Beamter mit großem Namen
Jakob von Weizsäcker wird Vordenker von Olaf Scholz
Augsburg „Leiter der Grundsatzabteilung und Chefvolkswirt im Bundesfinanzministerium“– das ist eine ziemlich bombastische Jobbeschreibung. Doch mit der Last von großen Erwartungen kennt sich kaum jemand so gut aus wie Jakob von Weizsäcker, den SPD-Finanzminister Olaf Scholz auf diesen Posten gehievt hat. Er kommt aus einer jener Familien, in denen steile Karrieren zum guten Ton gehören – als Großneffe des legendären Bundespräsidenten, als Sohn des bekannten Naturwissenschaftlers Ernst.
Doch von Weizsäcker – der bei einer Denkfabrik in Brüssel gearbeitet hat, bei der Weltbank, aber auch im beschaulichen
Erfurt als Ministerialbeamter – macht nie viel Aufhebens von sich. Der 48-Jährige lässt vielmehr seinen Geist sprechen, als studierter Physiker und Volkswirt. So ist es ihm gelungen, im Europaparlament einen brillanten Ruf zu erarbeiten. Seine Büromannschaft zählte zu den besten des Parlaments, er glänzte als kundiges Mitglied gerade in Finanzfragen. Dieses Mandat gibt von Weizsäcker nun auf – allerdings wäre seine Wiederwahl aufgrund der SPD-Schwäche auch akut in Gefahr gewesen.
Auf proeuropäischen Blickwinkel hoffen manche im Finanzministerium – noch mehr aber im Ausland, gerade in Frankreich. Denn dort galt sein Vorgänger auf der Position, Ludger Schuknecht, vor allem als Vertreter einer klaren Ordnungspolitik. Von Weizsäcker hingegen favorisierte – wie sein neuer Boss – eine europäische Arbeitslosenversicherung und legte gemeinsam mit europäischen Ökonomen diverse Ansätze zur Reform der Eurozone vor. Sogar Ideen für eine Art „Europafunk“versuchte er, in die Debatte einzubringen.
Einige dieser Ideen wird von Weizsäcker aufgeben müssen, zumal Scholz sich ja als ein Sozialdemokrat mit Sinn für schwarze Nullen beweisen will. Die Berufung zeigt aber auch: Gerade denkt die SPD im Bundesfinanzministerium nicht über ein Ende der Großen Koalition nach.