Einzelhandel findet kaum mehr Personal
Inzwischen müssen manche Geschäfte bereits ihre Öffnungszeiten einschränken. Warum bleiben Stellen unbesetzt, obwohl sich gerade in Verkaufsberufen viele arbeitslos melden?
Aichach-Friedberg Einzelhändler im Landkreis tun sich schwer, Mitarbeiter für den Verkauf zu finden. Die klassische Frage „Kann ich Ihnen helfen?“hören Kunden heute immer seltener. Gabriele Schadl von Feinkost Schadl in Friedberg weiß um die Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden: „Ich selbst habe zwei Jahre lang gesucht“, sagt die Friedbergerin. „Dann hatte ich endlich eine Verkäuferin, die auch sehr patent erschien, aber die hat nach zwei Monaten wieder gekündigt, weil ihr die Arbeit zu viel war und sie samstags arbeiten musste.“Damit hat sie zu spüren bekommen, was allgemein über den Beruf gesagt wird: Der Beruf des Verkäufers ist mit schlechten Arbeitszeiten, viel Stress und wenig Gehalt verbunden. Gabriele Schadl hat nun wieder eine Verkäuferin gefunden und ist zufrieden.
Auch Karl Asum von der gleichnamigen Metzgerei kann ein Klagelied singen. In der Familienmetzgerei in Laimering suchte seine Familie ein halbes Jahr, bis die Stelle end- lich besetzt werden konnte. Während dieser Zeit war die Metzgerei personalbedingt montags und mittwochs geschlossen. Ähnliche Vorkommnisse gab es Ende 2017 in Gersthofen. Die Filiale der Metzgerei Binswanger im City-Center musste schließen. Und das hatte seinen Grund – der nicht nur dieses Unternehmen betrifft. „Wir haben einfach kein Personal mehr gefunden“, erklärte damals die Metzgerei-Chefin Angelika Kempter. „Wir brauchen einfach Fachkräfte – mit angelernten Kräften können wir nicht die Qualität liefern, die unsere Kunden von uns erwarten.“
Dieser Aussage schließt sich Metzgermeister Georg Eidelsburger von der gleichnamigen Metzgerei in Merching an. Erst Ende des vergangenen Jahres hatte Eidelsburger eröffnet. Ganz Merching war froh, wieder einen Metzger am Ort zu haben. Der Metzgermeister hatte auch schon eine Verkäuferin, die aber abgesprungen war, weil Eidelsburger später als geplant eröffnet hatte. „Ich wollte ihr sogar den Lohn bis zur Eröffnung zahlen“, sagt der Merchinger und versteht die Welt nicht mehr. Das Metzgerhandwerk sei nicht so gut angesehen, sagt der ausgebildete Metzgermeister. Viele Betriebe zahlen zu wenig und man müsse oft früh aufstehen oder gar am Samstag arbeiten. Auch in der Berufsschule schaut es eher mau aus. „Die Schüler der Metzgerhandwerksklassen werden mit ähnlichen Berufen zusammengelegt, weil es zu wenige Auszubildende gibt“, sagt Eidelsburger. Er ist weiterhin auf der Suche nach einer Verkäuferin, denn „Ich wünsche mir, dass die Leute wieder vermehrt in kleinere Läden gehen. Das bedeutet einfach Lebensqualität“, sagt Eidelsburger. „Vielleicht wird dann auch das Berufsbild des Verkäufers wieder interessanter.“
Reinhold Soiderer, der in Friedberg Käsespezialitäten anbietet, hat montags aus Personalmangel geschlossen. „Wenn ich ein Inserat schalte, melden sich vielleicht fünf oder sechs Bewerber“, sagt er, aber ganz oft finde sich niemand für seinen Laden. Einen Tipp hat er parat: „Gerne nehme ich ältere Frauen, weil die eher längerfristig bleiben. Junge wollen sich ausprobieren und wechseln.“Die Käsewelt verändere sich ständig und die Ansprüche an das Fachpersonal werden immer umfangreicher, so der Käsefachmann.
„Wir können diesen Trend nicht bestätigen“, sagt Daniela Fuhrmann, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Augsburg. Derzeit kämen im Landkreis AichachFriedberg auf 144 Arbeitslose aus den Verkaufsberufen 61 Arbeitsstellen. Über Gründe, warum die Stellen trotz der relativ hohen Arbeitslosigkeit in der Branche nicht besetzt werden, lassen sich nur vage Vermutungen anstellen. Für Gabriele Schadl ist es die Samstagsarbeit, bei den Metzgereien ist es das Fachpersonal und das schlechte Image und beim Käsespezialist Soiderer ist es die Lust auf Wechsel.