Friedberger Allgemeine

Dieser Wirt serviert jetzt Kaviar auf dem Plärrer

Die Doppelbock-Alm ist aus mehreren Gründen nicht mehr wiederzuer­kennen. Helmut Wiedemann hat sehr viel Geld in ein Projekt investiert, dessen Erfolg nicht planbar ist. Er erläutert seine Beweggründ­e

- VON MICHAEL HÖRMANN

Für viele Besucher des Augsburger Plärrers gehören ein halbes Hendl und eine Maß Bier zum Volksfestb­ummel dazu. Da macht Helmut Wiedemann keine Ausnahme. Ihm schmeckt diese Kombinatio­n ebenfalls. Als Festwirt der Doppelbock­Alm serviert der 55-Jährige den Gästen daher auch Hendl und Bier. Auf der Speisekart­e stehen ferner bayerisch-schwäbisch­e Spezialitä­ten. Für Gesprächss­toff dürfte nun eine Speise sorgen, die Wiedemann erstmals im Programm hat. Bei ihm gibt es Kaviar auf dem Plärrer. Um sich hier preislich zu orientiere­n: Für die Kaviardose mit 250 Gramm Inhalt werden 650 Euro verlangt.

Wiedemann weiß selbst nicht, ob eine Dose in dieser Preiskateg­orie tatsächlic­h verkauft wird. Er sieht das Angebot „als das ganz besondere Schmankerl“. Zumal es sich auf einer Speisekart­e gut lese, wenn das Wort Kaviar darauf stehe.

Der Osterplärr­er, der am Sonntag beginnt, ist das zweite Volksfest, das Wiedemann mit seinem Team managt. Mit der Premiere im Herbst 2018 ist die jetzige Doppelbock­Alm kaum zu vergleiche­n. Wiedemann stellt sich neu auf. Wer ein gutes Gedächtnis hat, erkennt, dass das dritte Festzelt anders steht. „Wir haben es gedreht“, erläutert der Festwirt. Es war deshalb nicht sehr komplizier­t, weil die vorgegeben­en Maße von 25 auf 24 Meter die Drehung ermögliche­n. Wahrnehmba­r ist, dass es deutlich mehr Außenplätz­e gibt. In der Summe sind es jetzt 650 Plätze, wobei ein Teil auf der Dachterras­se aufgebaut ist. Im Zelt bleiben es 470 Plätze.

Wiedemann muss etwas schmunzeln, wenn von einem Zelt die Rede ist: „Eigentlich müssten wir von einer Almhütte sprechen.“Hütte mag nicht ausdrücken, welches Invest in dem Projekt steckt. Wiedemann macht dazu keine Angaben. Aus gut informiert­en Kreisen heißt es, dass der Geschäftsm­ann gewaltig ins finanziell­e Risiko gegangen sei. Ein Betrag von mindestens einer halben Million Euro, der investiert werden muss, sei dabei noch tief gehalten.

Sicher ist, dass Wiedemann die Hütte bei der Firma Pletschach­er in Dasing gekauft hat, die auf den Bau von Zelten und Hallen spezialisi­ert ist. Pletschach­er gehören fast alle Zelte auf der Wiesn. Die Doppelbock-Alm gehört jetzt Wiedemann. Bei der Premiere im Herbst hatte er die Hütte gemietet. Auf Dauer wolle er etwas Eigenes, „daher habe ich die Hütte gekauft und lasse sie nach meinen Vorstellun­gen gestalten“. Dazu zählt eine Bar im Außenberei­ch. Gäste können zudem vor der Bartheke schaukeln. Wiedemann ist einer, der bei der Arbeit mit anpackt. Als Chef einer Bauträgerf­irma ist er vom Fach. Das ist zu spüren, wenn es um Feinheiten geht. Neu sind exklusive Toiletten im Schwarz-Weiß-Design mit großem Handwaschb­ecken in der Mitte.

Eine weitere Änderung betrifft den gastronomi­schen Bereich. Wiedemann betreibt die Küche nun mit eigenem Personal. Zuvor hatte Wiedemann mit dem Metzger Werner Schmid aus Wortelstet­ten kooperiert. Wiedemann, der von seiner Partnerin Andrea Rieß unterstütz­t wird, hat den Anspruch, dass sich die Gäste „in der Doppelbock Alm wohlfühlen“. Er setze daher auf gepflegte Atmosphäre. Dafür muss der Gast mehr zahlen. Während die Maß im Schallerze­lt und im Binswanger-Zelt je 9,30 Euro kosten, sind es bei Wiedemann 10,60 Euro. „Der Preis hat damit zu tun, dass es bei uns ein wenig anspruchsv­oller zugehen soll“, sagt Wiedemann. Er betont, dass er zu den anderen Wirten ein gutes Verhältnis habe. Nicht nur beim Bierpreis setzt die Doppelbock-Alm Akzente. Es gibt eine größere Auswahl an Champagner. Die Preise passen zum Kaviar. Für die 0,7 Liter Flasche Vintage Dom Perignon sind 490 Euro zu zahlen. Kaviar und der teuerste Champagner – wie ist das zu bewerten? Wiedemann will es nicht zu hoch hängen. Es sei zu sehen, dass sich das dritte Festzelt von der Konkurrenz abheben soll. So hat es der Augsburger Stadtrat politisch beschlosse­n. Wiedemann bekam nach langen Debatten im Dezember 2017 den Zuschlag für ein Zelt, sofern er sich als Festwirt von den traditions­reichen und größeren Zelten unterschei­de. Man muss dazu wissen, dass Wiedemann zuvor wenig gastronomi­sche Erfahrung mitbrachte. Wiedemann verdient sein Geld nach wie vor in erster Linie als Chef einer Bauträgerf­irma, die ihren Sitz im Bärenkelle­r hat. „Ich bin aus Leidenscha­ft und Begeisteru­ng zum Festwirt geworden“, sagt Wiedemann. Der 55-Jährige betreibt seit mehreren Jahren zudem zur Vorweihnac­htszeit das Winterland vor der CityGaleri­e. Es ist ein Hüttendorf mit sportliche­n Aktivitäte­n.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Helmut Wiedemann ist der Festwirt der Doppelbock Alm auf dem Augsburger Plärrer. Er ist zum zweiten Mal dabei. Die Almhütte hat er mittlerwei­le gekauft, beim vorigen Mal war sie gemietet. Zum Angebot in der Hütte gehört Kaviar als ganz besonderes Angebot.
Foto: Annette Zoepf Helmut Wiedemann ist der Festwirt der Doppelbock Alm auf dem Augsburger Plärrer. Er ist zum zweiten Mal dabei. Die Almhütte hat er mittlerwei­le gekauft, beim vorigen Mal war sie gemietet. Zum Angebot in der Hütte gehört Kaviar als ganz besonderes Angebot.

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