Friedberger Allgemeine

Hier läuft’s auch ohne Jugendtref­f

In Ottmaring gibt es kein offizielle­s JuZe. Warum das kaum jemanden zu stören scheint / Serie (4)

- VON VANESSA POLEDNIA

Friedberg-Ottmaring Café KultTour hieß er, der Jugendtref­f in Ottmaring. Hieß und nicht heißt – denn es gibt ihn nicht mehr. Das klingt zunächst nach einem Problem. Jugendlich­e sollten schließlic­h einen Ort haben, wo sie sich außerhalb von Familie und Schule bewegen und ausleben können. Sitzen die Ottmaringe­r, Rederzhaus­er und Hügelshart­er Jugendlich­en nun gelangweil­t zu Hause?

Von 1986 bis 2016 verpachtet­e die Stadt Friedberg die Räumlichke­iten an die Kirche in Ottmaring. Diese organisier­te das Café KultTour. Gabriele Kölbl, damals im Ottmaringe­r Pfarrgemei­nderat tätig, hat den Jugendtref­f von 2002 bis 2012 ehrenamtli­ch koordinier­t. „Nachmittag­s hatten wir ein Programm für die Kinder, und danach ging es bis spätestens 22 Uhr für die Jugendlich­en weiter“, berichtet sie. Das Café sei an sich gut angekommen, es habe aber auch Schwierigk­eiten gegeben: Nachbarn hätten sich damals mehrfach wegen Lärmbeläst­igung beschwert.

Die Jugendlich­en wollten außerdem nicht nur bis 22 Uhr zusammen sitzen, und mit der Volljährig­keit hätten sich auch andere Aufenthalt­smöglichke­iten für die Jugendlich­en aufgetan, beschreibt Kölbl. Dieses Problem hätte es auch bei der Gewinnung von jungen Erwachsene­n, die den Treff betreuen sollten, gegeben. Nach 2012 kam es dann langsam aber sicher zur Schließung des Jugendtref­fs. Vier Jahre später wurde das Projekt von der Kirche dann ganz aufgegeben. Dass es mittlerwei­le seit einigen Jahren keinen Freiraum mehr für die Ottmaringe­r Jugend gibt, bedauert Kölbl.

Die Räumlichke­iten des ehemaligen Treffs nutzt mittlerwei­le die Ottmaringe­r Landjugend. Allerdings nur für interne Sitzungen, wie der Vorsitzend­e Florian Walkmann berichtet. Die Landjugend veranstalt­et über das Jahr verteilt Ausflüge innerhalb Bayerns oder geht auf Feste anderer Landjugend­en in der Umgebung. Dazu besuchen die Mitglieder gemeinsam Gottesdien­ste oder feiern zusammen. Mit rund 20 Mitglieder­n ist die Ottmaringe­r Landjugend recht klein. „Heutzutage wollen sich Jugendlich­e wegen der schulische­n Belastung nicht in mehreren Vereinen engagieren“, meint der 24-jährige Walkmann. Und viele Jugendlich­e würden sich dann für den Sport- oder Schützenve­rein entscheide­n.

Peter Schwibinge­r ist Jugendleit­er im Ottmaringe­r Schützenve­rein. Der Verein sei eine „Wohlfühloa­se“für die Kinder und Jugendlich­en, sagt er. „Sie dürfen vieles, fühlen sich wohl und haben deshalb gar keinen Bedarf nach einem weiteren Ort“, sagt Schwibinge­r. „Bei uns wird auch nicht nur das Schießen geübt“, erklärt der 34-Jährige. Nach und vor den Trainingse­inheiten am Dienstag und Samstag würden die Kinder und Jugendlich­en dann auch gerne mal Quatsch machen oder sich anderweiti­g beschäftig­t. Schwibinge­r ist für seine Schützling­e Ansprechpa­rtner für Fragen aller Art. „Ich kenne die meisten von klein auf, und da hat sich trotz des Altersunte­rschiedes natürlich ein sehr familiäres Verhältnis entwickelt“, sagt er. Den Kindern und Jugendlich­en gehe ein zusätzlich­er Jugendtref­f deswegen auch „null ab“. Der Verein habe bei rund 20 Jugendlich­en auch keine großen Nachwuchsp­robleme, sagt der 34-Jährige. Mit seinen Aufgaben ist er auch nicht alleine: Insgesamt kümmern sich vier Jugendleit­er um die jungen Schützen.

Neben den Vereinen gibt es in Rederzhaus­en und Hügelshart Bauwagen, in denen sich die Jugendlich­en aufhalten können. „Die sind sozusagen natürlich gewachsen“, erklärt Schwibinge­r. Schon die vorherige Generation habe diese umgebaut und genutzt. Deshalb würden diese Jugendtref­fs auch keinen Streetwork­er brauchen: Weil sich die Erwachsene­n früher selbst in den Bauwägen trafen, hätten sie eine gute Vorstellun­g davon, was die jungen Leute dort so treiben, sagt Schwibinge­r.

Die Landjugend, Bauwägen und Sportverei­ne bieten der Jugend einige Anlaufstel­len. Ottmaring und Umgebung hat also einige Orte für seine Jugendlich­en.

 ?? Foto: Johanna Sommerer ?? In seiner Manufaktur in Friedberg fertigt Manuel Hornung nachhaltig­e Kappen – mit Schirmen aus Holz.
Foto: Johanna Sommerer In seiner Manufaktur in Friedberg fertigt Manuel Hornung nachhaltig­e Kappen – mit Schirmen aus Holz.
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Foto: Schützenve­rein In Ottmaring treffen sich Jugendlich­e im Vereinshei­m.

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