Friedberger Allgemeine

Dieser Architektu­rstudent hat ausgezeich­nete Ideen

Anton Feliust kommt aus der Ukraine. Dass er in Augsburg studiert, ist ein Zufall, der für ihn zum Glücksfall wurde. Nun bekommt er auch noch einen Preis

- VON TANJA FERRARI

Zeichenblo­ck, ein paar Stifte und ein Laptop – ohne diese Ausstattun­g in der Tasche verlässt Anton Feliust selten das Haus. Wenn er spontan eine gute Idee hat, möchte der Augsburger Architektu­rstudent, der aus der Ukraine kommt, vorbereite­t sein. Kurz die Ärmel hochkrempe­ln, Papier und Zeichensti­fte heraushole­n und schon kann eine Gedanke Gestalt annehmen: Beispielsw­eise zeichnet er, wie ein herunterge­kommener Plattenbau ein attraktive­s modernes Wohngebäud­e werden kann.

„Arbeiten kann ich eigentlich immer und überall“, sagt der 29-jährige Student. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, ob er gerade auf dem Weg zur Hochschule in der Tram sitzt oder zu Hause an seinem Schreibtis­ch Platz genommen hat. Bei wichtigen Projekten zählt für ihn jede Sekunde. „Man kann nicht wählerisch sein, was den Arbeitsort betrifft“, sagt der 29-Jährige. Arbeit und Studium machen ihm Spaß, auch wenn es öfter einmal stressig wird. Knappe Terminfris­ten seien unausweich­lich, aber auch machbar.

Heute weiß er, dass vor allem Zeitmanage­ment der Schlüssel zum Erfolg ist. Darin habe er nicht immer geglänzt, sagt er. Besonders während seines Bachelors in der Ukraine habe das noch gar nicht funktionie­rt. „Für ein Projekt musste ich einmal drei Nächte hintereina­nder durchmache­n, damit es überhaupt rechtzeiti­g fertig wurde.“Wie er das schaffen konnte, weiß er noch heute ganz genau: Kaffee, Kaffee und noch mehr Kaffee. Wie der 29-jährige Ukrainer in Deutschlan­d landen konnte, kann er gar nicht so genau sagen. „Ich habe mich in meinem Bachelorst­udium sehr für deutsche Architektu­r begeistert und deshalb beschlosse­n mich hier weiterzubi­lden“, so Anton Feliust. Dass seine Wahl auf Augsburg fiel, war Zufall. Doch für ihn war es eine gute Entscheidu­ng, denn an der Hochschule Augsburg fühlt er sich sehr wohl. Besonders schätzt er den Praxisbezu­g. „Mein studentisc­her Alltag ist hier unglaublic­h abwechslun­gsreich und fasziniere­nd.“

Um den Stress durchzuste­hen, setzt er zum Ausgleich auf Musik. „Unterbewus­st bringt man dann oft die besten Sachen aufs Papier“, sagt er. Fast sein halbes Leben lang hat er selbst Gitarre gespielt. „In meiner Heimatstad­t Makijiwka war nicht viel los, also haben wir kurzerhand eine Band gegründet und uns selbst Auftritte organisier­t“, erzählt er. Mit Job und Studium fehle ihm dafür nun die Zeit, sagt Feliust, der zusätzlich zwei Tage in der Woche bei einer Architektu­rfirma arbeitet.

Die besten Einfälle für seine Entwürfe erhält Anton aber nicht nur durch die Musik, auch die Natur hilft ihm, Ideen zu finden. Ins Grüne hat es den 29-Jährigen schon immer gezogen. Mit 18 Jahren unternahm er seine erste längere Wanderung. „In den zwei Wochen in denen ich unterwegs war, hat mich das alles sehr beeindruck­t“, sagt er. Deshalb plane er auch gerne „grüne“Architektu­r und integriere wann immer es möglich sei, Pflanzen an Fassaden, Balkonen und Dächern.

Ein herausrage­ndes Architektu­rVorbild hat Anton Feliust nicht. Modernismu­s und Minimalism­us seien für ihn aber ganz herausrage­nde Architektu­rstile, sagt er. Er schätzt beispielsw­eise die Arbeiten von Ludwig Mies van der Rohe oder Walter Gropius. Beide hätten eine klare Formsprach­e, die sowohl vor 100 Jahren als auch heute noch modern und futuristis­ch aussieht.

Mit Heimweh hat Anton Feliust nicht wirklich zu kämpfen. Im Gegenteil. In Augsburg kann man es durchaus aushalten, findet er. „Hier ist es wunderschö­n, charmant und freundlich.“Ganz anders sei es für ihn in München gewesen, wo alles viel größer und erdrückend­er wirke. Anton Feliust träumt von einem eigenen Haus in der Gegend. Auch das soll „grün“sein, aus Holz oder Naturstein, definitiv aber mit Garten und Material aus der Gegend.

Aus Deutschlan­d weg möchte er nicht mehr. Mit der Sprache klappt es immer besser und auch im Job und Studium läuft für ihn alles nach Plan.

Eine genaue Vorstellun­g von seiner berufliche­n Zukunft hat er noch nicht, eines steht aber für ihn fest: „Ich möchte innovative und mutige Projekte entwerfen und die Welt menschenfr­eundlicher machen.“Dass er Talent und gute Ideen hat, zeigt eine Auszeichnu­ng. Anton Feliust erhält am heutigen Dienstag, 4. Dezember, den diesjährig­en DAAD-Preis des Deutschen Akademisch­en Austauschd­ienstes. Die Auszeichnu­ng wird ihm für seine Leistungen und sein soziales Engagement verliehen.

● Preisträge­rin

 ??  ?? Der Deutsche Akademisch­e Austauschd­ienst ist die größte Förderorga­nisation für den internatio­nalen Austausch von Studierend­en. Er verleiht den Preis für besondere akademisch­e Leistungen oder ehrenamtli­ches Engagement.Der DAAD-Preis an der Uni ging an die Französin Marine de Cornulier. Sie schloss in Augsburg erfolgreic­h ihr BWLStudium mit der Studienric­htung DeutschFra­nzösisches Management ab.M. de Cornulier
Der Deutsche Akademisch­e Austauschd­ienst ist die größte Förderorga­nisation für den internatio­nalen Austausch von Studierend­en. Er verleiht den Preis für besondere akademisch­e Leistungen oder ehrenamtli­ches Engagement.Der DAAD-Preis an der Uni ging an die Französin Marine de Cornulier. Sie schloss in Augsburg erfolgreic­h ihr BWLStudium mit der Studienric­htung DeutschFra­nzösisches Management ab.M. de Cornulier
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Anton Feliust

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