Strahlkraft und Leidenschaft
Friedberger Kammerorchester und Solisten spielen in Herrgottsruh. Es gibt eine Premiere
Friedberg Einen stimmungsvollen Abend gestalteten die glänzend aufspielenden Instrumentalisten des Friedberger Kammerorchesters. Dieses Kammerkonzert in der Herrgottsruh-Kirche war eine gelungene musikalische Vorbereitung auf das Fest. Gleich am Anfang stand das selten gespielte „Concerto grosso“von Pietro Antonio Locatelli. Im Barock avancierten Violinen in Italien zum Virtuosen-Instrument par excellence. Es war die Virtuosität dieser italienischen Musik-Stars, die später allmählich der Gestalt des dämonischen Teufelsgeigers Raum gab, wie sie ein letztes Mal der legendäre Niccolò Paganini verkörperte ... so ähnlich könnte das Friedberger Kammerorchester sich im Concerto grosso für Streicher op. 1, Nr. 8 von Locatelli gefühlt haben. Erstmals unter Leitung von Stefan Immler bot das Ensemble ein gelungenes Debüt.
Das folgende Stück „La tempesta di mare“von Antonio Vivaldi wird oft gespielt. Das adriatische Seegewitter ist bekannt und wurde einem von dem Kammerorchester mit dem Violinisten Marcellin Borsarello recht beeindruckend, wenn auch durchaus kultiviert um die Ohren gestrichen.
Das eigentliche Ereignis des Konzertabends aber war der jubelnde Gesang, mit dem Susanne Rieger einen fantastisch schwingenden und schwebenden Raumklang erzeugte, wobei das warme Timbre ihrer von Streichern getragenen Stimme mit glanzvollen Höhen und großem Ausdruck faszinierte. Joseph Haydns „Cantilena pro Adventu“ entfachten die Interpreten als gefühlsbetont-innige Lobmusik für die Jungfrau Maria. Es folgte „Tu scendi dalle stelle“, ein beliebtes italienisches Weihnachtslied: Kinder, groß und klein, preisen den König, der von den Sternen herab in die Krippe gekommen ist. Innig besang Rieger das göttliche Kind, das vor Kälte zittert – und einen hohen Preis zahlt für seine Liebe zu den Menschen. Mit je einem „Ave Maria“von Pietro Mascagni und Robert Stolz feierte die Sopranistin in klangschönen Jubel-Orgien die Himmelskönigin. Das vierte Brandenburgische Konzert ist für Sologeige, zwei Echoflöten und Streichorchester komponiert. Die Echoflöten sind von Johann Sebastian Bach im Titel und in den Noten ausdrücklich als „flauti d’echo“bestimmt worden. Wie diese besonderen Blockflöten ausgesehen und geklungen haben, beschäftigt die Musikwelt bis heute, denn es sind keine solchen Doppelflöten erhalten. Dafür erklangen zwei Querflöten, gespielt von Jutta Winter und Shannon Larkin. Die Motive des ersten Satzes sowie der konsequente Wechsel zwischen den Soli der Querflöten und der Solovioline mit Marcellin Borsarello entfalteten sich zu einem musikalischen Wettstreit.
Die Musiker zeigten eindrücklich, wie sehr diese Musik vom brillierenden Konzertieren zwischen der Solistengruppe – aus dem Violinisten Marcellin Borsarello, der Flötistin Jutta Winter und Shannon Larkin – und dem Orchester unter Leitung des Konzertmeisters Stefan Immler lebt. Immler hatte allen Grund, den exzellenten Solisten und dem Orchester zu danken.