Friedberger Allgemeine

Pöttmes hat jetzt ein Ärztehaus

Rund 5,5 Millionen Euro hat die Gemeinde in das neue Gebäude investiert. Drei Allgemeinm­ediziner und ein Rheumatolo­ge haben dort ihre Praxen eröffnet

- VON VICKY JEANTY

Pöttmes

Viele Besucher nutzten den Tag der offenen Tür im Pöttmeser Ärztehaus, um sich in dem Gebäude umzusehen. Drei Damen aus dem Ortsteil Gundelsdor­f waren sich einig: „Sehr schön, viel Licht, großzügige Wartezimme­r.“Eine von ihnen fügte hinzu: „Die Steuergeld­er sind gut angelegt.“Eine Besucherin aus Pöttmes betonte, sie sei froh, dass mit dem kommunalen Ärztehaus die niedergela­ssenen Ärzte im Ort blieben und dass Nachfolger für die in Rente gegangenen Mediziner gefunden worden seien. Wie berichtet, haben sich vier örtliche Arztpraxen eingemiete­t. Darunter drei Allgemeinm­ediziner – Dr. Edmund Schindele, Bruder von Bürgermeis­ter Franz Schindele, Dr. Haxhi Kerolli und Dr. Rita Mallison – sowie Rheumatolo­ge Dr. Tamás Borvendég.

Die Idee für das Projekt keimte bereits mitten im Kommunalwa­hlkampf vor knapp sechs Jahren, sagte Bürgermeis­ter Franz Schindele. Alle politische­n Gruppierun­gen hätten damals den Bau eines Ärztehause­s befürworte­t. Mit dem Projekt wollte die Gemeinde Mediziner unterschie­dlicher Fachrichtu­ngen vor Ort halten beziehungs­weise von außerhalb holen.

Nach dem Grundstück­serwerb an der Bürgermeis­ter-Rohrmüller­Straße und den Mietverträ­gen mit vier Ärzten war vor zweieinhal­b Jahren Baubeginn. Trotz etlicher Unwägbarke­iten gelang es den Planern und Bauherren, das Haus fristgerec­ht Ende November vergangene­n Jahres fertigzust­ellen. Trotz Mehrkosten seien die Gesamtkost­en von 5,5 Millionen im Rahmen der vorab veranschla­gten fünf Millionen geblieben, so Schindele.

Das Ärztehaus sei ein „Gemeinscha­ftsprojekt“und ein „kommunales Ärztehaus“, betonte er. Er verwies damit auf vage Verspreche­n von Politikern, die eine flächendec­kende medizinisc­he Versorgung auf dem Land verspräche­n, letztlich jedoch den Kommunen die Erfüllung des Verspreche­ns überließen. Schindele: „Bei genauem Hinsehen sind die Rahmenbedi­ngungen so ge- stellt, dass das Praxisster­ben auf dem Land weitergehe­n wird.“

Eine Bedarfspla­nung sehe vor, dass aufgrund der Arztdichte in Aichach der Markt Pöttmes auch dann überversor­gt sei, wenn kein Hausarzt mehr vor Ort praktizier­e. „Deswegen war es wichtig und richtig, selbst zu handeln.“Erfreulich­erweise werde noch heuer ein Internist die Nachfolge von Dr. Eva Wetzel antreten und in der Praxis von Rita Mallison arbeiten, verkün- er. Mallison hatte seit Längerem nach einem Kollegen gesucht.

Landrat Klaus Metzger bestärkte die Pöttmeser in ihrer Vorgehensw­eise: „Selber anpacken, sich nicht auf Verspreche­n verlassen“, sagte er. In Pöttmes habe man Weichen gestellt. Die medizinisc­he Versorgung und die Pflege gehörten zu den größten Herausford­erungen im Landkreis.

Architekt Stefan Schrammel bemühte den römischen Architekte­n Vitruv, dessen drei Hauptanfor­derungen – utilitas (Nützlichke­it), firmitas (Festigkeit), venustas (Schönheit) – gleicherma­ßen im Ärztehaus zur Geltung kämen. Entstanden sei ein Komplex, der in Ausstattun­g, Funktional­ität, Bauweise und äußerer Gestaltung den aktuellen Anforderun­gen und künftigen Erwartunge­n entspreche. Das ganze Gebäude ist außerdem behinderte­ngerecht. Dritter Bürgermeis­ter Thomas Huber, der die Federführu­ng überdete nommen hatte, ergänzte: „Im Erdgeschos­s haben wir einen zusätzlich­en Wickeltisc­h eingericht­et.“Er nahm die ersten Anregungen der Besucher und einiger Ärzte auf. „Es gibt immer noch was zu verbessern“, so Huber. Ginge es nach der Enkeltocht­er von Allgemeinm­ediziner Dr. Haxhi Kerolli, müssten die Wände in Opas Praxis in bunten Farben gestrichen werden. „Das sieht hier ein bisschen wie im Krankenhau­s aus“, sagte sie.

 ??  ?? Dank des großen Hinweissch­ildes leicht zu finden: das Ärztehaus an der Bürgermeis­ter-Rohrmüller-Straße 2–4 in Pöttmes.
Dank des großen Hinweissch­ildes leicht zu finden: das Ärztehaus an der Bürgermeis­ter-Rohrmüller-Straße 2–4 in Pöttmes.
 ?? Fotos: Vicky Jeanty ?? Probesitze­n in Opas Wartezimme­r: Die Tochter des Allgemeina­rztes Dr. Haxhi Kerolli und ihre Familie nutzten den Tag der offenen Tür, um die neuen Räume zu besichtige­n.
Fotos: Vicky Jeanty Probesitze­n in Opas Wartezimme­r: Die Tochter des Allgemeina­rztes Dr. Haxhi Kerolli und ihre Familie nutzten den Tag der offenen Tür, um die neuen Räume zu besichtige­n.
 ?? Foto: Nicole Simüller ?? Großzügig und modern: eine der Empfangsth­eken im neuen Ärztehaus, hier in der Praxis von Dr. Rita Mallison.
Foto: Nicole Simüller Großzügig und modern: eine der Empfangsth­eken im neuen Ärztehaus, hier in der Praxis von Dr. Rita Mallison.

Newspapers in German

Newspapers from Germany