Auf Konzertreise in Pakistan
Als die Klarinettistin Bettina Aust die Einladung für einen Auftritt in Karachi bekam, benötigte sie Bedenkzeit – zu unsicher erschien ihr das Land. Jetzt hat sich ihr Blick darauf verändert
Diese Konzertreise war für die Augsburger Klarinettistin Bettina Aust dann doch eine neue und etwas andere Erfahrung. Als sie die Einladung bekam, musste die 30-Jährige, die bei den Augsburger Philharmonikern als Solo-Klarinettistin engagiert ist, erst einmal recherchieren: ein Auftritt in Pakistan. „Ist das dort sicher?“, fragte sie sich.
Jetzt, wo sie wieder zurück in der Heimat ist und sich schon wieder ganz und gar auf die nächste Konzerte vorbereitet, spürt sie dann aber doch das Verlangen, zurückzublicken und über diese Erfahrung in Pakistan zu reden. Denn sie hat ja selbst an sich erlebt, wie viele Vorurteile dem islamisch-geprägten Land gegenüber sie hatte und wie anders es ihr am Ende begegnet ist.
Angefragt hatte das deutsche Generalkonsulat in Karachi. Nach kurzer Bedenkzeit sagten Aust, ihr Bruder Robert (Klavier) und die Mezzosopranistin Lydia Krüger zu. Als Konzertsaal diente ein großer Saal Marriott Hotels. Der Auftritt in Karachi wurde in Pakistan ganz anders wahrgenommen als Konzerte von Aust hierzulande: Das nationale Fernsehen hat einen Beitrag ausgestrahlt, die Besprechung der pakistanischen Tageszeitung The News International war voll des Lobs. Ein großartiges Programm, hieß es dort und schade, dass so selten klassische Musik zu hören sei. Erst beim Schlussapplaus habe Aust gemerkt, dass das Publikum im Saal dann doch kein europäisches gewesen sei. „Als wir schon alle abgetreten waren, brandete noch einmal laut Applaus auf.“Dem Publikum sei nicht bewusst gewesen, soeben die Zugabe gehört zu haben. Ansonsten seien die Zuhörer konzentriert und neudes gierig gewesen. Hinterher waren die Musiker dann umringt von Kameras und Journalisten, ein Auftritt im Radio folgte.
Was Aust auffiel: „In den sieben Tagen in Pakistan gab es keinen einzigen Moment, an dem ich Angst hatte.“Als sie vergangenes Jahr in Mittelamerika auf Tournee gewesen sei, habe sich das anders verhalten. Und es habe für sie auch einen AhaMoment in Karachi gegeben. Ein Gespräch über klassische Musik. Und sie wurde gefragt, ob sie westliche klassische Musik meine. Aust darauf: Nein, die klassische Musik sei nicht nur westlich, sie sei global. „Da habe ich gemerkt, wie sehr wir Europäer unsere Begriffe auf die ganze Welt ausdehnen.“
Nächsten Sommer wird Aust wieder durch Mittelamerika touren, eine weitere Tournee durch Pakistan kann sie sich in zwei Jahren gut vorstellen: dann gepaart mit Workshops für Musikstudenten dort. Denn in Gesprächen mit ihnen hat sie gemerkt, wie sehr die Studenten dort für die Musik brennen.