Friedberger Allgemeine

Die dramatisch­e Fahndung nach den Entführern des Milliardär­ssohns Markus Würth

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● 17. Juni 2015 Markus Würth, 50, wird aus einer Wohngemein­schaft für Behinderte und Nicht-Behinderte im osthessisc­hen Schlitz entführt. Eine Übergabe der drei Millionen Euro Lösegeld scheitert in der Nacht.

● 18. Juni 2015 Der Sohn des Unternehme­rs und Milliardär­s Reinhold Würth wird in einem Wald bei Würzburg an einen Baum gekettet, aber unversehrt gefunden. Zuvor haben die Entführer die Geodaten verraten.

● 13. Juli 2015 Eine Hotline von Poli-

einen für diese Region typischen Klang in der Stimme hat.

Nach Öffentlich­keitsfahnd­ungen, unter anderem im TV-Kriminalfa­llmagazin „Aktenzeich­en XY... ungelöst“, meldete sich Anfang des Jahres eine Zeugin aus dem RheinMain-Gebiet bei der Polizei, die die Stimme des Mannes wiedererka­nnt hatte. Nedzad A. wurde festgenomm­en und angeklagt.

Die Stimme des Entführers war das wichtigste Beweismitt­el der Ermittler. Als charakteri­stisch bezeichnet­en die Gutachter beispielsw­eise die für Ausländer schwierige Aussprache des „ü“in manchen zei und Staatsanwa­ltschaft, unter der ein Mitschnitt eines Anrufs des Lösegeld-Erpressers zu hören ist, wird mehr als 10 000 Mal gewählt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Erpresser aus Ex-Jugoslawie­n stammt.

● 4. Mai 2017 Nach einer wiederholt­en Ausstrahlu­ng des Falls bei „Aktenzeich­en XY ... ungelöst“gehen mehr als 200 Hinweise ein.

● 14. März 2018 Eine Spezialein­heit der Polizei nimmt in Offenbach einen 48-Jährigen fest. Der mutmaßlich­e Tä-

Worten sowie markante Redewendun­gen wie die Formulieru­ng „ich trenne mich“zum Ende eines Gesprächs. Diese Redewendun­g, die wohl im Kroatische­n benutzt wird, hatte der Erpresser dreimal verwendet. Die Zeugin, die den entscheide­nden Tipp auf einen Handwerker gab, der bei ihr renoviert hatte, erinnerte sich: Auch bei ihr soll er diese markante Redewendun­g benutzt haben.

Ob es möglich sei, „jede Person eindeutig anhand seiner Stimme zu identifizi­eren?“, fragte der Richter eine Sprachwiss­enschaftle­rin. „Nein, eine Stimme ist ja kein ter aus Serbien kommt in Untersuchu­ngshaft. Er bestreitet die Tat. Der Tipp kam von einer Zeugin, die den Mann als Handwerker im Haus hatte.

● 11. September 2018 Der Prozess gegen den 48-Jährigen beginnt.

● 24. Oktober 2018 Laut Gutachtern ist die Stimme des Erpressers und die des Angeklagte­n „mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit“identisch.

● 27. November 2018 Das Landgerich­t Gießen spricht den Angeklagte­n frei. (dpa)

Fingerabdr­uck und keine DNASpur“, sagte die Gutachteri­n.

Dem Gericht reichte dieses Hauptindiz letztlich nicht für eine Verurteilu­ng aus. „Es bleiben Zweifel an der Täterschaf­t des Angeklagte­n“, begründete der Vorsitzend­e Richter den Freispruch. Dafür wären weitere Indizien nötig gewesen, die sicher auf den Angeklagte­n als Erpresser deuteten, meinten die Richter.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig. Der Angeklagte verließ den Gerichtssa­al als freier Mann. Er hat nun zudem einen Anspruch auf Haftentsch­ädigung.

 ?? Foto: Arne Dedert, dpa ?? Der behinderte Milliardär­ssohn Markus Würth lebte in einer Hof- und Wohngemein­schaft im hessischen Schlitz, als er 2015 von mehreren Männern entführt wurde. Ein mutmaßlich­er Täter wurde nun freigespro­chen.
Foto: Arne Dedert, dpa Der behinderte Milliardär­ssohn Markus Würth lebte in einer Hof- und Wohngemein­schaft im hessischen Schlitz, als er 2015 von mehreren Männern entführt wurde. Ein mutmaßlich­er Täter wurde nun freigespro­chen.

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