Göttliche Cecilia
Bartolis Nachschlag an Vivaldi-Arien
Kaum vorstellbar, dass sich Cecilia Bartoli für ihr jüngstes Album diese darin abgedruckte Kollektion an Huldigungen aus Kollegen- und Dirigenten-Mund selbst gewünscht hat – von Barenboim über Antonio Pappano bis hin zu Gustavo Dudamel. Das musste sie wohl schlucken, weil es ihr Plattenlabel so wollte zur 30-jährigen Zusammenarbeit und zum 20-jährigen Jubiläum ihres Vivaldi-Albums 1999. Dieses schlug damals – obwohl angefüllt mit weitgehend unbekannten Arien – wie eine Bombe ein, gab Bartoli einen enormen Karriereschub und leitete ihre Reihe an Alben zu vernachlässigter großer
Musik von vernachlässigten Komponisten ein: Gluck zum Beispiel und Salieri.
Nun aber spinnt sie ihre Auseinandersetzung mit Vivaldi auf einer weiteren CD fort – und neuerlich erhält der Hörer hinreißende Arien geboten aus weithin unbekannten Opern. Natürlich: Vivaldi kopierte und kompilierte seine Musik immer wieder neu; natürlich: Cecilia Bartoli kann auf ihre bewährte Art von Affekt-Darstellungen zurückgreifen (hier der Engel, dort die Furie). Doch gleichzeitig liegt hier wieder eine Aufnahme von ihrer Gurgel vor, die absolute Virtuosität einerseits und absolute innige Hingabe andererseits kombiniert. Auch bei gut 30-jähriger Sängerinnenlaufbahn – das garantiert noch ein paar gute Jahre – bleibt ihr Mezzo göttlich. Er wird begleitet vom bretonischen Originalklang-Ensemble Matheus unter Jean-Christophe Spinosi. ★★★★★
(Decca/Universal)