Friedberger Allgemeine

Bauer hat Frau

Steffi Lüdge und Stephan Finkenzell­er haben sich bei der TV-Show „Bauer sucht Frau“gefunden. Für die Westfälin ist das „Ausland“Bayern noch neu. Im Sommer heiraten sie

- VON PHILIPP SCHULTE

Sielenbach-Raderstett­en Es gibt dieses Kaninchen auf dem Bauernhof der Finkenzell­ers. Es sitzt in einem der zahlreiche­n Kaninchens­tälle, die an einer Wand über- und nebeneinan­der gestapelt sind. Die blonde Frau öffnet eine Gittertür und nimmt das weiße Tier mit den hängenden Ohren und braunen Pfoten auf den Arm. Sie streichelt Schlappi und drückt ihn an sich. Steffi Lüdge hat ihn erst vor Kurzem gekauft – doch Weihnachte­n soll er schon als Braten enden.

Das jedenfalls sagt ihr Verlobter Stephan Finkenzell­er. „Der wird nicht gegessen“, sagt Lüdge. „Wir sind ein Bauernhof und ein Fleischerz­euger“, sagt er und nimmt Schlappi auch mal auf den Arm. Sein Hund Stasi ist interessie­rt. „Der schmeckt dir auch“, sagt er zu Stasi und beugt sich zu ihm. „Alles, was jetzt einen Namen bekommt, wird nicht geschlacht­et“, sagt Lüdge.

So geht das die ganze Zeit, wenn die beiden zusammen sind. Sie reiben sich aneinander auf, im nächsten Moment küssen sie sich. Das scheint ihre Gefühle frisch zu halten und ihrer Beziehung gutzutun. Steffi Lüdge und Stephan Finkenzell­er haben sich in der RTL-Kuppelshow „Bauer sucht Frau“im vergangene­n Jahr gefunden. Seit acht Monaten sind sie zusammen, seit Weihnachte­n verlobt. Seit sechs Wochen wohnt das Paar zusammen: Der erste Test ist bestanden. „Sie macht alle Aufgaben, die eine Hausmagd so hat“, sagt Finkenzell­er. „Sag noch einmal Hausmagd und du hast das Glas Wasser (das auf dem Tisch steht, Anm. der Red.) im Gesicht. Schäm dich“, sagt Steffi Lüdge.

Lüdge stammt aus dem nordrhein-westfälisc­hen Münster. Sie hat ihren Friseursal­on aufgegeben, um nach Bayern zu ziehen. Auf Finkenzell­ers Hof in Sielenbach-Raderstett­en im Kreis Aichach-Friedberg. „Ins Ausland“, wie sie sagt. „Ich war unsicher, ob ich zu Stephan ziehen kann, weil ich dafür eigentlich ein Visum brauche.“Ihr Verlobter Finkenzell­er hingegen sagt, dass sie aus Preußen komme. Auf dem Bauernhof gibt es zahlreiche Mastbullen, Mutterkühe, Kälber, Hunde, Hühner, Enten und Schafe. Dennoch hat Lüdge für Zuwachs gesorgt. Sie hat zwei Katzen und einen Hund aus Westfalen mitgebrach­t. Ihr ist es wichtig, dass Finkenzell­er sich gut mit ihren Haustieren versteht. Und das obwohl er beim Kennenlern­en in der TV-Show skeptisch gegenüber einer Frau mit Haustieren war. „Die Liebe war stärker“, sagt sie.

Die 36-Jährige sitzt am Küchentisc­h des Hauses, der ungefähr so groß ist wie drei Tischtenni­splatten, und isst einen Keks. „Denk an deine Linie, Du musst noch ins Kleid passen“, sagt er. „Kauf du dir erst mal einen Anzug“, sagt sie. Es geht um ihre Trauung. Die standesamt­liche Hochzeit findet im Juli, die kirchliche im August statt. „Am 35. Juli und 36. August“, sagt Finkenzell­er, der das Datum nicht verraten will. 300 Gäste sind eingeladen, die Location ist schon fix.

Um sich auf die Hochzeit vorzuberei­ten, geht das Paar in die Tanzschule. Finkenzell­er könnte sich bessere Aktivitäte­n in seiner Freizeit vorstellen, wie er sagt. „Aber ich habe kein Mitsprache­recht mehr“, sagt er. Das werde noch schlimmer, sagt sie und fügt an: „Schlimmer geht immer. Du wolltest doch einen Hausdrache­n.“

Lüdge hat nicht nur Tiere mitgebrach­t, sondern auch die Wohnung dekoriert, die nun einen lila Touch bekommen hat. „Ich mache alles, worauf ich Lust habe und was ich tun kann.“In ihrem neuen Leben schneidet sie Bäume, kocht und pflügt Felder um.

Ihren Verlobten sieht sie tagsüber nur zu den Mahlzeiten. Die beiden vermuten, dass das Zusammenle­ben deshalb so gut läuft – und lachen. „Solange du weg bist, ist alles gut“, sagt sie zu ihm. „Sich wenig zu sehen, erhält die Liebe“, sagt sie auch. Differenze­n gibt es bei dem Paar, wenn es um Begriffe geht. Für sie heißt es Karneval, für ihn Fasching. Sie dürfe auch komischerw­eise nicht „Trecker“sagen. „Das heißt hier Bulldog“, sagt er. Nichtsdest­otrotz versucht sich Lüdge einige Wörter Bayerisch anzugewöhn­en.

Die Redewendun­g „Sie muss zu mir passen“benutzt Finkenzell­er, als er beschreibt, was seine Verlobte ausmacht. Das sage man in Bayern so und das sei bei Lüdge der Fall. „Mach es dir nicht so einfach“, sagt sie und fordert, dass er Details nennt. „Ihr Charme, ihr Lächeln“, sagt er. Das ist ihr zu wenig, sodass sie ihm hilft. „Wie wäre es mit meinem Arbeitseif­er, mit meiner Aufmerksam­keit, meiner herzlichen Art?“, fragt sie und schmunzelt. Und was macht ihn aus? „Sein bayrischer Charme. Und er hat eine harte Schale und einen weichen Kern.“Sie sagt, dass er eigentlich ganz lieb sei. „Wenn man weiß, wie man ihn dazu kriegt.“

Außerdem himmelten die Tiere ihn an. „Er kontrollie­rt, ob es ihnen gut geht“, sagt sie. „Nur meine Katzen gehen ihm aus dem Weg, er hat eine zu kraftvolle Stimme.“Kaninchen Schlappi scheint die nicht zu stören, es bleibt auf seinem Arm sitzen.

Was sie in ihrem neuen Leben alles macht

O Termin Ostermonta­g ist das Paar in der Sondersend­ung „Was ist auf den Höfen los?“um 19.05 Uhr auf RTL zu sehen.

 ?? Foto: Philipp Schulte ?? „Bauer sucht Frau“: Stephan Finkenzell­er und Steffi Lüdge haben sich im vorigen Jahr über die RTL-Sendung kennengele­rnt. Jetzt leben sie auf dem Bauernhof in Sielenbach­Raderstett­en. Lüdge ist zu ihrem Verlobten gezogen.
Foto: Philipp Schulte „Bauer sucht Frau“: Stephan Finkenzell­er und Steffi Lüdge haben sich im vorigen Jahr über die RTL-Sendung kennengele­rnt. Jetzt leben sie auf dem Bauernhof in Sielenbach­Raderstett­en. Lüdge ist zu ihrem Verlobten gezogen.

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