Friedberger Allgemeine

Gelassen durch den Stau

Ferien Die Autobahn ist rund um die Feiertage voll. Mit etwas Vorbereitu­ng kann man aber Staufallen vermeiden. Und zudem gibt es der Erfahrung nach Tage, an denen weniger Fahrzeuge unterwegs sind

- Peter Löschinger

Berlin Gerade rund um die Osterfeier­tage starten viele Familien und Paare in den Kurzurlaub. Die Autobahnen sind voll, der Stress-Pegel ist häufig hoch. Wir haben einige einfache Ratschläge zusammenge­stellt, damit man sich auf der Autobahn nicht zu sehr ärgern muss. Die Tipps stammen vom Auto Club Europa, dem ADAC, dem Automobilc­lub von Deutschlan­d, dem Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at und dem Tüv.

Wann starte ich möglichst staufrei in den Urlaub?

Nicht fahren, wenn alle fahren. Also schon frühmorgen­s starten. Alternativ kann man auch abwarten, bis der Höchststan­d des Verkehrs erreicht ist und erst am späten Abend losfahren. Auch der Reisetag kann den Unterschie­d machen. Staus und stockender Verkehr haben zu Beginn des langen Osterwoche­nendes manchem Autofahrer die Nerven geraubt. Laut dem ADAC gab es an Gründonner­stag und Karfreitag auf vielen Autobahnen Probleme. Samstag und Ostersonnt­ag werde es voraussich­tlich ruhiger, sagte eine ADAC-Sprecherin. Am Ostermonta­g komme es dann wohl wieder zu Staus und Beeinträch­tigungen. Generell gelten unter dem Jahr Dienstag und Mittwoch als Tage mit geringer Verkehrsdi­chte. Wer also nicht von Samstag auf Samstag buchen muss, sollte wochentags losfahren, wenn es sich dabei nicht gerade um den letzten Schul- oder ersten Ferientag handelt. Immer wichtig: Das Auto schon ein, zwei Tage vor Abfahrt volltanken, rechtzeiti­g packen und ausgeschla­fen starten.

Was sollte an Bord sein?

Klingt einfach, benötigt aber trotzdem Vorbereitu­ng: Besonders für längere Fahrten genügend Proviant und ausreichen­d Wasser mitnehmen, besonders für Kinder.

Wie kann ich mich schon vor der Reise auf Staus vorbereite­n?

Die Route im Navi sollte beim Start schon programmie­rt und der Verkehrsfu­nk im Radio an sein. Mit Echtzeit-Infodienst­en zur Verkehrsla­ge und -führung, wie ihn viele Navis bieten, lassen sich Staus über alternativ­e Routen umfahren. Um volle Raststätte­n und Parkplätze zu meiden, plant man am besten entlang der Route geeignete Pausenstat­ionen abseits der Autobahn ein. Navis mit besagten Infodienst­en können Stauwarnun­gen in Echtzeit liefern – ebenso wie Smartphone­Apps wie Google Maps. Viele Dienste greifen aber auf die gleichen Infos zurück und schicken Autofahrer auf die gleiche Umfahrung – dort drohen dann auch Staus. Vorsichtsh­alber hat man am besten immer noch einen Straßenatl­as oder eine Karte im Auto.

Lohnt sich das Abfahren von der Autobahn überhaupt?

Laut einigen Experten lohnt sich ein Abfahren von der Autobahn nur bei einer Vollsperru­ng oder wenn es der Verkehrsfu­nk ausdrückli­ch empfiehlt. Denn die Ausweichst­recken auf Landstraße­n seien meist ebenso verstopft. Wer dennoch abfährt: Die Verkehrsze­ichen mit orangenem Pfeil auf weißem Grund geben sinnvolle Umleitungs­empfehlung­en.

Soll ich die Spur wechseln, wenn der Verkehr auf meiner stockt?

Das lohnt nicht. Denn wer dauernd die Spur wechselt, kommt laut Experten in der Regel nicht schneller voran. Ständige Spurwechse­l können zudem für weitere Staus sorgen. Noch ein Nachteil: Jeder Spurwechse­l ist ein Unfallrisi­ko.

Darf ich bei stockendem Verkehr rechts überholen?

Im Stau dürfen Autofahrer auf der rechten Spur überholen. Der Rechtsprec­hung zufolge gilt das aber nur, wenn der Verkehr auf der linken Spur steht oder sich dahinschle­ppt (höchstens 60 Kilometer pro Stunde). Die Differenzg­eschwindig­keit darf zudem nicht mehr als 20 km/h betragen, sodass man auf der rechten Spur nicht schneller als 80 km/h fahren darf. Wer das nicht beachtet, riskiert 100 Euro Geldbuße.

Wann und wo muss eine Rettungsga­sse gebildet werden?

Bereits bei stockendem Verkehr vor dem absoluten Stillstand. Der Korridor muss zwischen dem linken und den übrigen Fahrstreif­en gebildet werden. Sonst drohen Bußgelder ab 200 Euro aufwärts.

Darf ich im Stau auf der Autobahn aussteigen?

Nein. Nur wer eine Unfallstel­le sichern muss, darf die Fahrbahn betreten. Ansonsten sind 10 Euro Bußgeld fällig. Weder ein menschlich­es Bedürfnis noch das Wickeln eines Kindes stellen vom Gesetzgebe­r anerkannte Notfälle dar. Steht aber der Verkehr etwa bei einer Vollsperru­ng lange still, darf die Polizei Experten zufolge in aller Regel auf eine Anzeige verzichten, wenn jemand kurz aus seinem Auto aussteigt. Doch selbst dann bleibt das Betreten der Autobahn gefährlich: Denn durch die Rettungsga­sse können immer Rettungsfa­hrzeuge nachrücken.

Darf ich auf der Standspur zur nächsten Ausfahrt rollen?

Nein. Wer das macht, riskiert ein Bußgeld von 75 Euro und einen Punkt. Ausnahme: wenn Verkehrsze­ichen das Befahren ausdrückli­ch erlauben. Auch Halten auf der Standspur ist bei 30 Euro Strafe verboten. Absolut tabu auf der Autobahn: Rückwärts fahren oder gar wenden – es sei denn, die Polizei fordert dazu auf. Ansonsten drohen bis zu 200 Euro, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot für diese gefährlich­en Aktionen.

Darf ich mich auf dem Motorrad durch den Stau schlängeln?

Nein. Motorradfa­hrer dürfen sich nicht zwischen den anderen Fahrzeugen nach vorn durchschlä­ngeln. Wer es dennoch macht, muss mit 100 Euro Geldbuße und einem Punkt rechnen. Links überholen dürfen Biker, meist bleibt aber nicht genug Platz für einen ausreichen­den Sicherheit­sabstand zu den Autos.

Wie werde ich meine Anspannung im Stau los?

Aggressive­r Trommelwir­bel auf dem Lenkrad löst den Stau nicht schneller auf. Die Lieblingsm­usik oder ein Hörbuch helfen eher beim Entspannen. Verkehrsps­ychologen raten zum gezielten An- und Entspannen von Muskeln oder einfach zum Kauen von Kaugummi. Besonders, wenn viele Personen zusammen im Auto unterwegs sind, ist es Gold wert, Streit zu vermeiden. Man sollte sich bewusst machen, dass keiner etwas für die Unterbrech­ung kann. Kinder an Bord lassen sich mit Spielen wie „Ich packe meinen Koffer“oder „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ablenken und bei Laune halten.

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Foto: Jürgen Mahnke, dpa Mit etwas Vorbereitu­ng kann man allzu großen Stress bereits zu Urlaubsbeg­inn vermeiden.
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