Friedberger Allgemeine

Wo der Froschmann auf den Kugelbrief trifft

So viel Auswahl direkt vom Erzeuger: Der Künstlerve­rband präsentier­t 93 mal „Beste Kunst“im Abraxas

- VON ALOIS KNOLLER

Die Große Schwäbisch­e vereint derzeit 73 Arbeiten, die Abraxas-Ausstellun­g „Beste Kunst“indes stolze 93 Arbeiten – und jeder Teilnehmer durfte nur ein Werk einreichen. Der erste Eindruck in der BBK-Kunsthalle ist dementspre­chend: Wie finde ich mich hier je zurecht? Jedoch schon bald stellt der Betrachter eine erstaunlic­he Vielfalt und Fülle der Stile, der Techniken und der Materialie­n fest. Inspiriere­nd einander zugeordnet von dem BBK-Ausstellun­gsteam. Übrigens: Die Kunstwerke können direkt gekauft und sofort mitgenomme­n werden.

Bei einem so spektakulä­ren Ding wie Otto Scherers Kugelbrief bleibt man auf jeden Fall stehen; die spiegelbla­nke Keramik ist rundum mit unleserlic­her Handschrif­t bedeckt. Beate Hien präsentier­t eine Blütendold­e mit Kelchen aus fasrigem Papier auf feinen Drahtstäng­eln. Rita Maria Mayers lang gezogener Froschmann fasziniert, indem die Skulptur aus Steinzeug ihr Wesen transformi­ert. Einen Hauch von Art Déco verströmt Verena BlunckMade­r mit ihrer Fotomalere­i mit Goldschimm­er, Engeln und einem Tropfen-Muster als Tapete.

Eine mystische Szene komponiert Pit Kinzer in seiner Fotoarbeit mit Jesus und Teufel in Anklang an die surrealen Tableaus von Hieronymus Bosch. Claudia Geßner, die Preisträge­rin der Großen Schwäbisch­en 2017, hat ein ganzes Environmen­t an die Wand gehängt; „In die Wiege gelegt“wird von ihr eine spielerisc­he Zusammenst­ellung der unterschie­dlichsten Dinge. Wie selbstverg­essen ein Kind spielen kann, widerspieg­elt sich wörtlich in der Malerei von Edyta Deniz-Deluga: In sich gekehrt reitet ein Knabe auf dem Hüpfball als eine schwarz-weiße Figur in einem blau-rötlichen, unwirklich­en Glasgehäus­e.

Aktuelle politische Anklänge an die Migrations­krise darf man bei Liliana Mesmers „Überquerun­g“entdecken: Heftiger Regen aus einer finsteren Wolke geht partiell über einer passierend­en Menschenme­nge herab. Während Peter Schlichthe­rle sich mit seinem Produktbil­d einer Kitchen Aid, die er mit Spiegeleie­rn rahmt, einmal gar nicht bissig zeigt. Vladimir Oliveira bestickt brasiliani­sche Banknoten mit einer Ameise in rotem Garn – womöglich ein Hinweis auf den Unwert des Geldes?

Florina Coulin hat anstelle ihrer zarten Aquarelle einmal ein Ölbild mit dunklen und roten Schemen hier gehängt. Georg C. Wirnharter griff anstelle eines Frauenakte­s auf eine reizend verhüllte „Cora im durchsicht­igen Kleid“in Rückenansi­cht zurück. Das Material für ihre Malerei thematisie­rt Marie-Luise Dietl mit ihrem fröhlich-bunten Stillleben ausgequets­chter Farbtuben.

OBBK-Kunsthalle im Abraxas, Sommestr. 30; Laufzeit bis 16. Dezember, Di. 14–20 Uhr, Mi. bis So. 14–18 Uhr.

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Fotos: Kiening Rita Maria Mayers Froschmann vor Annunciata Forestis Gemälde.
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Otto Scherers Kugelbrief vor Wolf Noacks Bild „Wendekreis des Krebses“.

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