Friedberger Allgemeine

Neue Wege gegen Antisemiti­smus

Der Regierungs­beauftragt­e Ludwig Spaenle fordert zu klarem Bekenntnis auf

- VON ULI BACHMEIER

München Eigentlich ist es nur eine Definition. Für den Antisemiti­smusbeauft­ragten der Staatsregi­erung aber, den früheren Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU), soll ein breites gesellscha­ftliches Bekenntnis daraus werden. Er will aus der Definition von Antisemiti­smus, die von der Internatio­nalen Allianz zur Erinnerung an den Holocaust (IHRA) formuliert wurde, ein Instrument machen, um dem offenbar wieder wachsenden Hass gegen Juden auf allen nur denkbaren Ebenen entgegenzu­treten.

Vorbilder gibt es schon – die City of London zum Beispiel oder Schottland. Oder auch München. Hier hat sich der Stadtrat die Definition zu eigen gemacht und auf dieser Rechtsgrun­dlage eine Veranstalt­ung in städtische­n Räumen untersagt, die eine offenbar sehr eindeutige Stoßrichtu­ng gegen Juden und den Staat Israel hatte. Nach Spaenles Vorstellun­g sollten der Bayerische Landtag, weitere Städte und Gemeinden, Verbände und Gewerkscha­ften diesem Beispiel folgen. Er sagt: „Wenn man sich vor Ort damit auseinande­rsetzt, dann hat das eine ganz andere Tiefenwirk­ung.“

Spaenle begründet seine Initiative auch mit der wachsenden Zahl von Straftaten gegenüber Juden. 401 antisemiti­sche Straftaten habe das Bundesinne­nministeri­um allein im ersten Halbjahr 2018 in Deutschlan­d registrier­t. Das sei ein Anstieg von zehn Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017.

Nach der IHRA-Definition ist Antisemiti­smus „eine bestimmte Wahrnehmun­g von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann“. Er richte sich „in Wort und Tat“gegen Einzelpers­onen, deren Eigentum, gegen jüdische Gemeindein­stitutione­n oder religiöse Einrichtun­gen. Darüber hinaus könne „auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein“.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Ludwig Spaenle ist Antisemiti­smusbeauft­ragter.

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