Friedberger Allgemeine

Die eiskalten Geschäfte des Magnum-Konzerns

Unilever, Hersteller von Knorr-Suppe und Axe-Deo, will bis 2020 mehr Gewinn machen. Der Betriebsra­t stellt sich dagegen. Denn damit der Lebensmitt­elkonzern noch erfolgreic­her wird, müssen Mitarbeite­r gehen

- VON JUDITH RODERFELD

Augsburg Wer im Supermarkt an den Regalen vorbeischl­endert, hat keine Chance, die Produkte von Unilever zu verpassen. Knorr, Langnese, Magnum, Dove oder Lipton sind nur fünf von insgesamt 400 Marken, die Teil des MegaKonzer­ns sind. Suppen, Eiscreme und Duschbäder von Unilever gehören zum Alltag der Menschen und das Unternehme­n verdient Milliarden damit. Aber Unilever will mehr. Mehr Gewinn und mehr Macht. Der Preis dafür? Einsparung­en und der Verlust hunderter Arbeitsplä­tze.

Bis 2020 liegt das Gewinnziel von Unilever bei 20 Prozent. Viel zu hoch, sagt der Unilever-Gesamtbetr­iebsratsch­ef Hermann Soggeberg: „Das ist maßlos. Selbst Porsche hat ein geringeres Profit-Ziel.“Schon seit Monaten gehen die Beschäftig­ten unter dem Motto „Mensch vor Marge“auf die Straße. Sie wollen, dass das Unternehme­n nicht den Gewinn in den Fokus rückt, sondern die Menschen, die dort arbeiten. Dafür verbünden sie sich mit Nestlé-Mitarbeite­rn – der zweite große Konzern mit strengem Sparprogra­mm. Sie demonstrie­ren gegen Standortsc­hließungen und die immer höheren Rendite-Ziele. Denn um die Vorgaben zu erreichen, sind bei beiden Konzernen Einschnitt­e nötig. Um Lohnkosten runterzubr­ingen, wird unter anderem Personal abgebaut.

Bis 2020 plant Unilever laut Soggeberg, sechs Milliarden Euro einzuspare­n. Der Gesamtbetr­iebsratsch­ef nimmt das große Sparprogra­mm nicht hin. „Gesunde Unternehme­n wollen höhere Gewinne erzielen und dafür verlieren Menschen ihren Job“, sagt er. Das sei nicht akzeptabel. Am Ende leide nicht nur die Qualität, sondern vor allem die Mitarbeite­r. Die einen ha- ben keine Stelle mehr, die anderen müssen mehr arbeiten. „Weil der Spardruck zu hoch ist, steigt die Belastung für die Beschäftig­ten.“

Aber was steckt hinter dem großen Sparprogra­mm von Unilever? Mit der versuchten Übernahme durch den US-Konzern KraftHeinz im Jahr 2017 habe alles angefangen, sagt Soggeberg. Unilever verkaufte die Margarine-Marken Becel, Rama und Flora an Finanzinve­storen. Zu schwach sei das Geschäft in dem Segment gewesen, heißt es. Dabei begann bei dem großen Konsumgüte­rriesen einst alles mit den Brotaufstr­ichen. Aktuell läuft es gut bei Unilever. Das Unternehme­n wächst. „Wir sind weiterhin auf dem Weg zu unseren 2020-Zielen“, sagt Unilever-Chef Paul Polman in einer aktuellen Pressemitt­eilung. Mit einem RenditeZie­l von 20 Prozent ist Unilever Spitzenrei­ter in seiner Branche. Zum Vergleich: Nestlé peilt einen Gewinn von bis zu 18,5 Prozent an, 2,5 Prozent mehr als noch 2017.

In den vergangene­n Jahren lag die Umsatzrend­ite von Unilever bei rund 17 Prozent. Ein guter Wert. Doch nachdem Kraft-Heinz mit der Übernahme gescheiter­t war, hat Unilever seinen Aktionären versproche­n, noch mehr Gewinn zu machen. Dass das auf Kosten der Beschäftig­ten laufen soll, ärgert die Gewerkscha­ft Nahrung-GenussGast­stätten. „Wir fordern die Lebensmitt­elkonzerne dazu auf, Verantwort­ung zu übernehmen und solche Strategien künftig zu unterlasse­n“, heißt es in einer Mitteilung.

In der Kritik steht der Lebensmitt­elriese Unilever nicht zum ersten Mal. Weil der Konzern die Lieferprei­se drastisch erhöht hatte, gibt es bei der Supermarkt­kette Kaufland seit September weder KnorrSuppe noch Axe-Deo. 480 Produkte verbannte Kaufland aus den Regalen. Für die Supermarkt-Kunden wird der Preiskampf im Lebensmitt­elhandel damit sichtbar.

Dass die Preise der Unilever-Produkte ansteigen, müssen Kunden allerdings eher nicht befürchten. Nirgendwo in Europa gibt es Lebensmitt­el so günstig wie in Deutschlan­d. „Eine Preiserhöh­ung im Handel ist schwer umzusetzen“, sagt Soggeberg. Ist die Knorr-Suppe zu teuer, greifen Kunden zu Maggi. Steigt der Preis vom Dove-Duschgel, geht der Kunde ein Regal weiter. Zahlen müssen also nicht die Kunden, sondern die Beschäftig­ten.

 ?? Foto: Daniel Bockwoldt, dpa ?? Zum Unilever-Konzern gehören rund 400 Marken. Dazu zählen Magnum- und Langnese-Eis ebenso wie Knorr-Suppen und Lipton-Eistee. Trotz Milliarden­umsätzen will der Konsumgüte­rriese noch mehr Gewinn machen.
Foto: Daniel Bockwoldt, dpa Zum Unilever-Konzern gehören rund 400 Marken. Dazu zählen Magnum- und Langnese-Eis ebenso wie Knorr-Suppen und Lipton-Eistee. Trotz Milliarden­umsätzen will der Konsumgüte­rriese noch mehr Gewinn machen.

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