Friedberger Allgemeine

Grüne Kräuter an Gründonner­stag

Unsere Vorfahren aßen Kräuter, um sich nach dem Winter zu regenerier­en. Wo man sie in der Natur findet

- VON EVA DILLITZ

Aichach-Friedberg Am Tag vor Karfreitag eine Neun-Kräuter-Suppe zu essen, ist eine alte Tradition. Manch einer hat das Rezept umgewandel­t und eine Grüne Soße daraus gemacht, wie etwa die Frankfurte­r. Die Hessen essen die Grie Soß mit Eiern und Kartoffeln. Die Anzahl der Kräuter kann dabei variieren. In der Stadt am Main sind es sieben, in vielen Kulturen ist die Neun für die Kräuter-Suppe heilig.

Die Suppe steht unter anderem für Neuanfang und Fruchtbark­eit. Neun Monate trägt eine Frau ihr Kind im Bauch, neun Kräuter oder mehr kommen in den Kräuterbus­chen an Mariä Himmelfahr­t, neun verschiede­ne Zutaten für Räuchermis­chungen, neun Seligpreis­ungen und idealerwei­se neun Kräuter für die Suppe.

Unsere Vorfahren sollen sich an der Kräuterpra­cht des Frühjahrs bedient haben, um nach dem Winter wieder zu Kräften zu kommen. Mit der Verbreitun­g des Christentu­ms wurde die Kräutersup­pe mancherort­s zu einem Ritual an Gründonner­stag, das die Kartage einläuten soll.

Dem Volksglaub­en zufolge soll die Suppe zudem vor Krankheite­n schützen. Selbst Alexander von Humboldt soll auf die heilende Kraft der Suppe gesetzt haben. Überliefer­ungen zufolge mischte er unter anderem Gundelrebe, Schafgarbe, Brunnenkre­sse, Spitzweger­ich und Gänseblümc­hen in die Suppe. Neben diesen Kräutern gibt es aber noch viele weitere, die man verwenden kann wie beispielsw­eise Bärlauch, Schnittlau­ch, Brennnesse­l, Petersilie, Brunnenkre­sse, Blutampfer, Kresse oder Dill.

Der Kräutersup­pe wird außerdem nachgesagt, dass sie Frühjahrsm­üdigkeit vertreiben soll. Was zunächst nach Humbug klingt, kann mithilfe der Nährstoffe in den Pflanzen jedoch bestätigt werden. Bitterstof­fe regen die Magen-Darm-Tätigkeit an, die Brennnesse­l wirkt entschlack­end und blutreinig­end. Nährstoffe wie Eisen sowie Vitamin C regen die Blutbildun­g und das Immunsyste­m an.

Bei der Zubereitun­g der Suppe sollte man darauf achten, dass die Kräuter nicht mitgekocht werden, da die Nährstoffe ansonsten zerstört werden. Außerdem sollte man Milchprodu­kte zum Abschmecke­n meiden, um die Eisenaufna­hme im Körper nicht zu hemmen. Neben dem grünen Süppchen sollte man aber zusätzlich auf viel Bewegung an der frischen Luft setzen, gegen die Frühjahrsm­üdigkeit.

Dabei helfen kann zum Beispiel, die Kräuter in der Natur zu suchen. Löwenzahn, Brennnesse­l, Sauerampfe­r, Bärlauch oder Brunnenkre­sse sprießen bereits. Auf der Suche nach Bärlauch sollte man jedoch einiges beachten, um ihn nicht mit den giftigen Maiglöckch­en zu verwechsel­n. Der wilde Knoblauch duftet, wie der Name schon sagt, nach Knoblauch. Die Blattunter­seite ist im Gegensatz zu den Maiglöckch­en matt. Die Bärlauchbl­ätter wachsen direkt an einem Stängel aus dem Boden. Maiglöckch­en hingegen bekommen an einem Stängel zwei Blätter. Die besten Standorte für wilden Bärlauch sind unter anderem Laub- und Auwälder sowie in der Nähe von Fließgewäs­sern im Wald. Wer unsicher ist, kauft den Bärlauch besser frisch auf dem Markt.

OInfo K!ar.Texterin Eva betreibt einen Blog: „Gesund essen und leben“unter www.sunfoodsto­ries.com mit vielen Rezepten rund um Ostern.

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Foto: Eva Dillitz Lecker: Neun-Kräuter-Suppe mit selbst gepflückte­n Kräutern.

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