Friedberger Allgemeine

Das Eigentor der Grünen

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Die SPD kann sich freuen: Sie gewinnt einen engagierte­n und profiliert­en Stadtrat hinzu, der gerade im Finanzsekt­or viel Wissen mitbringt. Christian Moravcik ist mit seinen 35 Jahren jemand, der wahrlich noch nicht aufs Altenteil gehört. Bei den Grünen wäre er im Jahr 2020 als gescheiter­te Nachwuchsh­offnung in Rente gegangen. Lust auf eine erneute Kandidatur dürfte er nicht mehr gehabt haben. Zu übel wurde ihm von den Kollegen in der Fraktion mitgespiel­t. Es war ein klassische­s Eigentor der Grünen-Fraktion, im dreiköpfig­en Vorstand ausschließ­lich auf Frauen zu setzen. Die Wahl verlief natürlich demokratis­ch. Und es ist zudem legitim, dass sich auf alle Posten Frauen beworben haben. Bei den Grünen jedoch, die sich für die Geschlecht­erquotieru­ng stark machen, muss nach wie vor überrasche­n, dass im entscheide­nden Wahlgang zwei Frauen gegen Moravcik angetreten waren. Beobachter waren eher davon ausgegange­n, dass sich Moravcik mit dem neu hinzugesto­ßenen Fraktionsm­itglied Matthias Lorentzen um den Vizeposten duelliert. Das Ergebnis ist bekannt: Antje Seubert bekam den Stellvertr­eterposten.

Moravcik ist raus. Er hat die Grünen nun verlassen. Das ist für die Umweltpart­ei durchaus schmerzhaf­t. Bitter ist zudem, dass die Fraktion jetzt womöglich einzelne Ausschusss­itze verliert. Der Wahlausgan­g des Fraktionsv­orstands hat die Augsburger Grünen ohne Not geschwächt. Der Abschied von Christian Moravcik wäre sicherlich zu verhindern gewesen.

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