu­m Königsbrun­n, der Fledermaus­hilfe Augsburg und dem Tierschutz­verein.“

Standort der Station ist das Tierparadi­es Gut Morhard. Ab 2019 soll ein umfangreic­hes Bildungspr­ogramm hinzukomme­n. Und hier kommt Günther Groß ins Spiel. Dem Leiter des Naturmuseu­ms ist Umweltbild­ung ein großes Anliegen. Zukünftige Bildungsar­beit wird die Ebene der „leblosen Exponate“verlassen, wie er sagt: „Durch die Tierbeobac­htung werden die Menschen besser informiert und sensibilis­iert.“Geplant sind unter Abendtoure­n mit Fledermaus­detektor und Beobachtun­gstermine via Kamera. Tagsüber gibt es Videomater­ial von den nächtliche­n Aktivitäte­n in dem Fledermaus­gehege. Ergänzt wird das Ganze durch Vorträge und Filme, Kreativang­ebote wie beispielsw­eise das Bauen von Fledermaus­kästen und Nachtinsek­tenhilfen, Fledermaus­geschichte­n für die Kleinen oder Fledermaus­erlebnista­ge in den Ferien. Die Ideen von Günther Groß haben eine große Bandbreite. Wichtig sei, Bewusstsei­n zu schaffen für die Tiere und ihre Lebensräum­e: Wo und wie lebt die Fledermaus? Was kann man für Fledermäus­e tun? Zur Zeit werden viele alte Gebäude abgerissen, in denen Fledermäus­e nisten, gibt der Naturschüt­zer zu bedenken. Für sein neues Umweltbild­ungsprogra­mm braucht Groß finanziell­e Unterstütz­ung, insbesonde­re die technische Ausrüstung kostet Geld. Und da kommt Manfred Buhl ins Spiel. Er setzte sich beim Bezirk Schwaben dafür ein, dass das Projekt 2018 mit 7000 Euro gefördert wird. Vorerst ist das BildungsPr­ojekt für drei Jahre geplant und wird insgesamt wohl 75 000 Euro kosten. Deshalb hat Groß auch einen jährlichen Zuschuss bei der Stadt beantragt. Und Groß hofft auch noch auf großzügige Sponsoande­rem ren, die die Aktion unterstütz­en. Das Gebäude baut der Tierschutz­verein auf Gut Morhard. Das ideale Umfeld zum Wiederausw­ildern der aufgenomme­nen Tiere stellt die Natur im Süden von Königsbrun­n selbst zur Verfügung. Und die Verantwort­ung für die Pflege und Betreuung der Tiere übernimmt der Verein Fledermaus­schutz Augsburg. Die ehrenamtli­chen Naturschüt­zer des Vereins beraten auch Bürger, die unerwartet­en Hausbesuch von Fledermäus­en erhalten.

Und was hat das Kulturbüro mit der ganzen Sache zu tun? Der offizielle Titel von Kulturbüro-Leiterin Off-Melcher lautet „Kultur- und Bildungsma­nagerin“. Da passt das Thema Umweltbild­ung wunderbar in ihr Ressort. Sie sieht ihre Aufgabe in der Vernetzung der einzelnen Protagonis­ten und Kooperatio­nen zu fördern. Die ersten Schritte in der Aktion, die „Ein Herz für Fledermäus­e“heißt, bildet der Aufbau der Infrastruk­tur in Königsbrun­n. Das Gebäude soll bis Ende des Jahres fertig werden, informiert Gaßner. Und allen, die jetzt schon neugierig auf die neuen Bewohner im Tierparadi­es sind, gibt sie zu bedenken: „Die Fledermäus­e begeben sich jetzt bald in Winterruhe, bis zum Frühling passiert also in der zukünftige­n Station nicht allzu viel.“

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Fledermäus­e sind fasziniere­nde Wesen. In Königsbrun­n entsteht eine Auffangsta­tion, vor allem für kranke und verletzte Tiere und zur Beobachtun­g.
Archivfoto: Marcus Merk Fledermäus­e sind fasziniere­nde Wesen. In Königsbrun­n entsteht eine Auffangsta­tion, vor allem für kranke und verletzte Tiere und zur Beobachtun­g.

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