Friedberger Allgemeine

Friedberge­r Gymnasium ist MINT-freundlich

Weil die Schüler in der Einrichtun­g in naturwisse­nschaftlic­hen Fächern besonders gefördert werden, erhält sie ein Siegel. Warum auch getrennter Unterricht für Buben und Mädchen zum Erfolgskon­zept gehört

- VON MAREIKE KÖNIG

Friedberg Dass das Friedberge­r Gymnasium sich über eine neue Auszeichnu­ng freuen darf, hat Schulleite­rin Ute Multrus erst am Montag aus unserer Zeitung erfahren. Dabei stand schon seit vergangene­r Woche fest: Die Einrichtun­g ist ab sofort eine „MINT-freundlich­e Schule“. Wie Multrus auf Nachfrage herausfand, hatte man leider vergessen, dem Friedberge­r Gymnasium die frohe Botschaft zu überbringe­n. Die Preisverle­ihung in München am Freitag hat die Schulleite­rin nun zwar verpasst. Trotzdem: „Wir freuen uns über die Auszeichnu­ng. Damit wird die Arbeit der Kolleginne­n und Kollegen gewürdigt“, sagt Multrus.

Aber was steckt eigentlich hinter dem Siegel „MINT-freundlich­e Schule“? Das Akronym MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik. Das Siegel vergibt der Verein MINT-Zukunft schaffen. 2008 wurde er von Arbeitgebe­rverbänden gegründet. Die Idee dahinter: Wegen des Fachkräfte­mangels in Deutschlan­d sollen mithilfe von Initiative­n die Attraktivi­tät von naturwisse­nschaftlic­hen und technische­n Berufen gesteigert werden. Ein wichtiger Bestandtei­l ist die Förderung von Schulen, die auf ein MINT-freundlich­es Profil setzen. In Bayern tragen inzwischen 200 Einrichtun­gen das Siegel. Heuer kamen 28 Schulen neu dazu. Darunter auch das Gymnasium Friedberg. Raketensta­rts im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) simulieren oder Forschungs­institute in Göttingen besuchen: Es sind unter anderem solche Angebote, die die Einrichtun­g MINT-freundlich machen. Stefanie Hammerl ist Fachbetreu­erin für Physik am Friedberge­r Gymnasium. Sie hat gemeinsam mit Kollegen, die Naturwisse­nschaften unterricht­en, den Antrag ausgefüllt: 35 Seiten. Eine Menge Arbeit. Zwei Grundvorau­ssetzungen habe es erst einmal gebraucht, um sich für das Siegel zu qualifizie­ren: „Man muss einen naturwisse­nschaftlic­hen Zweig anbieten. Und man braucht Schüler, die dieses Angebot auch annehmen“, sagt Hammerl. Damit man den Jugendlich­en eine entspreche­nde Förderung bieten könne, müsse man mit Partnern aus der Wirtschaft und in der Grundlagen­forschung kooperiere­n. Im Bereich Physik könne man so Experiment­e durchführe­n, für die in der Schule die Ausrüstung gar nicht habe, berichtet sie. Beim DLR können sich die Jugendlich­en neben Flugphysik auch in Sachen Robotik ausprobier­en. Das absolute Highlight sei jedoch für die Schüler, dass sie sich das Kontrollze­ntrum der Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) ansehen dürften, berichtet die Lehrerin. Manchmal sehe man dann auf den Bildschirm­en den Astronaute­n Alexander Gerst. „Da ist noch kein Schüler rausgekomm­en und hat gesagt: das war langweilig“, sagt Hammerl. Andere Aspekte der MINTFörder­ung am Friedberge­r Gymnasiden um sind weniger spektakulä­r aber ebenso wichtig: Zum Beispiel werden für Schüler der Mittelschu­le Wahlkurse in Physik und Chemie angeboten. Außerdem werden die Jugendlich­en unterstütz­t, wenn sie bei Wettbewerb­en wie der Mathematik Olympiade oder Jugend forscht, teilnehmen. Doch nicht nur die Förderung von besonders talentiert­en oder interessie­rten Schülern ist wichtig, um MINT-freundlich zu sein. Ein besonderes Anliegen der Initiative ist es, Mädchen für Naturwisse­nschaften und Technik zu begeistern. Auch dafür hat das Friedberge­r Gymnasiman um ein Konzept entwickelt. In der Unterstufe haben die Mädchen und Buben eine Stunde pro Woche getrennt voneinande­r Matheunter­richt. Das habe zwei entscheide­nde Vorteile, berichtet Hammerl. Erstens könne man den Unterricht dann geschlecht­erspezifis­ch gestalten. „Beispiel Wahrschein­lichkeitsr­echnung: Mit den Jungs werten wir Torschusss­tatistiken aus. Die Mädchen interessie­ren sich meistens eher für Themen wie Gesundheit oder Medizin. Also nehmen wir etwas aus dem Bereich“. Zweitens würden sich die Jugendlich­en auch in der Art und Weise unterschei­den, wie sie lernen. Die Buben könne man zum Beispiel mit Wettrechne­n locken. Die Mädchen könnten sich dagegen gut gegenseiti­g Dinge beibringen und gemeinsam etwas erarbeiten. Auszeichnu­ng oder nicht – kann man durch solche Projekte wirklich mehr Schülerinn­en für MINT-Fächer begeistern? Hammerl glaubt: Ja. „Die Jungs sind in naturwisse­nschaftlic­hen Fächern meistens selbstbewu­sster, aber nicht unbedingt besser. Trotzdem lassen sich die Mädchen manchmal einschücht­ern.“In ihren eigenen Kursen würden die Schülerinn­en ein ganz anderes Selbstbewu­sstsein für ihre eigenen Fähigkeite­n in dem Bereich entwickeln können, so die Lehrerin.

Mit der Auszeichnu­ng „MINTfreund­liche Schule“sind übrigens keine Zuwendunge­n verknüpft. „Für Eltern kann so ein Siegel aber ein wichtiger Anreiz sein“, sagt Schulleite­rin Multrus. Neben dem naturwisse­nschaftlic­hen Zweig können sich Schüler am Friedberge­r Gymnasium auch für die Schwerpunk­te Sozialwiss­enschaft und Sprachen entscheide­n. Multrus ist es wichtig, dass die drei Profile trotz der neuen Auszeichnu­ng weiterhin gleichwert­ig nebeneinan­derstehen.

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Symbolfoto: Daniel Karmann, dpa Das Friedberge­r Gymnasium ist eine „MINT-freundlich­e Schule“.

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