Platz für den Alpenverein
Die Stadt richtet für den Friedberger Alpenverein das Haus Schmidgasse 1 her. Die Kosten sorgen im Bauausschuss für wenig Begeisterung, doch die Denkmalpflege lehnt einen Abriss ab
Die Stadt saniert für den Friedberger Alpenverein das Haus an der Schmidgasse 1. Die hohen Kosten sorgen für Zähneknirschen bei den Politikern.
Friedberg Zähneknirschend nahm ein Großteil der Stadträte zur Kenntnis, was ihnen Finanzreferent Wolfgang Schuß in der Sitzung des Bauausschusses präsentierte: Die Kosten für die Sanierung des Hauses Schmidgasse 1, in dem der Friedberger Alpenverein ein neues Domizil finden soll, belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 410 000 Euro. Bei einer Gesamtfläche von gut 90 Quadratmetern ist das eher nicht besonders wirtschaftlich. Doch weil es sich um eines der ältesten Gebäude in der Stadt handelt, lehnt das Landesamt für Denkmalpflege einen Abriss ab und besteht auf einer fachgerechten Wiederherstellung.
Vor 15 Jahren hat die Stadt das kleine Bürgerhaus erworben, um Konflikte bei der Nutzung des angrenzenden Archivhofs zu vermeiden. Ein privater Eigentümer könnte nämlich dafür sorgen, dass Veranstaltungen wie das Altstadtfest, die Fête de la Musique oder der Friedberger Advent dort nur noch mit Einschränkungen möglich sind.
Seither steht das Gebäude leer; eine konkrete Nutzung zeichnet sich erst ab, seit der Kinderheimverein den Abriss des Prälat-AlberstötterHauses an der Herrgottsruhstraße plant. Dort hat der Alpenverein – ebenso wie die CSU – bislang ein Domizil, das aber wohl im nächsten Jahr geräumt werden muss.
Der Finanzausschuss hat darum bereits im Juli 2017 den Grundsatzbeschluss gefasst, das Haus Schmidgasse 1 zu sanieren und es dem Alpenverein zur Verfügung zu stellen. Der Verein soll sich durch Eigenleistung, Investitionskostenbeteiligung oder eine entsprechende Miete an dem Vorhaben beteiligen. Angedacht ist zudem, dass auch andere Vereine die Räume nutzen können.
Genehmigungsfähig wäre das Vorhaben, doch der Umfang der Baumaßnahme reicht von einer neuen Bodenplatte über die Sanierung der Wände bis hin zur Ertüchtigung des Dachstuhls. Neue Fenster und Türen sind ebenso notwendig wie der Einbau einer neuen Treppe und eine zeitgemäße Sanitär-, Heizungsund Elektroinstallation. Die Kosten werden auf 384000 Euro geschätzt, doch angesichts der Erfahrungen bei den jüngsten Ausschreibungen rät die Verwaltung zu einem kräftigen Aufschlag: 410000 Euro sollen als Budget eingestellt werden. Pro Quadratmeter bedeutet das einen
Sanierungsaufwand von über 4400 Euro.
„Wir haben den Nachweis geliefert, dass das nicht wirtschaftlich ist. Aber das hat die Denkmalpflege nicht interessiert“, berichtete Bürgermeister Roland Eichmann (SPD). Immerhin gebe es nun eine Nutzung, die keine Probleme für den Archivhof bringe. Dass eine „Hundehütte“für so viel Geld saniert wird, wirft für SPD-Fraktionschef Roland Fuchs die Frage auf,
so ein denkmalschützerischer Drahtseilakt noch im Interesse der Steuerzahler sei. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Erfolg.
Auch sein Kollege von der CSU, Thomas Kleist, empfand die Situation als unbefriedigend. Wie Fuchs forderte er zu prüfen, ob und wie man sich gegen die Entscheidung der Denkmalpflege stemmen könne. Als oberste Instanz entscheide bei abweichenden Auffassungen das Ministerium für Wissenschaft und
Kunst, erläuterte Baureferent Carlo Haupt. Er hält das Haus anders als Finanzreferent Schuß und Bürgermeister Eichmann für erhaltenswert und riet deshalb, sich um Mittel aus der Städtebauförderung zu bemühen.
Einig waren sich die Politiker in ihrer Einschätzung, dass die Stadt eine Vorbildfunktion habe und es sich nicht leisten könne, das Gebäude weiter verfallen zu lassen. „Denkmalschutz unter wirtschaftliob
chen Gesichtspunkten funktioniert nicht“, sagte Claudia Eser-Schuberth (Grüne), die sich gegen einen Abriss aussprach.
Bei den Parteifreien Bürgern löste die Sanierung zwar keinen Jubel aus, Wolfgang Rockelmann kündigte aber die Zustimmung seiner Fraktion an. Letztlich lehnten nur drei Vertreter von CSU und SPD das Projekt ab, das nach dem Altstadtfest im kommenden Jahr verwirklicht werden soll.