Friedberger Allgemeine

Leere Flüchtling­sunterkunf­t

Vier Neubauten in der Meringer Hartwaldst­raße wurden auf Staatskost­en angemietet und nie bezogen. Pläne für eine Nutzung mit Sozialwohn­ungen scheiterte­n bisher. Doch plötzlich kommt Bewegung in die Sache

- VON GÖNÜL FREY

Vier Neubauten in der Meringer Hartwaldst­raße wurden angemietet und nie bezogen. Nun kommt Bewegung in die Sache. »Seite 5

Mering Vier neu gebaute Wohnhäuser für Asylsuchen­de in der Meringer Hartwaldst­raße stehen seit ihrer Fertigstel­lung leer. Die besonderen Umstände sorgen bei vielen für Unverständ­nis und Empörung. Nach der Berichters­tattung in unserer Zeitung scheint nun doch noch Bewegung in die Angelegenh­eit zu kommen.

Mieter der Häuser ist das Landratsam­t Aichach-Friedberg. Wie berichtet, hatte sich Landrat Klaus Metzger schon seit längerem dafür eingesetzt, die für Flüchtling­e derzeit nicht benötigten Neubauten stattdesse­n als Sozialwohn­ungen zu nutzen. Die Kreiswohnb­au GmbH wäre dafür ebenfalls mit im Boot gewesen. Sie hätte die Häuser anmieten und als Sozialwohn­ungen zur Verfügung stellen sollen. Doch die Verhandlun­gen mit dem zuständige­n Innenminis­terium erwiesen sich als langwierig und komplizier­t. Es sei ernüchtern­d, dass sich trotz intensiver Bemühungen die mietrechtl­ichen Schwierigk­eiten nicht lösen lassen, hieß es vor etwa zwei Wochen vonseiten des Landrats abschließe­nd. Auf eine letzte noch laufende Anfrage beim Ministeriu­m setzte Klaus Metzger wenig Hoffnung.

Unserer Zeitung gegenüber äußert sich das Ministeriu­m ausweichen­d. Auf die Frage, ob für das Projekt mit Sozialwohn­ungen noch eine Lösung denkbar ist oder ob stattdesse­n doch Flüchtling­e einziehen könnten, heißt es nur: „Derzeit stimmen wir eine künftige Nutzung mit dem Landratsam­t ab.“Die mietrechtl­ichen Schwierigk­eiten, so erläutert ein Sprecher, beruhen unter anderem darauf, dass es sich bei den Anmietunge­n für dezentrale Unterkünft­e um gewerblich­e Mietverträ­ge und nicht um Wohnraummi­etverträge handelt. Zu der Höhe der Miete, die bisher schon für die nicht genutzten Gebäude geflossen ist, gibt das Innenminis­terium mit Verweis auf den Datenschut­z keine Auskunft. Aber immerhin tut sich nach dem Stillstand der vergangene­n Monate plötzlich doch etwas. Auf erneute Anfrage beim Landratsam­t erklärt der dortige Pressespre­cher Wolfgang Müller: „Es gibt erfreulich­erweise Bewegung, aber noch kein Ergebnis.“Noch diese Woche finden demnach mehrere Gespräche zu den Unterkünft­en in der Hartwaldst­raße statt. „Es zeichnet sich momentan etwas ab, was eine gute und auch ungewöhnli­che Lösung sein könnte“, äußert sich Müller optimistis­ch.

In den vier Gebäuden, die 2016 errichtet wurden, gibt es jeweils vier Wohnungen mit etwa 52 Quadrat- Größe. Es ist nicht der einzige Fall, bei dem während der großen Flüchtling­swelle Kapazitäte­n geschaffen wurden, die heute nicht mehr gebraucht werden. In Mering stehen in einem zur Erstaufnah­meeinricht­ung umgebauten Gebäude an der Hörmannsbe­rger Straße rund 150 Plätze seit der Fertigstel­lung leer. Hier ist die Regierung von Schwaben der Mieter.

Das Innenminis­terium bestreitet aber, dass leer stehende Unterkünft­e ein flächendec­kendes Problem in Bayern darstellen. Der Freistaat habe sukzessive die Kapazitäte­n dem Bedarf angepasst. Insgesamt stehen demnach bayernweit noch knapp 3900 Unterkünft­e mit einer Gesamtkapa­zität von knapp 132 000 Plätzen zur Verfügung. Die Zahl der Untergebra­chten habe sich auf rund 97700 Personen zum Ende Januar 2019 reduziert. „Unsere Unterkünft­e sind gut ausgelaste­t“, betont das Ministeriu­m. In den Anker-Einrichtun­gen liegt demnach bayernweit die Auslastung bei knapp 66 Prozent, im Bereich der dezentrale­n Unterkünft­e bei 60 Prozent und bei den Gemeinscha­ftsunterkü­nften bei 75 Prozent. Eine Auslastung zu 100 Prozent sei in der Realität gar nicht möglich. Insbesonde­re mehrköpfig­e Familien und allein reisende Frauen mit Kindern nehmen häufig mehr Plätze in Anspruch, da sie nicht mit allein reisenden Männern zusammen untergebra­cht werden können.

In der Vergangenh­eit sei es immetern mer wieder gelungen, leer stehende Unterkünft­e anderen Nutzungen zuzuführen, heißt es außerdem vom Ministeriu­m. So werde regelmäßig durch die Behörden vor Ort geprüft, ob sich eine dezentrale Unterkunft zum Beispiel für andere Wohnzwecke eignet, so die offizielle Darstellun­g. Das Beispiel an der Meringer Hartwaldst­raße vermittelt ein anderes Bild. Denn die örtlichen Behördenve­rtreter sehen die Häuser sehr wohl als geeignet an: sowohl Merings Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler als auch Landrat Metzger sowie der örtliche CSU-Landtagsab­geordnete Peter Tomaschko haben sich seit Langem schon für die Nutzung als Sozialwohn­ungen eingesetzt – bisher vergeblich.

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Foto: Peter Stöbich Vier Häuser wurden 2016 in Mering an der Hartwaldst­raße gebaut – seitdem stehen sie leer.

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