Ein grüner Stadtrat wechselt zur SPD
Christian Moravcik findet eine neue politische Heimat. Es ist ein Abgang mit Vorgeschichte. Für die Grünen bedeutet der Abschied womöglich den Verlust von einzelnen Ausschusssitzen
Die Personalie wurde als geheime Kommandosache ausgegeben. Es sollte eben nicht zu früh im Regierungsbündnis durchdringen, was am Dienstagabend dann offiziell bekannt gegeben wurde. Es gibt einen Wechsel von den Grünen zur SPD. Stadtrat Christian Moravcik, der seit 2008 für die Grünen im Stadtrat sitzt, geht zur SPD. Fraktionsvorsitzende Margarete Heinrich freute sich am Abend über den durchaus überraschenden Zuwachs in den eigenen Reihen. Aus der „wilden 13“, wie die SPD-Stadtratsfraktion bislang mit ihren 13 Mitgliedern genannt wurde, sei nun ein Team von 14 engagierten Leuten geworden. „Für uns ist der Zuwachs eine Bereicherung“, sagte Heinrich.
Christian Moravcik, 35, begründete seinen Abschied von den Grünen damit, dass er sich in Reihen der Fraktion mit seinen Argumenten nicht mehr durchzusetzen wusste. Eine große Abrechnung mit seinen bisherigen Fraktionskollegen gab es nicht. Moravcik, der am Abend die Grünen informiert hatte, sagte: „Es gab unüberbrückbare persönliche Differenzen.“Er habe zuletzt „den Verlust des Vertrauensverhältnisses“gespürt. Moravcik war 15 Jahre lang Mitglied der Grünen. Sein Abgang hat eine Vorgeschichte, die letztlich dazu beigetragen haben muss, dass der Kommunalpolitiker nun die politischen Farben wechselt. Anfang November hatten die sieben Mitglieder der Grünen-Fraktion ihre Fraktionsführung neu gewählt. Grund war ein personeller Wechsel in der Fraktion. Stephanie Schuhknecht und Cemal Bozoglu, die in den Landtag gewählt wurden, machten Platz für Eva Leipprand und Matthias Lorentzen. Zwei neue Stellvertreter wurden gesucht, die die Fraktionsvorsitzende Martina Wild unterstützen. Moravcik war ambitioniert, er scheiterte an den Fraktionskollegen. Gewählt wurden Verena von Mutius und Antje Seubert. Moravcik machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Schon zu diesem Zeitpunkt war spekuliert worden, ob der 35-Jährige sich im Jahr 2020 aus der Politik verabschiedet oder ob er gar frühzeitig die Grünen verlässt.
An den Mehrheitsverhältnissen ändert sich durch den Wechsel im regierenden Dreierbündnis nichts. Für die Grünen könnte der Abschied von Moravcik allerdings negative Folgen haben. Die Zahl ihrer Stadträte reduziert sich auf sechs. Auf sechs Mitglieder bringt es auch die Ausschussgemeinschaft aus Freien Wählern, ÖDP, Linkspartei, Polit-WG und Alexander Süßmair (parteilos). Zu Siebt hatten die Grünen zwei Sitze in den vorberatenden Ausschüssen. Der jetzige Gleichstand an Sitzen dürfte dafür sorgen, dass ein Ausschusssitz zwischen Grünen und Ausschussgemeinschaft ausgelost wird. Die Sitzverteilung erfolgt nach Größe der Fraktion.
Die SPD wird Moravcik, so wurde es bereits am Dienstagabend verkündet, in den Wirtschafts- und Finanzausschuss entsenden.