Dieser Wirt serviert jetzt Kaviar auf dem Plärrer
Die Doppelbock-Alm ist aus mehreren Gründen nicht mehr wiederzuerkennen. Helmut Wiedemann hat sehr viel Geld in ein Projekt investiert, dessen Erfolg nicht planbar ist. Er erläutert seine Beweggründe
Für viele Besucher des Augsburger Plärrers gehören ein halbes Hendl und eine Maß Bier zum Volksfestbummel dazu. Da macht Helmut Wiedemann keine Ausnahme. Ihm schmeckt diese Kombination ebenfalls. Als Festwirt der DoppelbockAlm serviert der 55-Jährige den Gästen daher auch Hendl und Bier. Auf der Speisekarte stehen ferner bayerisch-schwäbische Spezialitäten. Für Gesprächsstoff dürfte nun eine Speise sorgen, die Wiedemann erstmals im Programm hat. Bei ihm gibt es Kaviar auf dem Plärrer. Um sich hier preislich zu orientieren: Für die Kaviardose mit 250 Gramm Inhalt werden 650 Euro verlangt.
Wiedemann weiß selbst nicht, ob eine Dose in dieser Preiskategorie tatsächlich verkauft wird. Er sieht das Angebot „als das ganz besondere Schmankerl“. Zumal es sich auf einer Speisekarte gut lese, wenn das Wort Kaviar darauf stehe.
Der Osterplärrer, der am Sonntag beginnt, ist das zweite Volksfest, das Wiedemann mit seinem Team managt. Mit der Premiere im Herbst 2018 ist die jetzige DoppelbockAlm kaum zu vergleichen. Wiedemann stellt sich neu auf. Wer ein gutes Gedächtnis hat, erkennt, dass das dritte Festzelt anders steht. „Wir haben es gedreht“, erläutert der Festwirt. Es war deshalb nicht sehr kompliziert, weil die vorgegebenen Maße von 25 auf 24 Meter die Drehung ermöglichen. Wahrnehmbar ist, dass es deutlich mehr Außenplätze gibt. In der Summe sind es jetzt 650 Plätze, wobei ein Teil auf der Dachterrasse aufgebaut ist. Im Zelt bleiben es 470 Plätze.
Wiedemann muss etwas schmunzeln, wenn von einem Zelt die Rede ist: „Eigentlich müssten wir von einer Almhütte sprechen.“Hütte mag nicht ausdrücken, welches Invest in dem Projekt steckt. Wiedemann macht dazu keine Angaben. Aus gut informierten Kreisen heißt es, dass der Geschäftsmann gewaltig ins finanzielle Risiko gegangen sei. Ein Betrag von mindestens einer halben Million Euro, der investiert werden muss, sei dabei noch tief gehalten.
Sicher ist, dass Wiedemann die Hütte bei der Firma Pletschacher in Dasing gekauft hat, die auf den Bau von Zelten und Hallen spezialisiert ist. Pletschacher gehören fast alle Zelte auf der Wiesn. Die Doppelbock-Alm gehört jetzt Wiedemann. Bei der Premiere im Herbst hatte er die Hütte gemietet. Auf Dauer wolle er etwas Eigenes, „daher habe ich die Hütte gekauft und lasse sie nach meinen Vorstellungen gestalten“. Dazu zählt eine Bar im Außenbereich. Gäste können zudem vor der Bartheke schaukeln. Wiedemann ist einer, der bei der Arbeit mit anpackt. Als Chef einer Bauträgerfirma ist er vom Fach. Das ist zu spüren, wenn es um Feinheiten geht. Neu sind exklusive Toiletten im Schwarz-Weiß-Design mit großem Handwaschbecken in der Mitte.
Eine weitere Änderung betrifft den gastronomischen Bereich. Wiedemann betreibt die Küche nun mit eigenem Personal. Zuvor hatte Wiedemann mit dem Metzger Werner Schmid aus Wortelstetten kooperiert. Wiedemann, der von seiner Partnerin Andrea Rieß unterstützt wird, hat den Anspruch, dass sich die Gäste „in der Doppelbock Alm wohlfühlen“. Er setze daher auf gepflegte Atmosphäre. Dafür muss der Gast mehr zahlen. Während die Maß im Schallerzelt und im Binswanger-Zelt je 9,30 Euro kosten, sind es bei Wiedemann 10,60 Euro. „Der Preis hat damit zu tun, dass es bei uns ein wenig anspruchsvoller zugehen soll“, sagt Wiedemann. Er betont, dass er zu den anderen Wirten ein gutes Verhältnis habe. Nicht nur beim Bierpreis setzt die Doppelbock-Alm Akzente. Es gibt eine größere Auswahl an Champagner. Die Preise passen zum Kaviar. Für die 0,7 Liter Flasche Vintage Dom Perignon sind 490 Euro zu zahlen. Kaviar und der teuerste Champagner – wie ist das zu bewerten? Wiedemann will es nicht zu hoch hängen. Es sei zu sehen, dass sich das dritte Festzelt von der Konkurrenz abheben soll. So hat es der Augsburger Stadtrat politisch beschlossen. Wiedemann bekam nach langen Debatten im Dezember 2017 den Zuschlag für ein Zelt, sofern er sich als Festwirt von den traditionsreichen und größeren Zelten unterscheide. Man muss dazu wissen, dass Wiedemann zuvor wenig gastronomische Erfahrung mitbrachte. Wiedemann verdient sein Geld nach wie vor in erster Linie als Chef einer Bauträgerfirma, die ihren Sitz im Bärenkeller hat. „Ich bin aus Leidenschaft und Begeisterung zum Festwirt geworden“, sagt Wiedemann. Der 55-Jährige betreibt seit mehreren Jahren zudem zur Vorweihnachtszeit das Winterland vor der CityGalerie. Es ist ein Hüttendorf mit sportlichen Aktivitäten.