Friedberger Allgemeine

Wie im Weihnachts­bilderbuch

Im romantisch­en Ambiente von Gut Mergenthau schwelgt manch einer in Kindheitse­rinnerunge­n. Was den Besuchern am ersten Adventswoc­henende besonders gefällt

- VON HEIKE JOHN

Kissing Die achtjährig­e Lilly schwebt beim Besuch auf dem Weihnachts­markt in Gut Mergenthau auf Wolke 7. Esel Sancho hat sie zwei Runden rund um das Gelände getragen, hat ganz weiches Streichelf­ell und ist so süß! Auch die Kamele und Ponys sorgen bei den Kindern für Begeisteru­ng. Doch nicht nur die jungen Besucher haben Spaß an der Waldweihna­cht. Unzählige Gäste aus nah und fern ließen sich am Wochenende vom ganz besonderen Ambiente des Gutshofs verzaubern.

Bereits das Automeer auf den Parkplätze­n zeigte, dass das erste von vier Adventswoc­henenden mehr als gut besucht war. Zum befürchtet­en Menschenge­dränge kam es jedoch nicht, denn das weitläufig­e Areal mit den verschiede­nsten Plätzen, Scheunen und Gewölbekel­lern sorgt für angenehme Entzerrung des enormen Publikumsz­ulaufs. „Es gibt wirklich sehr große Unterschie­de bei den Weihnachts­märkten und dieser hier ist ohne Zweifel einer der schönsten und stimmungsv­ollsten“, lobte ein Ehepaar aus Stadtberge­n. Die beiden müssen es wissen, sind sie doch in der gesamten Weihnachts­zeit auf Märkten in der Region und darüber hinaus anzutreffe­n. „Handwerkli­che Ware hat hier ei- nen großen Stellenwer­t, wird aber nicht zu überteuert­en Preisen angeboten“, finden die beiden. „Hier herrscht nicht künstliche­r Glitzergli­mmer, es wirkt hier so angenehm ruhig und man hat das Gefühl, es wird dafür gesorgt, dass es allen gut geht.“Und durch die Vielfalt der Ausstellun­gsräume in ehemaligen Stallungen, Scheunen und im Gewölbekel­ler gibt es auch bei Regen die Möglichkei­t, sich auf dem Weihnachts­markt zu vergnügen.

Gutsbesitz­erin Monika Fottner jedenfalls schien am Wochenende unermüdlic­h auf den Beinen, um überall nach dem Rechten zu sehen. Junior Maximilian Fottner kümmerte sich indes um den Christbaum­verkauf. Die tiefgrünen Nordmannta­nnen aus eigener Kultur bilden das Zentrum des Marktgesch­ehens im Gutsinnenh­of, um die sich die Buden gruppieren. Sie sind die „Keimzelle“des Christkind­lmarktes, denn mit ihnen begann vor 28 Jahren die Tradition der Waldweihna­cht. „Unser Hauptverka­uf beginnt allerdings erst am zweiten und dritten Adventswoc­henende, denn die Leute wollen einen möglichst frischen Baum in ihrer Stube stehen haben“, weiß der junge Forstwirt aus der Erfahrung. In diesem Jahr wird erstmals auch eine neue Baumart angeboten: die Coloradota­nne, die genauso haltbar wie die Nord- manntanne ist, aber längere Nadeln hat.

Mit Einbruch der Dunkelheit sorgen Fackeln, Laternen, Lichterket­ten, Feuerschal­en und Schwedenöf­en für romantisch­e Gemütlichk­eit. Am Lagerfeuer sitzen Eltern mit ihren Kindern und grillen ihr Stockbrot, an den langen Stehtische­n aus Fichte schlemmen die Besucher ihren Rahmfleck, genießen den Christstol­len, die Kartoffels­piralis oder „die wuide Sau am Spieß“. In trauter Runde kommt man schnell miteinande­r ins Gespräch. „Das musst du unbedingt probieren, ist ja mega lecker“, ruft eine Augsburger­in ihrer Freundin zu und reicht ihr einen Probierbec­her mit Basilikumb­lütensirup. Ob erlesene Olivenöle oder Zirbelkief­ernöl, der Fruchtaufs­trich aus Erdbeeren und Tonkabohne­n, das „Lehrlingsp­öttchen“am Keramiksta­nd, handgesied­ete Naturseife­n oder Stirnbände­r und Stulpen aus Alpakawoll­e: „Das hier ist einfach nicht das 08/15-Sortiment, sondern etwas Besonderes“, findet Angel Esser aus Merching. Und ihre Begleiteri­n schwärmt: „Das Lichtermee­r verbreitet eine Stimmung wie im Weihnachts­bilderbuch.“

In seine Kindheit versetzt fühlt sich so mancher auch am Stand von Christine Schaile aus Mering-St. Afra. Neben der prächtigen Vielfalt an Schwibböge­n und Räuchermän­nchen aus dem Erzgebirge sorgen vor allem die noch heute mit alten Formen handgefert­igten Reflexkuge­ln für den bunten Weihnachts­glanz. Seit 15 Jahren ist Christine Schaile auf Gut Mergenthau mit dabei und zählt Sammler, die sich jedes Jahr mit neuen Figuren eindecken, zu ihrem Stammpubli­kum. Sogar eine typisch englische Telefonzel­le oder den Londoner Doppeldeck­erbus gibt es als Christbaum­anhänger aus Glas. Neben der legendären Weihnachts­gurke ist sogar ein Autoscoote­r im Sortiment der Glaswaren. „Als ich den vor vier, fünf Jahren erstmals anbot, war er sofort ausverkauf­t und ich war fassungslo­s“, erinnert sich Christine Schaile.

Nichts aus der Fassung zu bringen scheint jedoch die Greifvögel aus der Auffangsta­tion Mittelfran­ken. Schnee-Eule Lina, Wüstenbuss­ard Harry und ihre Artgenosse­n zählen neben der Lebendkrip­pe seit einigen Jahren zu den Highlights der Waldweihna­cht. „Die Tiere sind das ganze Jahr mit uns unterwegs“, erklärt Falkner Anion Engelhard, „und je mehr Trubel herrscht, desto mehr haben sie zu schauen.“

OÖffnungsz­eiten: An den Wochenende­n bis zum vierten Advent samstags von 14 bis 20 Uhr und sonntags von 11 bis 20 Uhr. Frisch geschlagen­e Christbäum­e werden täglich verkauft.

» Mehr Bilder von der Waldweihna­cht finden Sie unter friedberge­r-allgemeine.de/friedberg

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Fotos: Heike John Schwibböge­n aus dem Erzgebirge bezaubern die Kundschaft, die Wert auf solides Handwerk legt.
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Lilly bedankt sich bei Eselchen Sancho für den Ritt über den Christkind­lmarkt.
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Schnee-Eule Lina macht der Trubel auf dem Weihnachts­markt nichts aus.

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