„Diese Gruppe sollte machbar sein!“
Stimmen von Trainern und Funktionären aus der Region zur Auslosung der Qualifikationsgruppen zur Europameisterschaft 2020. Warum trotz des schwachen WM-Abschneidens die Zuversicht überwiegt
Friedberg Zum 60-jährigen Bestehen der Fußball-Europameisterschaft wird der Wettbewerb im Jahr 2020 in einer besonderen Form ausgetragen – nämlich in zwölf europäischen Städten. 24 Mannschaften werden dabei sein, 20 werden in den zehn Qualifikationsgruppen ermittelt, die am Sonntag in Dublin ausgelost wurden. Das deutsche Team, erstmals nicht im Topf der Besten vertreten, muss sich mit den Niederlanden, Nordirland, Estland und Weißrussland um die beiden Fahrkarten zur Endrunde streiten. Wir fragten bei Trainern und Funktionären aus dem Verbreitungsgebiet nach, wie sie die Auslosung und die Chancen der Truppe von Trainer Jogi Löw beurteilen.
„Das sollte eine machbare Gruppe sein“, urteilte Christian Cappek, ein Trainer des Landesligisten SV Mering. „Außer Holland sehe ich da keine Mannschaft, die uns schlagen sollte, auch wenn die Nordiren ein unbequemer Gegner sein können“, so der Meringer Coach weiter. Natürlich müsse jedes Spiel erst einmal gespielt werden, aber dass sich Deutschland für die EM-Endrunde qualifizieren wird, daran lässt Cappek keinen Zweifel. „Ich denke, die Mannschaft hat sich jetzt gefangen, der Umbruch wird weitergehen und junge Spieler werden für die WM-Spieler nachrücken – da sollte dann schon was möglich sein“, ist sich der Meringer sicher.
Gute Chancen auf eine Qualifikation zur EM-Endrunde räumt Ali Dabestani, der Trainer des TSV Friedberg, der deutschen Nationalmannschaft ein. Die Gruppe sei seiner Einschätzung nach weder extrem leicht noch besonders schwer. „Ich denke, bis die Qualifikationsspiele losgehen, dürfte sich die Mannschaft eingespielt haben. Der größte Konkurrent ist sicher Holland, aber da die ersten beiden weiterkommen, sollte das zu machen sein“, meinte Dabestani.
Unterschätzen dürfe man aber natürlich niemanden. „Du musst gegen jeden Gegner hundert Prozent geben“, so der Friedberger Coach. Das „Katastrophenjahr 2018“sei Vergangenheit, jetzt gelte es, in die Zukunft zu blicken, meinte Dabestani.
Ziemlich eindeutig schätzt Andreas Schaile, der Trainer des TSV Merching, die Gruppenauslosung ein. „Das hätte weitaus schlimmer kommen können. Deutschland hat ja schon dadurch einen kleinen Vorteil, dass es eben nur eine Fünfer- und keine Sechser- gruppe ist, also ist die Belastung nicht ganz so hoch“, analysierte Schaile. Sollten alle Akteure wieder Normalform erreichen, dann sollte die Qualifikation gelingen, davon ist der Merchinger Coach überzeugt. „Auch Holland ist schlagbar, allerdings nur dann, wenn alle wieder miteinander spielen“, sagte Schaile. Seit der WM in Russland gebe es viel „Gezoffe“im Team und im Umfeld, und „wozu das geführt hat, hat man ja sehen können“, meinte er.
Jogi Löw müsse konsequent auf die jungen Spieler setzen, auch wenn dann „mancher Weltmeister von 2014 auf der Strecke bleibt“, fordert Schaile. Sollte das geschehen, dann „bin ich sehr zuversichtlich, was die Qualifikation und auch die EM angeht“, meinte der Merchinger Coach.
Nicht ganz so euphorisch sieht Mario Borrelli die Dinge. „Wenn ich mir die ganzen zehn Gruppen anschaue, dann sind in jeder zwei starke Teams vertreten. Aber wenn ich jetzt schon wieder höre, dass Deutschland Losglück hatte und das alles machbar wäre, dann finde ich das schon etwas hochnäsig – vor allem, wenn man sich das Abschneiden bei der WM noch einmal vor Augen führt“, so der Abteilungsleiter des Kissinger SC. Deutschland müsse sich auf seine alten Tugenden besinnen und die Spiele konzentriert angehen, dann sollte die Qualifikation klappen. „Ein Selbstläufer wird es aber nicht. Holland ist stark und auch gegen Nordirland wird man besser spielen müssen, als dies größtenteils 2018 der Fall war“, so Borrelli. Der drückt natürlich auch seiner „Squadra Azzurra“die Daumen. „Die müssten eigentlich in ihrer Gruppe ungeschlagen Erster werden, doch der italienische Fußball ist längst nicht mehr das, was er mal war – und wenn die EM-Quali schiefgehen sollte, dann wäre Italien endgültig die Lachnummer“, so Borrelli.
Man müsse vor niemandem Angst haben
„Man muss schon sagen, dass uns das Losglück wieder hold war, denn wenn wir es in dieser Gruppe nicht schaffen, dann haben wir es auch nicht verdient, bei der EM dabei zu sein“, meinte Jürgen Schmid, der Trainer des TSV Dasing unmissverständlich. Sicher seien die Niederlande wieder erstarkt, aber dass man auch gegen diesen Gegner gewinnen könne, habe das letzte Spiel in der Nations League gezeigt. „Und vor Nordirland, Estland und Weißrussland muss man nun wirklich keine Angst haben“, so Schmid weiter. Voraussetzung für eine erfolgreiche Qualifikation sei aber auch, dass man den Umbau des Teams weiter vorantreibe. „Jogi Löw muss den Umbau fortsetzen, auf junge Spieler setzen, frisches Blut bringen und eben auch so manchen Altgedienten rauslassen“, forderte Schmid.
Fotos: Kleist