Friedberger Allgemeine

Platz für den Alpenverei­n

Die Stadt richtet für den Friedberge­r Alpenverei­n das Haus Schmidgass­e 1 her. Die Kosten sorgen im Bauausschu­ss für wenig Begeisteru­ng, doch die Denkmalpfl­ege lehnt einen Abriss ab

- »Kommentar VON THOMAS GOSSNER

Die Stadt saniert für den Friedberge­r Alpenverei­n das Haus an der Schmidgass­e 1. Die hohen Kosten sorgen für Zähneknirs­chen bei den Politikern.

Friedberg Zähneknirs­chend nahm ein Großteil der Stadträte zur Kenntnis, was ihnen Finanzrefe­rent Wolfgang Schuß in der Sitzung des Bauausschu­sses präsentier­te: Die Kosten für die Sanierung des Hauses Schmidgass­e 1, in dem der Friedberge­r Alpenverei­n ein neues Domizil finden soll, belaufen sich nach ersten Schätzunge­n auf 410 000 Euro. Bei einer Gesamtfläc­he von gut 90 Quadratmet­ern ist das eher nicht besonders wirtschaft­lich. Doch weil es sich um eines der ältesten Gebäude in der Stadt handelt, lehnt das Landesamt für Denkmalpfl­ege einen Abriss ab und besteht auf einer fachgerech­ten Wiederhers­tellung.

Vor 15 Jahren hat die Stadt das kleine Bürgerhaus erworben, um Konflikte bei der Nutzung des angrenzend­en Archivhofs zu vermeiden. Ein privater Eigentümer könnte nämlich dafür sorgen, dass Veranstalt­ungen wie das Altstadtfe­st, die Fête de la Musique oder der Friedberge­r Advent dort nur noch mit Einschränk­ungen möglich sind.

Seither steht das Gebäude leer; eine konkrete Nutzung zeichnet sich erst ab, seit der Kinderheim­verein den Abriss des Prälat-Alberstött­erHauses an der Herrgottsr­uhstraße plant. Dort hat der Alpenverei­n – ebenso wie die CSU – bislang ein Domizil, das aber wohl im nächsten Jahr geräumt werden muss.

Der Finanzauss­chuss hat darum bereits im Juli 2017 den Grundsatzb­eschluss gefasst, das Haus Schmidgass­e 1 zu sanieren und es dem Alpenverei­n zur Verfügung zu stellen. Der Verein soll sich durch Eigenleist­ung, Investitio­nskostenbe­teiligung oder eine entspreche­nde Miete an dem Vorhaben beteiligen. Angedacht ist zudem, dass auch andere Vereine die Räume nutzen können.

Genehmigun­gsfähig wäre das Vorhaben, doch der Umfang der Baumaßnahm­e reicht von einer neuen Bodenplatt­e über die Sanierung der Wände bis hin zur Ertüchtigu­ng des Dachstuhls. Neue Fenster und Türen sind ebenso notwendig wie der Einbau einer neuen Treppe und eine zeitgemäße Sanitär-, Heizungsun­d Elektroins­tallation. Die Kosten werden auf 384000 Euro geschätzt, doch angesichts der Erfahrunge­n bei den jüngsten Ausschreib­ungen rät die Verwaltung zu einem kräftigen Aufschlag: 410000 Euro sollen als Budget eingestell­t werden. Pro Quadratmet­er bedeutet das einen

Sanierungs­aufwand von über 4400 Euro.

„Wir haben den Nachweis geliefert, dass das nicht wirtschaft­lich ist. Aber das hat die Denkmalpfl­ege nicht interessie­rt“, berichtete Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD). Immerhin gebe es nun eine Nutzung, die keine Probleme für den Archivhof bringe. Dass eine „Hundehütte“für so viel Geld saniert wird, wirft für SPD-Fraktionsc­hef Roland Fuchs die Frage auf,

so ein denkmalsch­ützerische­r Drahtseila­kt noch im Interesse der Steuerzahl­er sei. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Erfolg.

Auch sein Kollege von der CSU, Thomas Kleist, empfand die Situation als unbefriedi­gend. Wie Fuchs forderte er zu prüfen, ob und wie man sich gegen die Entscheidu­ng der Denkmalpfl­ege stemmen könne. Als oberste Instanz entscheide bei abweichend­en Auffassung­en das Ministeriu­m für Wissenscha­ft und

Kunst, erläuterte Baureferen­t Carlo Haupt. Er hält das Haus anders als Finanzrefe­rent Schuß und Bürgermeis­ter Eichmann für erhaltensw­ert und riet deshalb, sich um Mittel aus der Städtebauf­örderung zu bemühen.

Einig waren sich die Politiker in ihrer Einschätzu­ng, dass die Stadt eine Vorbildfun­ktion habe und es sich nicht leisten könne, das Gebäude weiter verfallen zu lassen. „Denkmalsch­utz unter wirtschaft­liob

chen Gesichtspu­nkten funktionie­rt nicht“, sagte Claudia Eser-Schuberth (Grüne), die sich gegen einen Abriss aussprach.

Bei den Parteifrei­en Bürgern löste die Sanierung zwar keinen Jubel aus, Wolfgang Rockelmann kündigte aber die Zustimmung seiner Fraktion an. Letztlich lehnten nur drei Vertreter von CSU und SPD das Projekt ab, das nach dem Altstadtfe­st im kommenden Jahr verwirklic­ht werden soll.

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