Der harte Weg zur Profitänzerin
Die 18-jährige Mirjam Motzke aus Mering verwirklicht ihren Traum vom Tanzen. Für ihr besonderes Talent wurde ihr nun der Maureen-Denman-Preis in Augsburg verliehen
Mering/Frankfurt Mit 17 Jahren von zu Hause ausziehen, in einer Stadt studieren, sich selbst um die Wäsche und das Essen kümmern – das alles ist für Mirjam Motzke mittlerweile nicht mehr so aufregend wie zu noch vor einem Jahr. Die 18-Jährige aus Mering studiert zeitgenössischen und klassischen Tanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Vor einem Jahr machte sie sich auf und legte dort erfolgreich die Aufnahmeprüfung ab.
Sechs Stunden am Tag tanzt sie, dazu kommen noch weitere Fächer wie Musiktheorie oder Tanzgeschichte. Auch Anatomie steht auf dem Studienplan. Wenn sie nicht gerade an der Hochschule trainiert, lebt Mirjam Motzke in einer WG mitten in Frankfurt. „Am Anfang war es schon schwer, weg von zu Hause, weg von meinen drei Geschwistern, den Eltern und den Freunden“, gibt sie zu. Doch mittlerweile hat sie sich eingelebt und Freunde gefunden. „Man lebt als Tänzer schon so in einer gewissen Blase“, gibt sie zu. Das Training ist sehr intensiv und Tanzen nicht nur Beruf, sondern Berufung. So dreht sich auch im Privatleben viel um diese Leidenschaft, und sie hat hauptsächlich Tänzer in ihrem neuen Freundeskreis. Dennoch ist die 18-Jährige sehr froh, wenn sie ab und zu unter der Woche ihren Vater Markus Motzke trifft, der beruflich oft in Frankfurt arbeitet.
Schon mit drei Jahren fing Mirjam Motzke zu tanzen an. „Da meine Mutter selbst auch als Kind Ballett gemacht hat, brauchte es dazu keine großen Überredungskünste.“Ihre ersten Schritte als Tänzerin macht sie im Meringer Tanzpunkt und in Augsburg in der Ballettschule Otevrel und Zaboj. Ihre Eltern trugen auch die Entscheidung mit, dass sie aus ihrem Hobby einen Beruf machen wollte. „Es ist ja immer sehr viel Ungewissheit dabei, ob man auch nach dem Studium ein Engagement bekommt“, gibt die 18-Jährige zu. Doch sie entschied sich, ihren Traum verwirklichen. „Viel schlimmer wäre es für mich, wenn ich es nicht versucht hätte“, sagt sie. Deshalb hörte sie nach einem Jahr an der Fachoberschule auf und konzentrierte sich vollkommen auf ihre Tanzausbildung in Frankfurt. „Zunächst dachte ich noch, dass ich mit einer Abendschule das Abi gleichzeitig machen kann, aber das geht nicht gleichzeitig“, sagt Mirjam. Zielstrebig setzt sie ihren Traum in die Tat um.
Rückschläge brachten die 18-Jährige nicht von ihrem Weg ab. Und so ließ sie auch nicht locker, als sie Absagen von verschiedenen Tanzschuzu len erhielt. „Ich wusste, dass ich Tänzerin werden will, und vielleicht war es auch ganz gut, dass ich nun hier in Frankfurt bin und nicht wie zuerst gedacht an der Bosl-Stiftung in München.“2017 tanzte sie an fünf Schulen vor und erhielt letztendlich zwei Zusagen. Am MUK in Wien (Musik und Kunst – Privatuniversität der Stadt Wien) und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt bot man ihr die Möglichkeit, sich zur Profitänzerin ausbilden zu lassen. „Auf Frankfurt fiel letztendlich meine Entscheidung auch deshalb, weil mir hier die Studieninhalte noch mehr zusagten“, schildert Mirjam. Vorbildlich sei auch die Unterstützung, die sie vonseiten der Hochschule erhalten habe. „Wer Schmerzen hat oder sich verletzt hat, dem wird ein Physiotherapeut vermittelt, die in engem Kontakt zur Hochschule stehen.“Auch werde den angehenden Tänzern bereits vorbeugende Übungen beigebracht, um Folgeschäden durch die starke körperliche Beanspruchung zu vermeiden.
Das Leben einer Tänzerin sei geprägt vom Training. „Aber die Vorurteile, dass wir mit geschundenen Füßen von einer Diät zur anderen hecheln, treffen nicht zu.“Natürlich muss sie auf ihr Gewicht achten, aber regelmäßige Mahlzeiten und sogar Süßigkeiten gehören fest zu ihrem Alltag dazu. Dennoch gibt sie zu: „Natürlich sind meine Zehen vom vielen Spitzentanz nicht mehr die schönsten, aber das ist nichts Ungewöhnliches.“Genauso wenig ungewöhnlich ist es, dass sie fast alle drei Monate neue Spitzenschuhe braucht. „Manche halten länger, aber manche auch nur ein paar Wochen.“Und sie gesteht: „Bei den Ballettanzügen habe ich schon einen Tick.“Sie liebt es, oft wechseln zu können und sagt: „Ich trage ja die meiste Zeit des Tages meine Ballettanzüge, da sollen die auch schön sein.“Selbst in den Semesterferien ist für sie mit Tanzen nicht Schluss. „Wenn ich nicht in Frankfurt bin, dann kann ich jederzeit in Mering bei Anna trainieren“, sagt sie und freut sich über den guten Kontakt zu ihrer früheren Lehrerin.
Und wenn dann auch noch Preise vergeben werden, ist das Lohn für die vielen Stunden im Ballettsaal. Im November wurde ihr im Rahmen der Preisverleihung zum Augsburger Kunstförderpreis der Maureen-Denman-Preis verliehen.