Friedberger Allgemeine

„Da bin ich in ein Loch gefallen“

Beim FCA-Stammtisch unserer Zeitung in Krumbach erzählt Torwart Andreas Luthe, wie er den verlorenen Zweikampf mit Fabian Giefer erlebt hat und warum er Marwin Hitz bereits zur Meistersch­aft gratuliert­e

- VON FLORIAN EISELE

Der Landkreis Günzburg war, was die Fanzugehör­igkeit angeht, lange Zeit klar aufgeteilt: Entweder man hielt zum FC Bayern oder zum anderen Münchner Klub, dem TSV 1860 München. Werner Motzet sagt, dass diese Zeiten der Vergangenh­eit angehören: „Heute sind zwei Drittel der Jungen FCA-Fans, die anderen Bayern-Fans.“Zugegeben: Motzet ist in dieser Angelegenh­eit nicht ganz unvoreinge­nommen: Er ist zweiter Vorsitzend­er des FCA-Fanklubs „Jettinger Moosdeifl“. Es ist einer von zwei Fanklubs im Kreis Günzburg.

Vielleicht kommen nach dem FCA-Stammtisch, den der Klub in Zusammenar­beit mit unserer Zeitung hat, noch ein paar Fans dazu. Am Dienstagab­end war die Spielverei­nigung Krumbach Ausrichter. Zu Gast war Torwart Andreas Luthe.

Der 31-Jährige nahm sich vor Beginn der Veranstalt­ung viel Zeit für Fotos mit den rund 50 Fans, die ins Vereinshei­m gekommen waren. Luthe beantworte­te auch die Fragen der Fans und von Sportredak­teur Alexander Sing und Jonas Schlosser, Vorsitzend­er der SpVgg Krumbach. Der Schlussman­n äußerte sich über:

● …die aktuelle Situation beim FC Augsburg als Tabellenvi­erzehnter der Bundesliga: „Drei Niederlage­n in Folge zeugen von einer gewissen Entwicklun­g und haben Symbolkraf­t. Uns sind ein paar Dinge abhandenge­kommen, die uns stark gemacht haben. Ich bin aber weiter der Meinung, dass wir einen sehr guten Kader haben. Jetzt müssen wir die Tugenden wieder auf den Platz bringen. Wenn ich mir das Training anschaue, dann glaube ich, dass es die gleiche Mannschaft wie zu Beginn der Saison ist.“

● …die Verletzung von Alfred Finnbogaso­n: „Wir müssen auch den Ausfall von Alfred verkraften können. Was er zuletzt geleistet hat, kann nicht der Normalfall sein, wir dürfen das nicht für selbstvers­tändlich halten. Wir haben genug Spieler, die für Gefahr sorgen können. Wenn Julian Schieber fit ist, ist er auch ein Topstürmer.“

● … das Gegentor bei der Niederlage in Stuttgart: „Der Ball in Stuttgart war haltbar, das ist ärgerlich.“ ● …seine Reaktion auf das verlorene Duell gegen Fabian Giefer zu Saisonbegi­nn: „Die Wochen danach waren sehr schwierig für mich, ich war sehr enttäuscht. Als ich nach sieben Wochen puren Kampfes zwischen uns beiden erfahren habe, dass ich es nicht geschafft habe, bin ich in ein Loch gefallen, aus dem ich mich wieder rausziehen musste. Ich habe in diesem Sommer viel gelernt.“

● …den Torwartwec­hsel vor dem Spiel gegen den FC Bayern: „Ich bin aus der Not heraus ins kalte Wasser gesprungen. Das Trainertea­m hat es mir damals freigestel­lt, ob ich spielen möchte und ich habe mich entschiede­n, es zu machen. Es war ein guter Einstieg, aber da hatten wir auch Glück.“

● …seinen Wechsel zum FCA: „Das Interesse vom FCA bestand ein paar Jahre vorher schon mal. Ich habe in Augsburg die Chance gesehen, Spiele in der Bundesliga zu machen. Ich Marwin Hitz für einen der besten Torhüter der Bundesliga. Und ich dachte mir, das werden andere Vereine auch sehen. Und so kam es dann auch.“

● …seine vegane Ernährung: „Ich halte es für gesünder, sich vegan zu ernähren. Ich sehe es als Investitio­n in meine Zukunft, weil ich mich im Alter auch gesund bewegen möchte. Ich finde aber, dass wir ohnehin ein etwas verqueres Verhältnis zu Tieren haben. Wir gehen mit unseren Hunden zum Friseur, aber lassen es zu, dass Ferkel lebendig kastriert werden.“

● … soziale Medien: „Es ist kein Muss für uns Profi-Sportler. Wir haben Martin Hinteregge­r. Der läuft immer noch mit seinem alten Nokia-Handy rum und weiß gar nicht, wie man Instagram buchstabie­rt. Ich sehe meinen Account als Service, mein Profil ist sehr sportlasti­g.“ ● …seine Stiftung „In Safe Hands“: „Wir sprechen damit alle Kinder an, aber vor allem geht es gerade um Kinder aus interkultu­rellem Hintergrun­d. Wir wollen damit Werte weitergebe­n. Ich weiß, wie die Gesellscha­ft aussieht, in der ich gerne leben möchte, und möchte Teil der Lösung sein.“

● …die politische Situation: „Viele Leute geben sich mit einfachen Antworten zufrieden. Diese Antworten sind oft polemisch. Wir müssen miteinande­r diskutiere­n, da kann es auch mal Reibung geben. Jeder soll in Deutschlan­d leben, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. Das ist auch so, uns geht es gut. Aber es lohnt sich darüber zu diskutiere­n.“● …den Meistersch­aftskampf in der Bundesliga: „Ich glaube, dass Borussia Dortmund Meister wird. Ich habe Marwin Hitz erst vor kurzem im Spaß zur Meistersch­aft gratuliert. Ich glaube, dass der BVB gerahalte de die Nase vorne hat. Beim FC Bayern gibt es viele Diskussion­en, das lenkt dann sehr ab.“

● Das Saisonziel des FCA: „Ich glaube, wir können noch einen einstellig­en Tabellenpl­atz erreichen. Dazu müssen wir aber vor Weihnachte­n noch Punkte holen. Trotzdem ist der Klassenerh­alt das Ziel Nummer eins.“

● …die vielen Gegentore kurz vor Schluss: „Uns fehlt nicht die Power, unsere Werte sind top. Aber es ist auch eine mentale Geschichte.“

● …zum eigenmächt­ig verlängert­en Urlaub seines Teamkolleg­en Caiuby: „Ich bin so aufgewachs­en, dass alle gleich behandelt werden müssen. Ich glaube ihm, dass seine Verspätung auch Gründe hatte. Aber wenn man als Team erfolgreic­h sein will, muss man sich an Regeln halten. Das tut er zu 99 Prozent, und an dem einen Prozent, da arbeiten wir noch.“ Bei der letzten Sitzung des alten Augsburger Sportbeira­tes (der neu gewählte konstituie­rt sich Ende Januar) wurde die Gegenwart schnell abgehandel­t. So empfahl das beratende Gremium des Sportaussc­husses der Stadt, die Neubauvorh­aben des TC Augsburg wie geplant zu bezuschuss­en und die dringende Sanierung der Entwässeru­ngsanlagen im Rosenausta­dion (Kosten rund 700000 Euro netto) anzugehen.

Viel mehr machten sich die Beiräte, besonders Hans Wengenmeir, Vorsitzend­er des Polizei SV, und Andreas Katzer, Vorsitzend­er des TSV Haunstette­n, Sorgen um die Zukunft: Ob der Vereinsspo­rt bei den Planungen für den neuen Stadtteil Haunstette­n Süd/West genügend berücksich­tigt wird? Entlang der B17 soll ein neues Wohnvierte­l mit etwa 4000 Wohnungen entstehen. Zwischen

8000 und 12000 Menschen könnten dort leben.

Baubeginn ist frühestens 2023.

Doch die Arbeiten an einem möglichen Konzept laufen schon längst. Das Ergebnis eines Ideenwettb­ewerbes soll Ende 2019 öffentlich gemacht werden. Darin, so die Sorge der Vereinsver­treter, spiele der Vereinsspo­rt aber keine Rolle. Wengenmeir beklagte: „Ich war auf zwei Informatio­nsveransta­ltungen. Da kam der Vereinsspo­rt nur in einem Halbsatz vor.“

Deshalb schlug Wengenmeir vor, den Augsburger Baureferen­ten Gerd Merkle (CSU) möglichst bald zu einer Sitzung des Sportbeira­tes einzuladen: „Dann könnten wir aus erster Hand erfahren, inwieweit der Vereinsspo­rt in den Planungen eine Rolle spielt.“

Was bisher auffiel: Bei allen schematisc­hen Darstellun­gen des neuen Projektes wurden bestehende Sportanlag­en des FC Haunstette­n im Süden des Freibades als Wohnbebauu­ng ausgewiese­n. Fälschlich­erweise. Das sei „ärgerlich“und ein Fehler der Medien, nahm Sportrefer­ent Dirk Wurm (SPD) den Baureferen­ten in Schutz.

Auch in der Ausschreib­ug für den Ideenwettb­ewerb ist festgeschr­ieben, dass zwischen 40000 und 60000 Quadratmet­er für den Sport vorgesehen seien. Dennoch wollte Sportrefer­ent Wurm keine Entwarnung geben: „Wir müssen sehr darauf achten, dass der Vereinsspo­rt nicht zu kurz kommt.“

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Beim FCA-Stammtisch im Vereinshei­m der Spielverei­nigung Krumbach stellte sich Andreas Luthe, Torwart des Bundesligi­sten FC Augsburg, vor rund 50 Fans den Fragen von Sportredak­teur Alexander Sing (links). Rechts Vereinsvor­sitzender Jonas Schlosser.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Beim FCA-Stammtisch im Vereinshei­m der Spielverei­nigung Krumbach stellte sich Andreas Luthe, Torwart des Bundesligi­sten FC Augsburg, vor rund 50 Fans den Fragen von Sportredak­teur Alexander Sing (links). Rechts Vereinsvor­sitzender Jonas Schlosser.
 ??  ?? Hans Wengenmeir
Hans Wengenmeir
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Andreas Katzer

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