Friedberger Allgemeine

„Da müssen wir durch“

Stefan Reuter über die Durststrec­ke des FC Augsburg. Der Manager ist überzeugt, dass die Qualität im Kader ausreicht. Trainer Manuel Baum vergleicht seine Mannschaft mit einem Orchester

- VON WOLFGANG LANGNER

Augsburg Stefan Reuter, Manager des Bundesligi­sten FC Augsburg, besucht häufig die Trainingse­inheiten seiner Profis. In schwierige­ren Zeiten ist er öfter zu Gast. Das ist durchaus sinnvoll, weil es auch einen gewissen Zusammenha­lt im Verein demonstrie­rt. Auch gestern beim Vormittags­training stand der 52-jährige ehemalige Nationalsp­ieler auf dem Trainingsg­elände der Arena. Er weiß, dass nach drei Niederlage­n in Folge die Lage ernst ist, Reuter ist aber weit davon entfernt, panisch zu werden.

„Natürlich ist das nicht schön derzeit, aber im Fußball gibt es solche Phasen, da müssen wir halt jetzt gemeinsam durch. Wir müssen vor allem jetzt wieder kompakter stehen“, sagt Reuter. Der gebürtige Dinkelsbüh­ler, der zu seiner aktiven Zeit unter anderem für die beiden besten deutschen Klubs, FC Bayern München und Borussia Dortmund, gespielt hat, spricht dabei auch vom mangelnden Glück: „Wenn in Stuttgart in der Anfangspha­se Gregoritsc­h den Ball besser trifft und wir 1:0 in Führung gehen, läuft das ganze Spiel anders.“Reuter glaubt auch nach dem 0:1 in Stuttgart fest an die Mannschaft. Jedenfalls schüttelt er den Kopf, wenn man ihn darauf anspricht, ob sich der Verein in der Winterpaus­e nach neuen Spielern umschaut: „Das haben wir überhaupt nicht vor. Wir haben einen großen Kader und wir haben genügend Qualität.“

Manuel Baum, dem Trainer des Klubs, geht die derzeitige Situation etwas mehr an die Nieren: „Es ist eine sehr unbefriedi­gende Situation.“Dabei ging man vor der Saison optimistis­ch mit den Zielvorgab­en um. Zumindest der Abstiegska­mpf sollte kein Thema sein. „Es ist schon so, dass auch vor dieser Saison der Klassenerh­alt immer Priorität hatte. Das haben wir auch deutlich herausgest­ellt. Deshalb ist es auch nicht so, dass wir eine Erwartungs­haltung hatten, die nun völlig zerstört ist. Wir müssen jetzt nur schauen, dass wir wieder Punkte holen.“

Das könnte sich zumindest am Samstag bei Bayer Leverkusen schwierig gestalten. Bayer ist die einzige Mannschaft in der Liga, bei der der FCA noch nie gewinnen konnte. Beim 1:1 der Leverkusen­er am Montag beim 1. FC Nürnberg konnte Baum, der sich die Partie im Fernsehen angeschaut hat, keine großen Erkenntnis­se gewinnen: „Durch die Witterungs­verhältnis­se war das Spiel jetzt nicht so repräsenta­tiv (Aufgrund heftiger Regenfälle war der Platz nahezu unbespielb­ar. Anm. d. Red.), allerdings konnte man schon sehen, welche Qualität Leverkusen im Kader hat.“

Das momentane Leistungst­ief seiner Mannschaft versucht Baum einzuordne­n: „Ich habe mir schon oft überlegt, mit welchem Bild man unsere Situation vergleiche­n kann. Im Endeffekt ist es wie mit einem Orchester. Eine Geige funktionie­rt ja auch nicht immer gleich. Die muss man irgendwann mal nachstimme­n. Das ist bei uns das Gleiche. Du brauchst als Trainer das absolute Gehör, um immer wieder mal zu schauen, in welche Richtung entwickelt sich irgendwas. Das ist nicht immer gleich.“

Dabei ist Baum auch durchaus klar, dass momentan nicht nur die Geige verstimmt ist: „Natürlich ist es immer unterschie­dlich. Das sieht man ja auch in den Spielen. In einer Partie spielt der eine besser, in der nächsten wieder der andere. Wir als Trainertea­m müssen mit den Spielern schauen, wie wir gemeinsam

Der Klassenerh­alt hatte immer Priorität

Trainer Baum „fehlt die letzte Grätsche“

den gleichen Ton spielen, damit am Ende ein schönes Lied rauskommt.“

Bei der 0:1-Niederlage in Stuttgart ist dem Trainer vor allem der Gegentreff­er sauer aufgestoße­n: „Da stehen wir mit sechs Leuten mehr oder weniger um den Schützen herum. Wenn ich um den Klassenerh­alt kämpfe, fehlt mir da die letzte Grätsche oder das letzte Momentum, dass ich mich mit Haut und Haaren wehre, um dieses Tor zu verhindern.“

Baum hat derzeit also genügend Sorgen. Für eine Europa League 2, die im Jahr 2021 eingeführt werden soll, hat er keinen Kopf: „Über dieses Thema brauchen wir uns in Augsburg keine Gedanken machen, da sind wir noch weit weg. Das ist wieder ein Vermarktun­gsthema. Man braucht wieder einen größeren Kader und man muss schauen, dass man die Spieler dann nicht verheizt.“

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Foto: Ulrich Wagner Keine Panik bei Stefan Reuter: Der Manager denkt im Moment nicht daran, den Kader des FC Augsburg in der Winterpaus­e zu verstärken.

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