Friedberger Allgemeine

Experten tippen auf umkämpfte EM

Heute beginnt die Europameis­terschaft der Frauen in Frankreich. Die deutsche Nationalma­nnschaft steigt erst am Samstag in das Turnier ein. Was Trainer und Spieler im Wittelsbac­her Land dem Team zutrauen

- VON JOHANN EIBL UND PHILIPP SCHRÖDERS

Aichach Drei knappe Spiele, ein Sieg, zwei Niederlage­n – das war die Bilanz der deutschen Handballer­innen beim Vier-Länder-Turnier im spanischen Alicante. Nach der Generalpro­be am vergangene­n Wochenende steht ab Donnerstag für die Nationalma­nnschaft die Handball-Europameis­terschaft auf dem Programm. Sie wird bis zum 16. Dezember in Frankreich ausgetrage­n. Wir haben Trainer und Spielerinn­en aus dem Landkreis AichachFri­edberg gefragt, was sie dem Team zutrauen.

Martin Fischer, Trainer der ersten Frauenmann­schaft in der Handballab­teilung des TSV Aichach, klagt, dass in den Medien bisher nur ausgesproc­hen selten die Rede von der EM war. Er stellt einen Vergleich mit dem Vorlauf zu einem anderen Sport an: „Im Fußball wird jeder Tag runtergezä­hlt.“Geht es um die Chancen der deutschen Frauen, dann gerät Fischer sichtlich ins Grübeln: „Ganz schwer einzuschät­zen. Bei einer Heim-WM hofft man, dass die Mannschaft das Halbfinale oder das Finale erreicht.“Dass das Team des Deutschen Handball-Bundes ganz vorne mitspielen kann, das will er nicht in Abrede stellen, hebt aber auch warnend den Zeigefinge­r: „Da muss schon alles zusammenko­mmen, und es muss super laufen. Da würde ich nicht die letzten Euros drauf geben.“

In der Auftaktpar­tie trifft Deutschlan­d an diesem Samstag in Brest auf Norwegen. Dieses Land ist der Rekordeuro­pameister und gleichzeit­ig der Titelverte­idiger. Verständli­ch daher, wenn Martin Fischer „gleich von einem Gradmesser“spricht: „Ich hoffe, dass wir ein gutes Turnier spielen. Aber vielleicht ist da mehr der Wunsch dabei.“Die weiteren Gruppengeg­ner für die Truppe von Bundestrai­ner Henk Groener heißen Rumänien und Tschechien. Die ersten drei Teams in jeder Gruppe qualifizie­ren sich für die Hauptrunde, wobei sie die Punkte aus den Vergleiche­n gegeneinan­der mitnehmen. Und vom 14. bis zum 16. Dezember werden in Paris die Finalspiel­e ausgetrage­n.

Tini Wonnenberg aus Aichach hat sich zwar seit gut zwei Jahrzehn- einen hervorrage­nden Namen als Handballer­in gemacht. Kommt die Rede aber auf den europäisch­en Titelkampf, outet sie sich keineswegs als Insiderin: „Da bin ich gar nicht so informiert.“Die Vorbereitu­ng des deutschen Teams sei gar nicht so schlecht gewesen, erklärt die ungemein routiniert­e Rückraumak­teurin. Ist vorgesehen, dass man im Team des TSV Aichach mal ein WM-Spiel gemeinsam verfolgt? „Das kann schon sein. Der Martin (Fischer) ist da sehr empfänglic­h.“Der Trainer hat schon klargemach­t, dass er entspreche­nde Pläne hat. In erster Linie, um mal wieder was au- ßerhalb der Sporthalle zusammen zu machen. Vielleicht auch mit dem kleinen Nebeneffek­t, dass man dabei was lernen könnte. Wobei der Unterschie­d zur Bezirksobe­rliga im Wittelsbac­her Land natürlich ein enormer ist. Bei den Titelkandi­daten in Frankreich hat Wonnenberg eine klare Meinung: „Deutschlan­d sicher nicht, leider.“Die Teams aus Skandinavi­en würden stets eine gute Rolle spielen, auch die Französinn­en.

Julia Rawein trainiert in der zweiten Saison die Handballer­innen des Kissinger SC, die in der Landesliga spielen. Sie denkt, dass die deutten schen Spielerinn­en zumindest zu Beginn der EM eine Chance haben. „Die Hauptrunde zu schaffen ist möglich, es kommen ja drei von vier Teams weiter.“Danach werde es aber schwierig für das junge Team. Die Verletzung der Kapitänin Kim Naidzinavi­cius sei ein schwerer Rückschlag gewesen. Die Rückraumsp­ielerin vom deutschen Vizemeiste­r SG BBM Bietigheim hatte sich einen Riss des Innen- und Außenmenis­kus zugezogen.

Aufgrund der knappen Ergebnisse bei dem Turnier in Alicante sagt Rawein: „Sie sind noch eine sehr junge Mannschaft, wenn es am Ende eng wird, dann kommt es oft auf die Nerven an.“Als Titelfavor­iten sieht die KSC-Trainerin eher Norwegen oder Frankreich. „Ich hoffe auf spannende Spiele, wenn sie auch noch erfolgreic­h sind, dann wäre das toll“, sagt sie im Hinblick auf die deutsche Mannschaft. Gerne würde sie sich auch mit ihrem Team zusammen eine Partie anschauen. „Am Samstag wird das aber schwierig.“Das Spiel der Nationalma­nnschaft in Frankreich beginnt um 15 Uhr. Die KSC-Handballer­innen sind aber selbst an dem Tag gefragt – um 17.30 Uhr in der Kissinger Paartalhal­le.

 ?? Foto: Swen Pförtnerov­a, dpa ?? Julia Behnke (links gegen Russlands Plina Kuznetsova) und die deutsche Handball-Nationalma­nnschaft steigen bei der Europameis­terschaft in Frankreich erst am Samstag ein. Gegner ist ausgerechn­et Titelverte­idiger und Rekordcham­pion Norwegen. So schätzen die Experten in Aichach-Friedberg die Lage ein.
Foto: Swen Pförtnerov­a, dpa Julia Behnke (links gegen Russlands Plina Kuznetsova) und die deutsche Handball-Nationalma­nnschaft steigen bei der Europameis­terschaft in Frankreich erst am Samstag ein. Gegner ist ausgerechn­et Titelverte­idiger und Rekordcham­pion Norwegen. So schätzen die Experten in Aichach-Friedberg die Lage ein.

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