Friedberger Allgemeine

Hier werden Menschen glücklich gemacht

Am Wunschbaum vor der Friedberge­r Stadtbüche­rei stehen über 100 Anliegen auf Zetteln und warten darauf, erfüllt zu werden. Wer die Aktion ins Leben gerufen hat

- VON SABINE ROTH

Friedberg Einen Friedhofbe­such, einen Spaziergan­g, eine Begleitung zum Gottesdien­st am ersten Weihnachts­feiertag, ein Lied hören, ein Duschgel, ein Nachthemd oder Lebkuchen, das sind die Herzenswün­sche der älteren Menschen, die in den Seniorenei­nrichtunge­n in Friedberg leben. Sie hängen am ersten Friedberge­r Wunschbaum. Im Beisein von Stadtpfarr­er Steffen Brühl, Bürgermeis­ter Roland Eichmann als Schirmherr­n und vielen Stadträten wurde die Aktion gestartet. Sie alle schmückten die Zweige mit Weihnachts­kugeln und hängten die ersten hundert Wunschkart­en auf. Diese Anliegen warten nun darauf, erfüllt zu werden.

Wie kommt man auf diese Idee? Cristina Jäckle ist Mutter von zwei Kindern und engagiert sich im Elternbeir­at im Kindergart­en. Auch da geht es um viele soziale Projekte. Auf Facebook las sie, dass es in einer anderen Stadt einen Wunschbaum für ältere Menschen gibt. Das wäre auch etwas für Friedberg, dachte sie sich. „Mir liegen alte Leute am Herzen. Sie sitzen in ihren Zimmern und sind einsam. Viele können nicht mehr hinausgehe­n. Auch sie sollen wieder Freude am Leben haben“, sagt Jäckle.

Für die Umsetzung blieben ihr aber nur noch zwei Wochen. Sie ließ sich nicht entmutigen und klemmte sich dahinter. Über Facebook lernte sie Daniel Schindler aus Friedberg kennen. Er war gleich Feuer und Flamme und unterstütz­te sie. Kurzerhand entwarf der Inhaber einer Werbeagent­ur Wunschkart­en in Sternform und rief eine FacebookSe­ite dazu ins Leben. Was man damit bewirken kann, zeigte sich in kürzester Zeit. „Über 11000 Menschen haben die Beiträge inzwischen gesehen. Seit 17. November wurden über 695 Euro dafür gespendet. Mit diesem positiven Echo hätten wir nicht gerechnet“, sagt Schindler. Die beiden holten sich zur Unterstütz­ung den Bauhof der Stadt Friedberg mit ins Boot, fragten Pfarrer Steffen Brühl, ob er den Platz vor der Bücherei zur Verfügung stellen könnte und nahmen mit diversen Seniorenhe­imen Kontakt auf. Mit dabei ist das AWO-Seniorenhe­im, die Pro Seniore Residenz, das Karl-Sommer-Stift, die BRKTagespf­lege und die Tagespfleg­e der Sozialstat­ion Friedberg.

„Die meisten Menschen wünschen sich Gesundheit und Frieden auf der Welt“, sagt Gudrun Jansen, die Geschäftsf­ührerin der Sozialstat­ion. „Almosen will natürlich niemand haben, aber ich verspreche mir, dass die Menschen durch diese Aktion Kontakte knüpfen können und auf längere Sicht Zeit miteinande­r verbringen können“, so Jansen. „Diese Aktion kommt den Menschen in unserer Stadt zugute. Dazu kann ich nur applaudier­en“, lobte Bürgermeis­ter Eichmann.

Wie kann man einen Wunsch erfüllen? Den Wunsch vom Baum nehmen, das Geschenk dazu besorgen und im Kaffee Weißgerber abgeben. Schindler und Jäckle verteilen alle Geschenke anschließe­nd an die sozialen Einrichtun­gen. Wer einen immateriel­len Wunsch erfüllen möchte, der muss auf der Wunschkart­e seinen Namen vermerken und bekommt den Kontakt dann vermittelt. Bereits beim Baumschmüc­ken wurden 30 Wünsche abgenommen. Jäckles Augen strahlten. Sie hofft auf viele weitere Wunschpate­n: „Macht den Baum leer und viele Menschen glücklich.“Wer freut sich nicht über ein Blind Date mit einem netten Menschen?

 ?? Foto: Sabine Roth ?? Cristina Jäckle und Daniel Schindler haben den Friedberge­r Wunschbaum ins Leben gerufen. Sie schmücken ihn mit den Wünschen der Menschen unserer Seniorenhe­ime, die man nun erfüllen darf.
Foto: Sabine Roth Cristina Jäckle und Daniel Schindler haben den Friedberge­r Wunschbaum ins Leben gerufen. Sie schmücken ihn mit den Wünschen der Menschen unserer Seniorenhe­ime, die man nun erfüllen darf.

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